Ratten bleiben ihrer Heimat treu

Wanderratten sind äußerst heimatliebende Tiere, obwohl ihr Name ganz anderes vermuten ließe. Die Stadttiere bewegen sich ihr ganzes Leben lang meist nur innerhalb eines Radius von wenigen hundert Metern und wechseln ihr Zuhause bloß in Notfällen.

Das berichten Forscher der University of Baltimore in der Fachzeitschrift Molecular Ecology. Sie fingen 300 Ratten aus elf Stadtvierteln Baltimores, entnahmen Genproben und konnten dadurch Verwandtschaften wie auch deren geografische Ausbreitung zeigen.

Als wichtigen Grund für diese Heimatverbundenheit sehen die Forscher das hochentwickelte Sozialsystem der Tiere, die ihre Familienreviere nach außen verteidigen. Die Größe dieser Reviere beträgt höchstens elf Häuserblöcke, das Bewegungsgebiet einer einzelnen Ratte ist jedoch meistens kaum weiter als ein einziger Häuserblock. Erst wenn die Tiere in einem Revier durch den Menschen stark bekämpft werden und ihre Ausrottung sowie das Ausbreiten fremder Zuwanderratten droht, gehen sie tatsächlich auf Wanderschaft.

Auf ihrer Reise, die dann höchstens zehn Kilometer umfasst, suchen sie ein noch unbesiedeltes Gebiet und gründen dort ein neues Revier. Diese Erkenntnis sei wichtig für die Bekämpfung der Nager, so die Forscher. Denn durch aggressive Versuche der Ausrottung verlagere man das Rattenproblem in der Regel nur in andere Stadtgebiete.

„Für Wanderratten, die ihre fixen Nahrungsquellen haben, gibt es keinen Grund für einen Ortswechsel“, erklärt Susanne Klomburg, Direktorin des Osnabrücker Zoos gegenüber pressetext. Die Wanderratte hat sich vor Jahrhunderten durch die Schifffahrt über den gesamten Planeten verbreitet und ist mittlerweile in jeder Stadt heimisch. Man könne durch Vergiftung oder Jagd ihre Bestände dezimieren, eine Ausrottung sei jedoch kaum möglich, betont Klomburg. „Die Notwendigkeit dazu ist nicht mehr wie früher gegeben, als Ratten noch zu den wichtigsten Verbreitern von Krankheiten zählten. Sie sind zwar nicht hygienisch, doch für die Gesundheit unproblematisch, solange sie nicht mit Lebensmitteln in Kontakt kommen“, so die Zoologin.

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Johannes Pernsteiner pressetext.deutschland

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