Schleiereulen als Vorbild für Mikro-Flugobjekte

Das Vorbild für wendige und schnelle Flugmanöver und hervorragende aerodynamische Fähigkeiten sind die Vögel. Der Vogelflug ist bereits gut erforscht. Eine umfassende Vogelfluganalyse ist technisch jedoch erst seit drei bis fünf Jahren möglich. Seit dem gibt es hochauflösende Hochgeschwindigkeits-Kameras, die kleinste Flugbewegungen verfolgen können. „Unser Projekt der Vogelfluganalyse ist mit dieser Genauigkeit weltweit einmalig“, erklärt Prof. Kähler. Dem Institut stehen acht leistungsfähige Hochgeschwindigkeits-Kameras zur Verfügung.

Untersuchungen an lebenden Vögel
Eine Vogelfluganalyse, die realistische Daten der Bewegungsform und Flügelgeometrie liefert, kann nur mit lebenden Vögeln durchgeführt werden. „Bei toten Vögeln sind die Muskeln erschlafft. Und genau diese Muskeln aber auch die Gelenke an den Flügeln sind die entscheidenden Flugkomponenten“, weiß der erfahrene Segelflieger und Wissenschaftler Friedl. Entscheidend für die dynamischen Flugmanöver auf kleinsten Raum sei die sich laufend verändernde Flügelform während des Fluges. Mit dem an der Universität der Bundeswehr München entwickelten Messsystem werden die Profilgeometrie und die Bewegungsform präzise bestimmt, um später am Computer Geschwindigkeits- und Druckfelder der Strömung berechnen zu können.

Kooperationspartner des Projektes ist das Institut für Biologie der Rheinisch-Westfälischen Hochschule Aachen. Dort werden Schleiereulen gehalten und für diese Untersuchungen eingesetzt. Die Wahl fiel auf Schleiereulen, da sie gut trainierbar sind, Meister des geräuscharmen Fluges sind und ein kontrastreiches Federkleid besitzen, das für optische Vermessung geeignet ist.

Falke soll im eigenen Windkanal fliegen
Zweimal im Jahr erforschen die Wissenschaftler die Geheimnisse des Schlag-fluges an den lebenden Schleiereulen in Aachen. Ab dem Frühjahr 2011 sollen aber auch im eigenen Windkanal an der Universität der Bundeswehr München Untersuchungen an lebenden Falken stattfinden. Dazu soll ein trainierter Falke in dem ca. 20 Meter langen und ca. 2 Meter breiten Windkanal Gleit- und Schlagflüge durchführen und hochauflösende Kameras werden jedes Detail dokumentieren. „Wir haben bereits einen guten Kontakt zu einem Falkner. Da wir alle Tierliebhaber sind, steht das Wohl des Tieres stets im Vordergrund“, erklärt Friedl.

In gut zwei Jahren wollen die Experten für Vogelflug und Aerodynamik Prof. Kähler und Friedl die Analysen abgeschlossen haben. „Interessenten für die Messtechnischen Daten gibt es bereits, wie etwa die TU Braunschweig“, so Friedl. Und damit ist der erste große Schritt zur Entwicklung von neuartigen, autonomen Flugobjekten getan.

Michael Brauns
Pressesprecher
Universität der Bundeswehr München
Tel.: 089/6004-2004
E-Mail: michael.brauns@unibw.de

Media Contact

Michael Brauns idw

Weitere Informationen:

http://www.unibw.de

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Physik Astronomie

Von grundlegenden Gesetzen der Natur, ihre elementaren Bausteine und deren Wechselwirkungen, den Eigenschaften und dem Verhalten von Materie über Felder in Raum und Zeit bis hin zur Struktur von Raum und Zeit selbst.

Der innovations report bietet Ihnen hierzu interessante Berichte und Artikel, unter anderem zu den Teilbereichen: Astrophysik, Lasertechnologie, Kernphysik, Quantenphysik, Nanotechnologie, Teilchenphysik, Festkörperphysik, Mars, Venus, und Hubble.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Experiment öffnet Tür für Millionen von Qubits auf einem Chip

Forschenden der Universität Basel und des NCCR SPIN ist es erstmals gelungen, eine kontrollierbare Wechselwirkung zwischen zwei Lochspin-Qubits in einem herkömmlichen Silizium-Transistor zu realisieren. Diese Entwicklung eröffnet die Möglichkeit, Millionen…

Stofftrennung trifft auf Energiewende

Trennkolonnen dienen der Separation von unterschiedlichsten Stoffgemischen in der chemischen Industrie. Die steigende Nutzung erneuerbarer Energiequellen bringt nun jedoch neue Anforderungen für einen flexibleren Betrieb mit sich. Im Projekt ColTray…

Kreuzfahrtschiff als Datensammler

Helmholtz-Innovationsplattform und HX Hurtigruten Expeditions erproben neue Wege in der Ozeanbeobachtung. Wissenschaftliche Forschung nicht nur von speziellen Forschungsschiffen aus zu betreiben, sondern auch von nicht-wissenschaftlichen Schiffen und marinen Infrastrukturen –…

Partner & Förderer