Sinkender Krankenstand täuscht zunehmende Gesundheit vor

Immer weniger langwierig Erkrankte im Berufsleben

Auch 2004 sanken die Krankenstände um 0,4 Prozent gegenüber 2003 und sie haben nun einen extremen Tiefstand. Die Beschäftigten waren vom Januar bis Oktober 2004 nur 10,8 Tage durchschnittlich krankgeschrieben, im Vorjahreszeitraum fehlten sie 12,1 Tage.

Die Beschäftigten in Deutschland scheinen immer gesünder zu werden: 1991 fehlten Beschäftigte krankheitsbedingt deutlich über drei Wochen (25 Tage) – im Jahr 2003 waren sie im Durchschnitt anderthalb Wochen weniger krank (13,5 Tage). Dieser starke Rückgang wird in der öffentlichen Diskussion vorrangig mit der Angst vor Arbeitsplatzverlust begründet. Das Sinken der Arbeitslosenquote (von 1997 bis 2001 von 11,4 Prozent auf 9,4 Prozent) führte jedoch nicht zu einem Anstieg der Krankschreibungen – der stetige Rückgang der Krankenstände setzt sich auch in diesem Zeitraum fort.

Der BKK Bundesverband erfasst und analysiert die gesundheitlichen Befunde jedes vierten Beschäftigten in Deutschland (6,75 Millionen Sozialversicherungspflichtige). Untersucht man die BKK-Daten zur Arbeitsunfähigkeit näher, kommt man zu dem Schluss, dass nicht allein die Angst vor Arbeitsplatzverlust für den Rückgang der Erkrankungen verantwortlich ist. Ein entscheidender Grund ist der Strukturwandel in der Arbeitswelt.

Immer weniger Beschäftigte mit langwierigen Erkrankungen im Berufsleben

Nur 10 Prozent der Beschäftigten mit den meisten Krankentagen verursachen zwei Drittel aller Arbeitsunfähigkeitstage. Gerade diese langwierig Erkrankten sind vom Beschäftigungsabbau besonders betroffen: Im Jahr 2001 waren 8 Prozent der Beschäftigten länger als sechs Wochen krankgeschrieben, im Jahr 2003 nur noch 6,7 Prozent.

Erkrankungen des Bewegungsapparates und Herz- und Kreislauferkrankungen haben meist lange Falldauern. In den letzten 12 Jahren sind die Fehltage bei diesen beiden Krankheitsarten stark zurückgegangen. Bei Muskel- und Skeletterkrankungen gehen die Arbeitsunfähigkeitstage um 45 Prozent und bei Herz-Kreislaufkrankheiten um 35 Prozent gegenüber den Werten des Jahres 1991 zurück.

Branchen mit hoch qualifizierten Beschäftigten haben niedrigen Krankenstand

Seit Anfang der Neunzigerjahre ist der Anteil der in Dienstleistungsbranchen tätigen Beschäftigten in Deutschland von 60 Prozent auf 70 Prozent aller Beschäftigen gestiegen. Dienstleistungssektoren weisen niedrigere Krankenstände auf als viele Branchen des verarbeitenden Gewerbes. Dies gilt in besonderem Maße für Branchen, deren Beschäftigte ein hohes Qualifikationsniveau besitzen. So haben Datenverarbeitungsfachleute durchschnittlich nur 4 Fehltage und Werbefachleute sind 7 Tage krankgeschrieben. Beschäftigte der Banken und Versicherungen weisen 10 Fehltage auf. In der metallerzeugenden Industrie fehlen die Beschäftigten rund eine Woche länger (16 Tage) und die Beschäftigten der Abfallwirtschaft sind sogar doppelt so lange (20 Tage) krankgeschrieben.

Service

Umfassende Untersuchungen – auch zum regionalen Erkrankungsgeschehen – finden sich im BKK Gesundheitsreport 2004 „Gesundheit und sozialer Wandel“ mit Themenschwerpunkten zur Veränderung der Beschäftigungssituation. Einflussfaktoren wie Alter, Geschlecht und soziale Lage werden im Report detailliert dokumentiert. Ein Blick auf die europäischen Nachbarn ergänzt die Gesundheitsdaten nach Wirtschaftszweigen und Berufen. Kostenfrei gibt es den neuen BKK Gesundheitsreport im Internet.

Media Contact

Christine Richter BKK Bundesverband

Weitere Informationen:

http://www.bkk.de

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