Früher Flugzeug, jetzt Tennisschläger

Stattdessen werden sie zunehmend aus karbonfaserverstärkten Kunststoffen gebaut, denn dieses Material ist wesentlich leichter, aber ähnlich stabil wie Metall.

Was das Recycling dieses Materials angeht, ist die Lage dürftig: Die Fasern wiederzuverwerten, ist bislang noch nicht wirtschaftlich – es fehlt an entsprechenden Verfahren. Zwar lassen sich die Fasern über die Pyrolyse von dem Polymer trennen, das sie umgibt. Dabei wird das Material unter Luftabschluss auf 1200 Grad Celsius erhitzt.

Das Problem: Die Fasern sind nach diesem Prozedere verknäuelt, das Wirrwarr ist nur schwer aufzutrennen. Zudem büßen sie ihre Zugfestigkeit ein: Bei den wiedergewonnenen Exemplaren liegt sie nur noch bei 40 bis 50 Prozent.

Das Fraunhofer-Institut für Bauphysik IBP entwickelt daher ein Verfahren weiter, das ursprünglich im Bergbau verwendet wird – beispielsweise um Diamanten aus dem umgebenden Gestein zu gewinnen.

Das Prinzip: Die Forscher »schießen« mit Blitzen auf den Karbon verstärkten Kunststoff. Der Strom fließt vor allem entlang der Phasengrenzen und trennt die Fasern vom umgebenden Polymer. Lässt man sie allerdings zu lange unter diesem Beschuss, zerfallen sie zu Karbonstaub.

Die Forscher haben daher einen Wasserkreislauf angebracht, mit dem sie die bereits gelösten Fasern heraus schwemmen. Deren Zugfestigkeit ist deutlich besser als bei der Pyrolyse: Momentan behalten die recycelten Fasern 60 Prozent ihrer einstigen Zugfestigkeit.

Langfristig wollen die Forscher sie auf 80 Prozent steigern – genug, um daraus beispielsweise Tennisschläger zu fertigen. In etwa zwei bis drei Jahren, so das Ziel, soll eine Tonne karbonverstärkter Kunststoff pro Stunde auf diese Art wiedergewonnen werden.

Fraunhofer-Institut für Bauphysik IBP
Fraunhoferstr. 10 | 83626 Valley | www.ibp.fraunhofer.de
Kontakt: Dr. Volker Thome | Telefon +49 8024 643-623 | volker.thome@ibp.fraunhofer.de

Presse: Janis Eitner | Telefon +49 8024 643-203 | janis.eitner@ibp.fraunhofer.de

Media Contact

Dr. Volker Thome Fraunhofer Forschung Kompakt

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Materialwissenschaften

Die Materialwissenschaft bezeichnet eine Wissenschaft, die sich mit der Erforschung – d. h. der Entwicklung, der Herstellung und Verarbeitung – von Materialien und Werkstoffen beschäftigt. Biologische oder medizinische Facetten gewinnen in der modernen Ausrichtung zunehmend an Gewicht.

Der innovations report bietet Ihnen hierzu interessante Artikel über die Materialentwicklung und deren Anwendungen, sowie über die Struktur und Eigenschaften neuer Werkstoffe.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Experiment öffnet Tür für Millionen von Qubits auf einem Chip

Forschenden der Universität Basel und des NCCR SPIN ist es erstmals gelungen, eine kontrollierbare Wechselwirkung zwischen zwei Lochspin-Qubits in einem herkömmlichen Silizium-Transistor zu realisieren. Diese Entwicklung eröffnet die Möglichkeit, Millionen…

Stofftrennung trifft auf Energiewende

Trennkolonnen dienen der Separation von unterschiedlichsten Stoffgemischen in der chemischen Industrie. Die steigende Nutzung erneuerbarer Energiequellen bringt nun jedoch neue Anforderungen für einen flexibleren Betrieb mit sich. Im Projekt ColTray…

Kreuzfahrtschiff als Datensammler

Helmholtz-Innovationsplattform und HX Hurtigruten Expeditions erproben neue Wege in der Ozeanbeobachtung. Wissenschaftliche Forschung nicht nur von speziellen Forschungsschiffen aus zu betreiben, sondern auch von nicht-wissenschaftlichen Schiffen und marinen Infrastrukturen –…

Partner & Förderer