Vielzeller sind älter als gedacht

Die Entdeckung der mehr als 250 Versteinerungen mit einem Durchmesser von bis zu zwölf Zentimetern ändert den Blick auf die Entstehung komplexen Lebens. An dem Fund im zentralafrikanischen Gabun war auch Prof. Dr. Franz Fürsich beteiligt, der den Lehrstuhl für Paläontologie am GeoZentrum der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg leitet. Über ihre Entdeckung berichten die Forscher in der aktuellen Ausgabe des Wissenschaftsmagazins Nature.

„Die Funde zeigen, dass verhältnismäßig große Organismen, die auf eine koordinierte Art und Weise wachsen, bereits vor 2,1 Milliarden Jahren existierten. Das hat uns überrascht, denn bisherige Funde vergleichbarer Art waren rund eine halbe Milliarde Jahre jünger“, erklärt Professor Fürsich. Das koordinierte Wachstum früher Lebensformen war eine Voraussetzung für die weitere Entwicklung hin zum Vielzeller.

Bislang vereinzelt gefundene Fossilien belegten die Existenz von Vielzellern vor rund 1,6 Milliarden Jahren im Proterozoikum. Einige dieser frühen Entwicklungslinien existieren noch heute, wie z. B. Rot- und Grünalgen. Im Proterozoikum gab es zwei Zeitabschnitte, in denen sich – als Voraussetzung für die Entwicklung größerer Lebewesen – Sauerstoff in der Atmosphäre anreicherte. Die Entwicklung der Fossilien aus Gabun, die einen frühen Schritt in Richtung großer vielzelliger Organismen darstellen, wurde eventuell durch die erste Phase vor etwa 2,45 bis 2,2 Milliarden Jahren ermöglicht.

Die zweite Phase vor rund 0,8 bis 0,54 Milliarden Jahren löste die so genannte „Kambrische Explosion“ des Lebens aus – eine Zeit, in der sich viele neue Arten entwickelten. Sie ereignete sich in einem geologisch sehr kurzen Zeitraum von einigen Millionen Jahren, in denen sich neue Arten und die genetischen Körperbaupläne mehrzelliger Tierstämme entwickelten. Warum es 1,5 Milliarden Jahre gedauert hat, bis sich vielzellige Organismen auf unserem Planeten durchsetzten, ist eines der ungelösten Rätsel in der Geschichte des Lebens auf der Erde.

Die Universität Erlangen-Nürnberg, gegründet 1743, ist mit 27.000 Studierenden, 550 Professorinnen und Professoren sowie 2000 wissenschaftlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern die größte Universität in Nordbayern. Schwerpunkte in Forschung und Lehre liegen an den Schnittstellen von Naturwissenschaften, Technik und Medizin in engem Dialog mit Jura und Theologie sowie den Geistes-, Sozial- und Wirtschaftswissenschaften. Seit Mai 2008 trägt die Universität das Siegel „familiengerechte Hochschule“.

Weitere Informationen für die Medien:

Prof. Dr. Franz Fürsich
Tel.: 09131/85-23324
franz.fuersich@gzn.uni-erlangen.de

Media Contact

Pascale Anja Dannenberg idw

Weitere Informationen:

http://www.uni-erlangen.de

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Biowissenschaften Chemie

Der innovations-report bietet im Bereich der "Life Sciences" Berichte und Artikel über Anwendungen und wissenschaftliche Erkenntnisse der modernen Biologie, der Chemie und der Humanmedizin.

Unter anderem finden Sie Wissenswertes aus den Teilbereichen: Bakteriologie, Biochemie, Bionik, Bioinformatik, Biophysik, Biotechnologie, Genetik, Geobotanik, Humanbiologie, Meeresbiologie, Mikrobiologie, Molekularbiologie, Zellbiologie, Zoologie, Bioanorganische Chemie, Mikrochemie und Umweltchemie.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Atomkern mit Laserlicht angeregt

Dieser lange erhoffte Durchbruch ermöglicht neuartige Atomuhren und öffnet die Tür zur Beantwortung fundamentaler Fragen der Physik. Forschenden ist ein herausragender Quantensprung gelungen – sprichwörtlich und ganz real: Nach jahrzehntelanger…

Wie das Immunsystem von harmlosen Partikeln lernt

Unsere Lunge ist täglich den unterschiedlichsten Partikeln ausgesetzt – ungefährlichen genauso wie krankmachenden. Mit jedem Erreger passt das Immunsystem seine Antwort an. Selbst harmlose Partikel tragen dazu bei, die Immunantwort…

Forschende nutzen ChatGPT für Choreographien mit Flugrobotern

Robotik und ChatGPT miteinander verbinden… Prof. Angela Schoellig von der Technischen Universität München (TUM) hat gezeigt, dass Large Language Models in der Robotik sicher eingesetzt werden können. ChatGPT entwickelt Choreographien…

Partner & Förderer