Mit dem Nackthai auf Larvenfang

Fischereibiologen des Johann Heinrich von Thünen-Instituts (vTI) sind zu einer elftägigen Expedition in die Nordsee aufgebrochen, um sich ein Bild über die aktuelle Verteilung der Bodenfische in der Deutschen Bucht zu machen und die Häufigkeit und Verteilung von Heringslarven abzuschätzen.

Da die jungen Heringslarven für normale Fischernetze viel zu klein sind, kommt ein engmaschiges Fanggerät zum Einsatz, das aufgrund seiner länglichen, fischähnlichen Form „Nackthai“ genannt wird. Das gut 2 Meter lange Gerät ist speziell für den Fang von Fischlarven und Plankton vom fahrenden Schiff aus konstruiert. Aufgrund seines offenen, stabilen Stahlrahmens kann es mit Geschwindigkeiten von bis zu 5 Knoten durch das Wasser gezogen werden.

Die Heringslarven-Untersuchungen werden in dieser Form seit 1972 regelmäßig durchgeführt. Neben dem deutschen Fischereiforschungsschiff „Walther Herwig III“ beteiligen sich auch andere Nordsee-Anrainerstaaten mit ihren Schiffen an den Datenerhebungen. Die Ergebnisse bilden eine wichtige, von der Fischerei unabhängige Grundlage zur Bestandsabschätzung und gehen in die Festlegung der Fangquoten für diesen wichtigen Speisefisch ein.

Auch der zweite Teil der Forschungsreise ist in ein langjähriges, interdisziplinäres Forschungsprogramm des Instituts eingebunden. In einem festgelegten Untersuchungsgebiet in der Deutschen Bucht nordwestlich von Helgoland wird alljährlich die Zusammensetzung der Bodenfischfauna intensiv untersucht. Parallel zu den Untersuchungen der Fischfauna wird die Sedimentstruktur des Meeresbodens und die Artenvielfalt der wirbellosen Bodenbewohner wie Stachelhäuter, Schwämme oder Borstenwürmer von Meeresbiologen des Forschungsinstituts Senckenberg analysiert, die neben den Fischereiforschern des vTI-Instituts für Seefischerei bei dieser Fahrt mit an Bord sind. Magenanalysen bei ausgewählten Fischarten sollen Aufschluss über das Nahrungsnetz im Winter geben. Zusätzlich erfassen die Wissenschaftler Umweltparameter wie Salzgehalt, Temperatur und Nährstoffe. Ein Ziel dieser Untersuchungen ist es, durch den Klimawandel bedingte Veränderungen im Artengefüge der Nordsee-Ökosysteme besser zu verstehen.

Die „Walther Herwig“ wird am 15. Januar wieder in ihrem Heimathafen Bremerhaven zurück erwartet.

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Dr. Michael Welling idw

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