Nordseegarnelen weiter verbreitet als vermutet

Nach einer vierwöchigen Forschungsfahrt im Januar 2006 brachte das Fischereiforschungsschiff SOLEA interessante Ergebnisse mit zurück. Die gesamte Nordsee ist im Winter bis etwa 50 m Wassertiefe von den Nordseegarnelen besiedelt.

Ein Forscherteam aus dem Institut für Seefischerei der Bundesforschungsanstalt für Fischerei (BFAFi) in Hamburg hat unter dem Stichwort „Wintergarnelen“ das Vorkommen und die Häufigkeiten von überwinternden Nordseegarnelen im Bereich der Deutschen Bucht und angrenzender Seegebiete überprüft, erstmals auch zusammen mit dem dänischen Partnerinstitut in Esbjerg.

Bisher gilt die Lehrmeinung, dass sich die Krabben im Winter in die etwas tieferen und wärmeren Gewässer vor der Küste zurückziehen. Die umfangreichen diesjährigen Untersuchungen, die sich von der jütländischen Küste im Norden bis in die Mitte der Nordsee erstreckten, ergaben indes ein anderes Bild. Untersucht wurde ein Tiefenspektrum von 10 bis 50 Metern. Die Gesamtfänge an „Krabben“ lagen im Mittel auf dem Niveau der Vorjahre, waren aber nicht eindeutig tiefenabhängig. Mit diesem Ergebnis reift die bestandsbiologisch wichtige Erkenntnis, dass die gesamte Nordsee im Winter bis etwa 50 m Wassertiefe von den Nordseegarnelen besiedelt ist und nicht nur ein mehr oder weniger breites Band entlang des Küstenverlaufs. Bei vergleichsweise niedrigen Wassertemperaturen um 2° C fanden sich auch unerwartet viele Tiere in Küstennähe, sogar im flacheren Wasser innerhalb der Inselkette Ostfrieslands, wie die Fänge des gecharterten Kutters POSEIDON dort ergaben. FFS SOLEA kann dort wegen seines Tiefgangs selbst nicht mehr fischen.

Durch Vergleich der Ergebnisse in verschiedenen Jahren wollen die Fischereibiologen die Auswirkungen von unterschiedlich harten Wintern auf die Verteilung der Krabben in der Nordsee besser beurteilen können. Dies wird auch den Fischern von Nutzen sein; bislang gilt die Faustregel, dass ein strenger Winter im folgenden Herbst gute Fänge bringen wird.

Media Contact

Dr. Michael Welling idw

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Biowissenschaften Chemie

Der innovations-report bietet im Bereich der "Life Sciences" Berichte und Artikel über Anwendungen und wissenschaftliche Erkenntnisse der modernen Biologie, der Chemie und der Humanmedizin.

Unter anderem finden Sie Wissenswertes aus den Teilbereichen: Bakteriologie, Biochemie, Bionik, Bioinformatik, Biophysik, Biotechnologie, Genetik, Geobotanik, Humanbiologie, Meeresbiologie, Mikrobiologie, Molekularbiologie, Zellbiologie, Zoologie, Bioanorganische Chemie, Mikrochemie und Umweltchemie.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Das Mikrobiom verändert sich dynamisch und begünstigt wichtige Funktionen für den Wirt

Ein interdisziplinäres Forschungsteam des Kieler SFB 1182 untersucht am Beispiel von Fadenwürmern, welche Prozesse die Zusammensetzung des Mikrobioms in Wirtslebewesen steuern. Alle vielzelligen Lebewesen – von den einfachsten tierischen und…

Wasser im Boden – genaue Daten für Landwirtschaft und Klimaforschung

Die PTB präsentiert auf der Woche der Umwelt, wie sich die Bodenfeuchte mithilfe von Neutronenstrahlung messen lässt. Die Bodenfeuchte hat nicht nur Auswirkungen auf die Landwirtschaft, sondern ist als Teil…

Bioreaktor- und Kryotechnologien für bessere Wirkstofftests mit humanen Zellkulturen

Medizinische Wirkstoffforschung… Viele Neuentwicklungen von medizinischen Wirkstoffen scheitern, weil trotz erfolgreicher Labortests mit Zellkulturen starke Nebenwirkungen bei Probanden auftreten. Dies kann passieren, wenn zum Beispiel die verwendeten Zellen aus tierischem…

Partner & Förderer