Was Pflanzen krank macht

Sonderforschungsbereich untersucht Mechanismen der Informationsverarbeitung in Pflanzen

Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) hat einen neuen Sonderforschungsbereich (SFB 648) an der Martin-Luther-Universität bewilligt, der sich der „Untersuchung der Molekularen Mechanismen der Informationsverarbeitung in Pflanzen“ widmet. An diesem Verbund zur Förderung der Exzellenzforschung, der am Fachbereich Biologie der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg beheimatet ist, sind auch Arbeitsgruppen aus dem Biozentrum, der Landwirtschaftlichen Fakultät sowie aus den beiden Leibniz-Instituten für Pflanzenbiochemie in Halle und für Pflanzengenetik und Kulturpflanzenforschung in Gatersleben beteiligt.

Der neue SFB 648 wurde trotz großer nationaler Konkurrenz um die immer knapper werdenden Fördermittel bewilligt und ist deutschlandweit einer der ganz wenigen Sonderforschungsbereiche, der sich ausschließlich mit der Analyse von Pflanzen befasst. Er knüpft nahtlos an den Ende 2004 abgelaufenen SFB 363 an („Molekulare Zellbiologie pflanzlicher Systeme“) und setzt damit die langjährige Tradition der herausragenden Pflanzenforschung im Raum Halle fort.

Das Großforschungsvorhaben ist perspektivisch auf zwölf Jahre angelegt. Für die erste, vierjährige Bewilligungsphase stellt die DFG insgesamt rund sechs Millionen ¤ zur Verfügung. Der SFB 648 umfasst insgesamt 13 Projekte, die sich um die Aufklärung der molekularen Mechanismen bemühen, die der Wechselwirkung von Pflanzen mit Krankheitserregern, den intrazellulären Netzwerken und der Signalverarbeitung in Pflanzen zugrunde liegen. Im Gegensatz zu Tier und Mensch sind Pflanzen ortsgebunden, können also in Stresssituationen nicht davonlaufen. Sie haben auch kein auf Antikörper basierendes Immunsystem, sondern nutzen andere Mechanismen zur Abwehr von Krankheitserregern. Im SFB 648 geht es deshalb nicht nur um den Informationsaustausch innerhalb und zwischen den pflanzlichen Zellen und Geweben, sondern auch um die Mechanismen der Erkennung und Abwehr bakterieller und pilzlicher Krankheitserreger.

Diesen auf den ersten Blick sehr unterschiedlichen Kommunikationsprozessen liegen auf molekularer Ebene erstaunlich ähnliche Mechanismen zugrunde. Die Aufklärung der grundlegenden Prinzipien bei diesen Signal- und Kommunikationsvorgängen in Pflanzen ist das gemeinsame Interesse aller am SFB beteiligten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler. Das innovative Potential und die Stärke dieses SFB liegt im Wechselspiel der unterschiedlichen Systeme und Disziplinen.

Hier wird langfristig die Chance geboten, komplexe Kommunikationsnetzwerke zu entschlüsseln, die der pflanzlichen Entwicklung und Abwehr zugrunde liegen. Neben seiner überragenden wissenschaftlichen Wirkung ist die Einrichtung des SFB 648 auch von großer Bedeutung für Ausbildung und Förderung von Nachwuchswissenschaftlern und Nachwuchswissenschaftlerinnen. Insgesamt wurden von der DFG 21 Doktoranden- und Postdoktorandenstellen bewilligt, die jungen Forschern exzellente Möglichkeiten zur weiteren Qualifikation bieten.

Ansprechpartnerin:

Prof. Dr. Ulla Bonas
Martin-Luther-Universität, Institut für Genetik
Tel: 0345 55-26290
E-Mail: ulla.bonas@genetik.uni-halle.de

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Ingrid Godenrath idw

Weitere Informationen:

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