Mehr als 4000 Viszeralmediziner tagen ab heute in Hamburg

Veranstalter der interdisziplinären Tagung sind die Deutsche Gesellschaft für Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS), deren Sektion gastroenterologische Endoskopie und die Deutsche Gesellschaft für Allgemein- und Viszeralchirurgie (DGAV). Schwerpunkte in diesem Jahr sind funktionelle und Bewegungsstörungen an Speisröhre, Magen und Darm, akute Bauchspeicheldrüsenentzündung, Krebserkrankungen und Transplantationen.

Auch internationale Experten etwa der Mayo Clinic, Rochester, aus Harvard und Utrecht bereichern mit ihren Vorträgen das wissenschaftliche Programm. Ein Arzt-Patienten-Seminar am Samstag bietet aktuelles Wissen von Experten für Laien und Betroffene. Die Tagung findet noch bis zum 22. September 2012 im Congress Center Hamburg (CCH) statt.

Wie bedeutend die interdisziplinäre Zusammenarbeit in der Viszeralmedizin ist, zeigt sich am Beispiel der schweren akuten Bauchspeicheldrüsenentzündung. „Sie ist in unserem Fachgebiet immer noch eine der tödlichsten Erkrankungen; Internist und Chirurg müssen sich täglich neu darüber abstimmen, was für den Patienten das Beste ist“, sagt DGVS-Kongresspräsident Professor Dr. med. Peter Layer aus Hamburg.

„Denn mit einer optimierten Therapie können die Überlebensraten von 50 auf weit über 80 Prozent gesteigert werden“, erläutert Professor Layer. Der Paradigmenwechsel in der Behandlung – zunächst konservativ zu therapieren und eine etwaige Operation so schonend und so spät wie möglich durchzuführen – wird auch durch neuere Studien von Professor Hjalmar van Santvoort aus Utrecht gestützt, die er auf der „Viszeralmedizin 2012“ präsentiert.

Auch Transplantationen sind Thema auf dem Kongress. Hier wird es nicht nur um Techniken der Organentnahme oder Komplikationen gehen. Bereits vor Bekanntwerden des Transplantationsskandals hatte DGAV-Präsident Professor Stefan Post die Verteilungsgerechtigkeit von Organen auf die Agenda gesetzt: „Jedes Jahr warten mehr Menschen auf eine Leber als es Spender gibt, sodass wir vor dem Problem der Verteilung stehen. In Deutschland gilt das Prinzip der Dringlichkeit: Jene Patienten, die in den nächsten drei Monaten voraussichtlich versterben, erhalten das lebensrettende Organ“, erläutert Post. Dies sei jedoch nur eine mögliche Form, die sich auch negativ auf die Komplikationen nach der Transplantation auswirkt. Diskutieren ließe sich, ob jüngere Patienten bevorzugt werden sollten oder Patienten mit den besten Erfolgsaussichten nach der Transplantation. Diese Fragen sollten keinesfalls von Medizinern alleine entschieden werden, sondern bedürfen eines gesellschaftlichen und politischen Konsens.

Besondere Bedeutung kommt auf dem Kongress der endoskopischen Entfernung von Krebs im Frühstadium zu. „Wir verzeichnen derzeit eine starke Zunahme an Speiseröhrenkrebs und hier besonders des Barrett-Karzinoms. Das betrifft vor allem Männer über 50 Jahren mit chronischem Sodbrennen“, sagt Professor Dr. med. Jürgen Hochberger, Vorsitzender der DGVS Sektion Endoskopie, Hildesheim. Gleich drei endoskopische Verfahren stehen für die Behandlung zur Verfügung – je nach Schwere und Ausbreitung der Barrett-Schleimhaut. Das neueste Verfahren, die Endoskopische Submucosa-Dissektion (ESD), weist zwar das geringste Wiedererkrankungsrisiko auf, ist jedoch auch das invasivste Verfahren und technisch anspruchsvoll. „Da hier auch ein funktionierendes Team entscheidend ist, tagen wir gemeinsam mit dem Endoskopiepflege- und Assistenzpersonal“, ergänzt Professor Hochberger.

Die Viszeralmedizin gehört zu den vielfältigsten Fächern der Medizin. Dies möchten die Kongresspräsidenten auch dem Nachwuchs vermitteln. Erstmals gibt es daher ein Tutorenprogramm für Medizinstudenten im klinischen Semester: Zusammen mit einem Tutor besuchen sie in Kleingruppen ausgewählte Vorträge, die sie gezielt vor- und nachbereiten. Als weitere Neuerung des Kongresses sind alle eingereichten und akzeptierten Arbeiten in das Kongressprogramm als Vortrag integriert. Als „Nachleseversion“ sind die Originalbeiträge zusätzlich während des gesamten Kongresses in der „Science Lounge“ an Terminals abrufbar.

Aktiv in das Programm eingebunden sind auch Selbsthilfegruppen. Zusammen mit Experten bieten sie am Samstag in kostenlosen Arzt-Patienten-Seminare aktuelles Wissen über Pankreatitis, Hepatitis oder Reizdarm für Patienten und interessierte Laien. Weitere Informationen und das Kongressprogramm finden Interessierte im Internet unter http://www.viszeralmedizin.com.

Terminhinweise:

Eröffnungssitzung der Viszeralmedizin 2012
Termin: Mittwoch, 19. September 2012, 17.00 bis 18.30h
Ort: Saal 4, CCH

Kongress-Pressekonferenz anlässlich der Viszeralmedizin 2012
Termin: Donnerstag, 20. September 2012, 12.30 bis 13.30 Uhr
Ort: Saal 18/19, Congress Center Hamburg (CCH)

BJS-Lecture/Festvortrag Walter-Kausch-Medaille
für Pankreaschirurgie der DGAV
Surgical Treatment of Pancreatic Cancer – Update 2012
K. D. Lillemoe, Harvard Medical School, Boston, USA
Termin: Donnerstag, 20. September 2012, 10.30 – 10.52 Uhr
Ort: Saal 3, CCH

Wrapping it up:
How to treat necrotizing pancreatitis today?
H. van Santvoort Utrecht, Niederlande
Termin: Freitag, 21. September 2012, 11.10 – 11.30 Uhr
Ort: Saal 3, CCH

Ismar Boas Lecture
New Approaches in Drug Therapy: Breakthroughs or Blind Alleys?
M. Camilleri, Mayo Clinic, Minnesota, Rochester, USA
Termin: Freitag, 21. September 2012, 16.21 – 16.43 Uhr
Ort: Saal A, CCH

Arzt-Patienten-Seminare (kostenfreier Eintritt):
Samstag, 22. September 2012, 9:00 bis 14.00 Uhr
CCH und Hörsaal der Asklepios Medical School (AMS)

Kontakt für Journalisten:
Pressestelle Viszeralmedizin 2012
Christine Schoner, Irina Lorenz-Meyer
Pf 30 11 20, 70451 Stuttgart
Tel: 0711 8931-573
Fax: 0711 8931-167
schoner@medizinkommunikation.org
lorenz-meyer@medizinkommunikation.org

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