Eingriff in die Natur

Diese Eingriffe verändern die Natur in einem Ausmaß, das Wissenschaftler veranlasst, von einem neuen geologischen Zeitalter zu sprechen: dem Anthropozän – dem Zeitalter der menschengemachten Natur. Wissenschaftler befassen sich mit dieser „ökologischen Neuartigkeit“ von Montag bis Mittwoch, 27. bis 29. August, auf einer Konferenz im Zentrum für interdisziplinäre Forschung (ZiF) der Universität Bielefeld.

Die Natur- und Sozialwissenschaftler aus Deutschland, der Schweiz und den USA versuchen zu verstehen, welche dieser menschengemachten Umweltveränderungen die gesellschaftlichen Entwicklung beeinträchtigen und wie die Natur gestaltet werden kann, ohne ihr zu schaden. Die Forscher diskutieren daher, wie sich problematische Naturveränderungen ausgleichen oder rückgängig machen lassen.
Dabei steht ihnen die ökologische Neuartigkeit im Weg. Denn sie bedeutet, dass aktuelles ökologisches Wissen nur begrenzt gültig ist – eben, weil es für die aktuellen Fälle von Umweltveränderungen keine historischen Beispiele gibt. Zentrale Frage der Konferenz ist daher: Wie sind verantwortungsbewusste Eingriffe in die Umwelt möglich, wenn verlässliches Wissen über die Folgen fehlt und Nicht-Handeln ebenfalls problematisch ist?

Beispiele für ökologische Sanierung sind die Wiederansiedlung von vertriebenen Pflanzen und Tieren, die Erneuerung von Erdböden, die Vernichtung giftiger Substanzen und das Aufreißen von Straßen, so dass sie von der Natur zurückerobert werden können. Waldbrände und Wasserfluten haben mitunter ebenfalls ökologische Funktionen, indem sie Landstriche mit Nährstoffen versorgen. So verhindern zum Beispiel künstliche Begradigungen von Flüssen, dass regelmäßiges Hochwasser angrenzende Felder überschwemmt und Schlamm als natürlichen Dünger zurücklässt. In solchen Fällen könnte ein Rückbau sinnvoll sein – und gleichzeitig riskant, weil sich nicht berechnen lässt, welche nicht gewollten Schäden er anrichtet.

„Es geht uns um das Spannungsfeld zwischen Vorsorgeprinzip und Realwelt-Experiment“, sagt der Leiter der Tagung, Dr. Christoph Küffer von der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich. Derzeit dominiert in der europäischen Umweltpolitik die Vorsorge: Belastungen und Schäden für die Umwelt sollen im Voraus vermieden werden. Damit haben Versuche mit neuen Eingriffen in die Natur, die Anpassungen an ökologische Neuartigkeit ermöglichen sollen, geringe Chancen. Die Teilnehmer der Konferenz sprechen über die Ethik von Interventionen in Ökosystemen. Außerdem greifen sie auf, welche Möglichkeiten es gibt, Ökosysteme zu „designen“.
Tagungszeiten:
27. August, 9.00 Uhr bis 19.00 Uhr
28. August, 9.00 Uhr bis 19.00 Uhr
29. August, 9.00 Uhr bis 16.00 Uhr

Kontakt bei Fragen zur Veranstaltung:
Dr. Christoph Küffer, Eidgenössische Technische Hochschule Zürich
Institut für Integrative Biologie
Telefon: +41 44 632 43 08
E-Mail: christoph.kueffer@env.ethz.ch

Um Anmeldung im Tagungsbüro wird gebeten:
Trixi Valentin, Universität Bielefeld
Telefon: 0521 106-2769
Fax: 0521 106-6024
E-Mail: trixi.valentin@uni-bielefeld.de

Media Contact

Jörg Heeren idw

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Veranstaltungsnachrichten

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

FDmiX: Schnelle und robuste Serienproduktion von Nanopartikeln

Verkapselungstechnologie der nächsten Generation… Nukleinsäure-basierte Medikamente wie mRNA-Impfstoffe bieten ein enormes Potenzial für die Medizin und eröffnen neue Therapieansätze. Damit diese Wirkstoffe gezielt in die Körperzellen transportiert werden können, müssen…

Sensor misst Sauerstoffgehalt in der Atemluft

Eine zu geringe oder zu hohe Sauerstoffsättigung im Blut kann bleibende körperliche Schäden bewirken und sogar zum Tod führen. In der Intensiv- und Unfallmedizin wird die Sauerstoffkonzentration der Patientinnen und…

Neue MRT-Technik erkennt Schlaganfälle in kürzester Zeit

Tag gegen den Schlaganfall: Forschende der Universitätsmedizin Mainz haben im Rahmen einer Studie erstmals eine KI-gestützte Magnetresonanz-Tomographie (MRT)-Methode untersucht, um akute ischämische Schlaganfälle effizienter detektieren zu können. Dabei setzten sie…

Partner & Förderer