Jeder Fünfte in Deutschland arbeitet für den Export

Der deutsche Außenhandel hat für das Wirtschaftswachstum sowie den Arbeitsmarkt in Deutschland zentrale Bedeutung. „War vor zehn Jahren erst jeder Sechste in Deutschland Erwerbstätige vom Export abhängig, ist es heute bereits jeder Fünfte“, teilte der Präsident des Statistischen Bundesamtes, Johann Hahlen, heute bei einem Pressegespräch in Frankfurt am Main zum Stand des deutschen Außenhandels und seiner gesamtwirtschaftlichen Verflechtung mit.

Im Jahr 2005 waren nach aktuellen Ergebnissen aus der Input-Output- Rechnung des Statistischen Bundesamtes rechnerisch 8,3 Millionen Arbeitsplätze in Deutschland vom Export abhängig, 2,4 Millionen mehr als 1995 und fast eine Million mehr als 2000. Für den Inlandsmarkt arbeiteten 2005 rund 30,5 Millionen Personen, das waren 1,3 Millionen weniger als 2000. Somit konnten diese Arbeitsplatzverluste der letzten fünf Jahre letztlich durch die Arbeitsplatzgewinne in der Exportwirtschaft nicht kompensiert werden.

Deutlichen Einfluss hatte der erfolgreiche Außenhandel seit 2000 – mit Ausnahme des Jahres 2003 – auf das Wachstum des Bruttoinlandsprodukts. Ungefähr zwei Drittel des realen Wirtschaftswachstums in den letzten beiden Jahren, nämlich 1,1%- Punkte von 1,6% im Jahr 2004 und 0,6%-Punkte von 1,0% im Jahr 2005, verdankt Deutschland dem realen Außenbeitrag, das heißt dem Saldo aus Aus- und Einfuhren von Waren und Dienstleistungen.

Die in den Exporten enthaltene inländische wirtschaftliche Leistung ist von 1995 bis 2005 nominal um 81,3% gestiegen, das gesamte Bruttoinlandsprodukt in diesem Zeitraum „nur“ um 21,6%. Die mit der inländischen Produktion für die Auslandsnachfrage verbundene wirtschaftliche Leistung erhöhte sich entsprechend anteilsmäßig von 15,6% des Bruttoinlandsproduktes im Jahr 1995 auf 23,2% im Jahr 2005.

Bezogen auf den Wert der Exporte ist der ausländische Anteil an der Wertschöpfungskette der deutschen Exporte kontinuierlich gewachsen. Die bei der Produktion von Waren und Dienstleistungen für den Auslandsmarkt eingesetzten importierten Vorleistungen hatten 2005 einen Anteil von 22,6% am Export. Nur zu Handelszwecken oder zur Lohnveredelung vorübergehend nach Deutschland eingeführte Waren trugen 17,0% zum Export bei. Das ergibt zusammen einen Importanteil der Exporte von 39,6%.

Betrachtet man nur den Warenexport ohne die Dienstleistungen, so liegt der Anteil der Importe am gesamten Warenexport bei 41,7%. Bei den drei Haupthandelsgütern zeigen sich große Unterschiede. Besonders hoch war der Importanteil 2005 bei chemischen Erzeugnissen mit 51,7%.

Er lag bei Kraftwagen mit 37,0% leicht unter dem Durchschnitt aller Warenexporte und bei Maschinen mit 30,9% relativ niedrig. Bei chemischen Erzeugnissen dominierten Handelswaren und Importe zur Lohnveredelung, bei Kraftwagen und Kraftwagenteilen importierte Vorleistungen.

Beim starken Wachstum des deutschen Außenhandels in den letzten Jahren – von 1995 bis 2005 hat sich der Außenhandelsumsatz um 95% erhöht – ergaben sich nur wenige strukturelle Veränderungen, etwa was die Haupthandelspartner der Bundesrepublik Deutschland angeht: Traditionell liegen die deutschen Hauptabsatzmärkte in der Europäischen Union. Nahezu zwei Drittel aller Waren wurden 2005 dorthin exportiert. Auf Länderebene ergaben sich in den letzten Jahren kaum Veränderungen. Ausfuhrseitig führt Frankreich vor den USA und Großbritannien, einfuhrseitig liegt Frankreich ebenfalls vorn, gefolgt von den Niederlanden und den USA. Veränderungen ergaben sich jedoch im Handel mit den zehn neuen EU- Mitgliedsländern und mit der Volksrepublik China: Der deutsche Außenhandel mit diesen Staaten Mittel- und Osteuropas hat sich seit 1995 sowohl bei der Ausfuhr als auch bei der Einfuhr verdreifacht; mit China hat er sich ausfuhrseitig vervierfacht und einfuhrseitig sogar verfünffacht.

Die Expansion des deutschen Außenhandels vollzog sich im letzten Jahrzehnt vor dem Hintergrund einer starken Zunahme des internationalen Handelsaufkommens. Eine Betrachtung allein der deutschen Handelsströme gibt deshalb keine Auskunft darüber, ob der Marktanteil der deutschen Waren bei unseren Handelspartnern gesunken oder gestiegen ist. Letzteres zeigt die so genannte Export- Performance an: Wachsen die deutschen Exporte schneller als die Gesamtimporte der 25 bedeutendsten Partnerländer, so steigt die Export-Performance; wachsen sie langsamer, so sinkt sie. Im Jahresvergleich 2004/2005 sank der Export-Performance-Index von 96 auf 91 Punkte oder um 4,4%. Dies hängt unter anderem mit den stark gestiegenen Rohölpreisen zusammen. Die Nachfrage nach Rohöl ist wenig preiselastisch, ein Preisanstieg führt somit zu einer für Deutschland ungünstigen Anteilsverschiebung in den Gesamtimporten unserer Partnerländer.

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