Biodiversität als Krankenversicherung – Forschungspartner laden zu thematischer Workshopreihe ein

Wie sich Krankheitserreger in Ökosystemen halten, wie sie Artgrenzen überspringen und welchen Einfluss menschgemachte Störungen haben, sind aktuelle Fragen der Gesundheits- und Biodiversitätsforschung.

Das Netzwerk-Forum zur Biodiversitätsforschung lädt, zusammen mit Partnern wie dem Senckenberg Forschungsinstitut und der Humboldt-Universität Berlin, zu zwei thematischen Workshops in Frankfurt und Berlin, um aktuelle Beispiele und Forschungsergebnisse vorzustellen und Lösungsansätze zu diskutieren.

Klimatische Veränderungen und die zunehmende Globalisierung haben einen großen Einfluss auf die Ökologie von Parasiten und die Übertragungsdynamik von Infektionskrankheiten auslösenden Erregern (Pathogene). Beispiele dafür sind die Blauzungenkrankheit (BTV) bei Schafen und Rindern oder das Dengue-Fieber bei Menschen. Diese Aspekte wurden im Auftaktworkshop des NeFo-Themenschwerpunktes „Gesundheit und Biodiversität“ im April dieses Jahres angerissen und diskutiert (s.u).

In zwei weiterführenden Workshops zu diesem Themenschwerpunkt sollen nun zwei weitere aktuelle Aspekte mit Experten aus verschiedenen Forschungsdisziplinen intensiv beleuchtet werden. Die Folgen von Veränderungen in Lebensräumen und Ökosystemen für das Vorkommen und die Ausbreitung von Infektionskrankheiten stellen die Organisatoren Dr. Stefan Klose (Universität Ulm), Prof. Dr. Bernd Sures (Universität Duisburg-Essen) und Prof. Dr. Sven Klimpe (Biodiversität und Klima Forschungszentrum (BiK-F) und Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung) in ihrem Workshop am 28./29. November in Frankfurt in den Mittelpunkt. „Die Dynamik solcher Infektionskrankheiten, vor allem die Erhaltung von Krankheitserregern im Wirt, die Überschreitung von Artschranken, der Verlust von Biodiversität und die Auswirkungen dieser Prozesse auf Natur- und Artenschutz, Jagd und Forstwirtschaft sind bislang nur sehr unzureichend verstanden. Das Verständnis dieser Zusammenhänge ist jedoch entscheidend: Der Verlust der Biodiversität, die Veränderungen der Landnutzung und die Zerschneidung von Lebensräumen werden Ökosysteme weltweit zunehmend in ihrer Funktion beeinträchtigen.“ so die Workshoporganisatoren.

Welche wesentliche Rolle Wasser bei der Übertragung und Eingrenzung von Infektionskrankheiten spielt, wollen Dr. Brigitte Bannert von der Humboldt-Universität und Dr. Klaus Knopf vom Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB) in einem weiteren Workshop am 24./25. November in Berlin klären. „Nicht nur die aus den Tropen und Subtropen bekannten wasserbezogenen Infektionskrankheiten wie z.B. Cholera, Amöbenruhr oder Bilharziose spielen eine wichtige Rolle. Auch die heimische (Trink-) Wasserwirtschaft steht vor großen Herausforderungen. Zunehmende Veränderungen der Gewässer durch den Menschen, z. B. durch Wasserbau, Nährstoffeintrag, Verschleppung und Einwanderung fremder Arten, verändern auch die Parasitenfauna. Hier kann die ökologische Forschung wichtige Beiträge für gesundheitspolitische Entscheidungsprozesse liefern.“ sagt Organisatorin Bannert. „Zur Prävention von Infektionskrankheiten durch Überträger, wie beispielsweise blutsaugende Insekten ist eine interdisziplinäre Vernetzung der Parasitologie, Biologie, Medizin und Veterinärmedizin sowie der Umwelt- und Klimaforschung nötig“.

Die NeFo-Workshops unterstützen den Prozess, naturwissenschaftliche Expertise aus verschiedenen Disziplinen mit gesellschaftsrelevanter Forschung zusammenzubringen, um innovative und lösungsorientierte Forschungsansätze zu verfolgen, Entscheidungsträger in Politik und Gesundheitsvorsorge zu beraten und zukunftsweisende Allianzen zu bilden.

24./25.11.2011, Berlin:
Workshop: Infektionskrankheiten und Biodiversität in anthropogen veränderten Gewässern
–>Programm unter
http://www.biodiversity.de/images/stories/Downloads/Workshopberichte
/waterbornflyer.pdf
28.-29.11.2011, Frankfurt / Main:
Workshop: Biodiversität und Infektionskrankheiten – Neue Herausforderung für Wissenschaft und Gesellschaft
–>Programm unter
http://www.coronavirus.org/fileadmin/2011-11-10_Flyer_Workshop.pdf
Weiterführende Literatur:
NeFo-Schwerpunktartikel „Wildtierfleisch aus den Tropen – das unterschätzte Risiko für Infektionskrankheiten“ –>

http://biodiversity.de/index.php/de/fuer-presse-medien/top-themen-biodiversitaet

NeFo-Faktenblatt Nachhaltige Nutzung mit Schwerpunkt ‚Bushmeat' –>hier
http://biodiversity.de/images/stories/SBSTTA/nefo-factsheet-bushmeat.pdf
Bericht NeFo-Workshop „Klimawandel, Parasiten und Infektionskrankheiten – eine globale Herausforderung“ –>hier
http://biodiversity.de/images/stories/Downloads/Workshopberichte/bericht_ws
_parasiten_end_02_09_2011.pdf
Ansprechpartner:
Sebastian Tilch
NeFo-Pressereferent
Telefon: 0341-235-1062
E-Mail: sebastian.tilch@ufz.de
Netzwerk-Forum zur Biodiversitätsforschung Deutschland (NEFO) ist eine Kommunikationsplattform für Wissenschaftler und Anwender von Wissen zur biologischen Vielfalt. Das Projekt wird im Rahmen von DIVERSITAS-Deutschland e.V. durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert. Ein wichtiges Ziel ist es, die Forschung unterschiedlicher Disziplinen, die sich mit gesellschaftlich relevanten Fragestellungen zur Biodiversität befasst, stärker ins öffentliche Licht zu stellen. Projektpartner sind das Museum für Naturkunde Berlin, Universität Potsdam und Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung – UFZ.

Media Contact

Sebastian Tilch idw

Weitere Informationen:

http://www.biodiversity.de

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