Stefan Ehlers erhält ersten Hamburger Wissenschaftspreis
Ausgezeichnet wird Ehlers für die Entwicklung kliniknaher Modellsysteme zur Erforschung der Krankheitsausprägung und Behandlung der Tuberkulose. Der Preis ist von der Hamburgischen Stiftung für Wissenschaften, Entwicklung und Kultur Helmut und Hannelore Greve mit einem Preisgeld von 100.000 € dotiert. Die Ausschreibung für 2009 war dem Thema „Infektionsforschung“ gewidmet.
„Professor Ehlers ist ein exzellenter Grundlagenforscher auf dem Gebiet der Biomedizin, der immer auch die diagnostische und therapeutische Relevanz seiner Forschungen im Blick hat“, so Prof. Heimo Reinitzer, Akademiepräsident und Vorsitzender der Jury. „Dem Anliegen des Stifters folgend, will die Akademie mit dem Preis eine herausragende wissenschaftliche Leistung auszeichnen und zugleich Forschung fördern, die dem Wohl der Menschen dient. Die Arbeit von Professor Ehlers entspricht diesen Zielen des Preises in geradezu idealer Weise.“
Ausschlaggebend für die Zuerkennung des Preises war insbesondere der von Professor Ehlers vorgeschlagene Verwendungszweck für das Preisgeld: Seine Arbeitsgruppe wird am Forschungszentrum Borstel eine Teststation für die Antibiotikatherapie der Tuberkulose in Tiermodellen optimieren. Infektionen mit multiresistenten Tuberkulose-Bakterien nehmen weltweit und auch in Deutschland zu. Die Behandlung der Tuberkulose mit Antibiotika wird dadurch grundsätzlich in Frage gestellt, passende neue Antibiotika werden dringend benötigt. Zwar wurde in den letzten Jahren eine Reihe neuer Substanzen entwickelt, es gibt aber in Deutschland praktisch keine Testkapazitäten zur Überprüfung ihrer Wirksamkeit in kliniknahen Modellsystemen – sei es in Zellkultur oder im Tiermodell. Die Arbeitsgruppe um Stefan Ehlers verfügt über die Expertise, die experimentelle Antibiotikatherapie der Tuberkulose in speziellen Mausmodellen durchzuführen, die die Krankheitsausprägung bei Menschen gut widerspiegeln.
Professor Ehlers (geb. 1957) studierte von 1978 bis 1985 Humanmedizin an der Universität Freiburg, im Anschluss daran war er mehrere Jahre als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für medizinische Mikrobiologie an der Freien Universität Berlin sowie an mehreren Berliner Kliniken tätig. 1994 wurde er als Arzt für Mikrobiologie und Infektionsepidemologie anerkannt; 1996 folgte die Habilitation für die Fächer Medizinische Mikrobiologie und Infektionsimmunologie. Seit 1996 ist er in verschiedenen Positionen am Forschungszentrum Borstel tätig und lehrte an den Universitäten Lübeck und Kiel; mehrere Forschungsaufenthalte führten ihn in die USA (u.a. an Dep. of Pathology, Ann Arbor/Michigan). Seit 2007 hat er den Lehrstuhl für Molekulare Entzündungsmedizin an der Universität Kiel inne, seit Juli 2008 leitet er den Bereich Mikrobielle Entzündungsforschung am Forschungszentrum Borstel. Er ist seit dessen Beginn 2007 stellvertretender Sprecher des Exzellenzclusters „Inflammation at Interfaces“ (Borstel-Kiel-Lübeck).
Der Hamburger Wissenschaftspreis 2009 wird am 19. November 2009 in einem Festakt im Hamburger Rathaus unter der Schirmherrschaft von Hamburgs Erstem Bürgermeister Ole von Beust verliehen. Mit der Verleihung des Preises unterstreicht die Akademie der Wissenschaften in Hamburg die Bedeutung der Wissenschaften in der Region und setzt ein Zeichen für Themen von wissenschaftlicher und gesellschaftlicher Bedeutung. Zukünftig wird der Preis alle zwei Jahre in einem Bereich der Natur-, Technik-, Geistes- oder Gesellschaftswissenschaften ausgeschrieben. Ausgezeichnet wird ein in Deutschland tätiger Wissenschaftler bzw. eine Wissenschaftlerin oder eine Forschergruppe. Kriterien sind die Qualität der wissenschaftlichen Arbeit, die Zukunftsorientierung der Forschungsergebnisse und der vorgeschlagene Verwendungszweck für das Preisgeld.
Der Akademie der Wissenschaften in Hamburg (gegründet 2004) gehören herausragende Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus Norddeutschland an. Sie versteht sich als klassenlose Arbeitsakademie: Ihre Mitglieder konzipieren und bearbeiten interdisziplinäre Projekte zu wissenschaftlichen Grundlagenproblemen und gesellschaftlich bedeutenden Zukunftsfragen. Die Akademie fördert die Zusammenarbeit zwischen Fächern, Hochschulen und wissenschaftlichen Einrichtungen in der Region und engagiert sich für den Dialog zwischen Wissenschaft und Öffentlichkeit. Die Grundausstattung der Akademie wird finanziert aus Mitteln der Freien und Hansestadt Hamburg.
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