Paul-Martini-Preis: Ehrungen für neue Leukämie-Therapie und eine Grundlage für neue Antibiotika

Prof. Dr. med. Stephan Stilgenbauer, Ulm, und Prof. Dr. med. Michael Hallek, Köln, wurden ausgezeichnet für eine lebensverlängernde neue Therapie für bestimmte Leukämie-Patienten. Privatdozent Dr. med. Jan Wehkamp, Stuttgart, erhielt den Preis für eine Entdeckung, die zu neuartigen Antibiota beitragen kann. Die Verleihung fand bei der Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin (DGIM) in Wiesbaden statt. Der mit 25.000 Euro dotierte Preis wird jährlich von der Paul-Martini-Stiftung verliehen.

Prof. Dr. med. Stephan Stilgenbauer und Prof. Dr. med. Michael Hallek sind als Internisten an den Universitätskliniken von Ulm bzw. Köln tätig. Ihnen gelang es, die Behandlung der chronischen lymphatischen Leukämie (CLL) wesentlich zu verbessern und erstmals sogar eine Verlängerung des Gesamtüberlebens zu erzielen: Zusätzlich zu einer Chemotherapie erhalten die Patienten auch Infusionen mit Rituximab. Dieser gentechnisch hergestellte Antikörper war ursprünglich gegen bestimmte Formen von Lymphknoten-Krebs entwickelt worden; doch erkannten die Preisträger, dass er auch bei der CLL – der häufigsten Form von Leukämie bei Erwachsenen – wirksam ist. Die neue Behandlungsmethode erprobten die Mediziner gemeinsam mit anderen Ärzten der Deutschen CLL Studiengruppe und Kollegen im Ausland. Auch konnten sie molekulare Mechanismen bei der Krankheitsentstehung und in der Entwicklung von Resistenzen beschreiben und zeigen, wie diese überwunden werden können.

PD Dr. med. Jan Wehkamp vom Stuttgarter Robert-Bosch-Krankenhaus forscht am dortigen Dr. Margarete Fischer-Bosch-Institut für Klinische Pharmakologie über antibiotisch wirksame Moleküle, die der Mensch selbst bildet. Rätsel gab ihm zunächst das von Hautzellen produzierte Beta-Defensin I auf, denn im Labor schien es fast wirkungslos zu sein. Er erkannte jedoch, dass es in sauerstoffarmer Umgebung – etwa auf Schleimhäuten im Körperinneren – auf chemischem Wege „angeschaltet“ wird und dann sehr wohl gegen unterschiedliche Bakterien und schädliche Pilze Wirkung zeigt. Damit legte Wehkamp die Grundlage dafür, Beta-Defensin I oder Varianten davon für medizinische Zwecke zu nutzen.

„Für die Pharmakotherapie der Zukunft gibt es noch viele Schätze zu heben!“, so Professor Dr. Peter C. Scriba (München) in seiner Laudatio. „Sie liegen zum einen in Wirkstoffen, die zwar schon gegen eine bestimmte Krankheit zugelassen sind, aber auch Patienten mit anderen Krankheiten helfen könnten. Und sie liegen zum anderen in zahlreichen natürlichen Stoffen, auch im menschlichen Körper, die ein Vorbild für neue Wirkstoffe darstellen. Für beides haben die Preisträger exzellente Beispiele geliefert!“

Die Paul-Martini-Stiftung
Die gemeinnützige Paul-Martini-Stiftung, Berlin, fördert die Arzneimittelforschung sowie die Forschung über Arzneimitteltherapie und intensiviert den wissenschaftlichen Dialog zwischen medizinischen Wissenschaftlern in Universitäten, Krankenhäusern, der forschenden Pharmaindustrie, anderen Forschungseinrichtungen und Vertretern der Gesundheitspolitik und der Behörden. Träger der Stiftung ist der vfa, Berlin, mit seinen derzeit 44 Mitgliedsunternehmen.

Die Stiftung ist benannt nach dem herausragenden Bonner Wissenschaftler und Arzt Professor Paul Martini (1889-1964), in Würdigung seiner besonderen Verdienste um die Förderung und Weiterentwicklung der klinisch-therapeutischen Forschung.

Media Contact

Dr. Rolf Hömke idw

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Förderungen Preise

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Diagnose-App für Tierärzte

h_da-Forscherinnen entwickeln KI-gestütztes Tool. Drei Forscherinnen der Hochschule Darmstadt (h_da) entwickeln gemeinsam mit zwei Tierärztinnen eine Diagnose-App für Haus- und Nutztiere. Sie soll Untersuchungen und Befunde in Veterinärpraxen vereinheitlichen, Krankheitsverläufe…

Die Geschwindigkeit der Zeit verändern

Künstliche Intelligenz in Robotern oder Kleidungstechnologie soll autonom auf gestresste oder gelangweilte Menschen reagieren – Team aus der Wahrnehmungspsychologie an EU-Projekt ChronoPilot beteiligt. Während sich im Stau die Sekunden und…

Nachhaltige Lösungen für Mobilität, Energie und Industrie

Hannover Messe 2023: Automatisiertes Fahren im ÖPNV, optische Filter aus dem Tintenstrahldrucker und ein intelligent vernetztes Experimentierfeld für die Energiesysteme der Zukunft: Diese und weitere Innovationen stellt das Karlsruher Institut…

Partner & Förderer