Höchster europäischer Forschungspreis für Informatik-Professor Andreas Zeller

Der Informatiker Andreas Zeller will damit die grundlegenden Prinzipien großer Softwaresysteme erforschen. Mit diesen Erkenntnissen sollen künftig automatisch fehlerfreie Computersysteme erstellt werden, um etwa den Geldverkehr, soziale Netzwerke oder die Flugüberwachung sicherer zu gestalten.

Der Saarbrücker Informatiker Andreas Zeller hat in den vergangenen Jahren intensiv erforscht, wie man automatisch Fehler in Computerprogrammen mit mehreren Millionen Codezeilen findet. „Bei der Fehlersuche hat man aber stets das Problem, zu entscheiden, was überhaupt ein Fehler ist. Programme dürfen nicht abstürzen – das ist einfach. Aber was ist das ‚richtige’ Verhalten einer Bankanwendung oder eines Flugzeugs? “, beschreibt Andreas Zeller die Herausforderung.

In den letzten Jahren haben Informatiker Verfahren entwickelt, bei denen über automatische Beweise gezeigt wird, dass ein Computersystem auch genau das tut, wofür es gedacht ist. „Dafür muss der Software-Entwickler jedoch genau wissen, was das ‚richtige’ Verhalten des Programms sein soll. Und er muss diese ‚Gesetze’ mathematisch präzise spezifizieren – was genauso aufwändig und schwer wie das Programmieren selbst ist“, erläutert Zeller.

Um den Entwicklern diese mühsame und schwierige Handarbeit künftig zu ersparen, will der Saarbrücker Forscher auch diese Aufgabe vollautomatisch dem Rechner übertragen. „Wir werden dafür vorhandene komplexe Computersysteme genau analysieren und daraus die Spezifikationen der Systeme ableiten“, sagt Zeller. Oft sei dieses Wissen nämlich über die Jahre verloren gegangen, weil die ursprünglichen Entwickler längst an anderen Projekten arbeiten. Oder es wurde nie systematisch dokumentiert. „Man kann das mit den mittelalterlichen Kathedralen vergleichen. Damals gab es nur einfache Baupläne und kaum statische Berechnungen. Wenn wir heute verstehen wollen, warum die Kathedralen über Jahrhunderte nicht eingestürzt sind, müssen wir die Grundlagen ihrer Statik herausfinden. Wir erforschen systematisch das Verhalten großer Computersysteme, um das enthaltene Wissen für sichere und fehlerfreie Programme zu nutzen“, beschreibt Zeller das Forschungsziel.

Der ERC Advanced Grant ist die höchstdotierte Forschungsförderung der Europäischen Union – und die begehrteste: In diesem Jahr hatten sich 2284 Wissenschaftler für die Förderung beworben, nur etwa 12 Prozent der Anträge wurden bewilligt. Andreas Zeller ist der erste Professor der Universität des Saarlandes, der diese hohe Auszeichnung erhält und der erste Wissenschaftler in Deutschland, der im Bereich der Informatik und Computerwissenschaften mit diesem Preis ausgezeichnet wird. Vor zwei Jahren bekam der Saarbrücker Informatik-Professor Michael Backes bereits einen mit rund einer Million Euro dotierten ERC Starting Grant, der sich an junge Forscher unter 35 Jahren richtet.

Mit der Fördersumme von bis zu 2,3 Millionen Euro wird Professor Zeller rund zehn Doktoranden und promovierte Wissenschaftler einstellen können. Sie werden in den kommenden fünf Jahren in dem neuen Forschungsprojekt namens Specmate (“Specification Mining and Testing”) die Prinzipien der Softwaresysteme analysieren.

Fragen beantwortet:

Prof. Dr. Andreas Zeller
Lehrstuhl für Softwaretechnik der Universität des Saarlandes
Tel. 0681/302-70971
Mail: zeller@cs.uni-saarland.de
Hinweis für Hörfunk-Journalisten: Sie können Telefoninterviews in Studioqualität mit Wissenschaftlern der Universität des Saarlandes führen, über Rundfunk-ISDN-Codec. Interviewwünsche bitte an die Pressestelle (0681/302-3610) richten.

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Friederike Meyer zu Tittingdorf Universität des Saarlandes

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