EU-Descartes-Preis für Jagd nach Gammastrahlenausbrüchen
Der von der EU zum dritten Mal verliehene Descartes Forschungspreis in Höhe von 1 Million Euro wurde am 5. Dezember zur Hälfte einer transnationalen Forschergruppe verliehen, zu der auch zwei Wissenschaftler des Astrophysikalischen Instituts Potsdam (AIP) gehören.
Das Projekt unter der Leitung von Dr. Edward Van den Heuvel (Universität Amsterdam) an dem Wissenschaftler aus den Niederlanden, Italien, Spanien, Großbritannien, Dänemark und Deutschland beteiligt waren, wurde für seine Leistungen zur Erklärung von Gamma Ray Bursts (GRB) ausgezeichnet.
Gamma Ray Bursts sind die energiereichsten und gleichzeitig entferntesten Explosionen massiver Sterne, die je gemessen wurden. Sie gehören zu den faszinierendsten Phänomenen des Kosmos, ihre Entschlüsselung liefert wichtige Bausteine zur Erklärung der Sternentstehung und der frühen Phase des Universums. „Trotz einer Entfernung von mehr als 10 Milliarden Lichtjahre war der stärkste GRB in der Minute seiner Explosion heller als alle Objekte des Universums zusammen genommen. In dieser kurzen Zeit wurde von ihm mehr Energie ausgestoßen als von der Sonne in ihrer 10 Milliarden langen Lebenszeit“, sagt Michael Andersen. Der Potsdamer Astrophysiker ist seit seiner Zeit in Kopenhagen an der Jagd nach den entfernten Energieausbrüchen beteiligt und hält den Rekord für die Messung der stärksten und entferntesten jemals gemessenen kosmischen Explosion. „Gamma Ray Bursts sind Erscheinungen von kurzer Dauer. Ist es schon selten, einen GRB mit Röntgensatelliten wie dem italienisch-holländischen Instrument BeppoSAX, der einen wichtigen Teil der für die Preisvergabe ausschlaggebenden Daten geliefert hatte, aufzuspüren, gibt es noch weniger Möglichkeiten zur genauen Lokalisierung und spektroskopischen Untersuchung“, so Andersen. Das Netzwerk zwischen einer Vielzahl von Observatorien der EU ist daher unerlässlich, damit möglicht schnell nachdem ein GRB von einem Satelliten aufgespürt wurde, ein optisches Teleskop und ein Spektrometer auf ihn eingestellt werden kann. Denn nur spektroskopische Analysen des optisch „nachglühenden“ Gammastrahlenausbruchs ermöglichen eine exakte Entfernungs- und Geschwindigkeitsmessung.
Diese Zusammenarbeit einer Vielzahl von europäischen Forschern, zu denen auch Jochen Greiner gehörte, der bis Mitte des Jahres am AIP arbeitete und nun beim Max-Planck-Institut für Extraterrestrische Physik in Garching tätig ist, war Voraussetzung für die herausragende wissenschaftliche Leistung, die nun durch den EU-Descartes-Preis Würdigung erfährt.
Das Preisgeld von 500.000 Euro wird voraussichtlich in die Entwicklung eines Spektrographen für das Very Large Telescope (VLT) in Chile aufgewendet. Nur Großteleskope der 8-10 Meter Klasse sind in der Lage, in die entfernten Regionen der GRB vorzudringen. Das AIP wird mit der Fertigstellung des Large Binocular Telescopes in Arizona/USA demnächst nicht nur über das leistungsstärkste erdgebundene optische Teleskop, sondern auch über den im Institut konstruierten hochleistungsfähigen Spektrographen PEPSI verfügen, um zukünftig noch mehr als die 50-60 bekannten GRBs zu vermessen.
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