Europa: Viele Wege – ein Ziel? forost berichtet über Forschungsergebnisse

In Vertretung von Wissenschaftsminister Goppel begrüßt Ministerialdirigent Dr. Friedrich Wilhelm Rothenpieler die Gäste, denn das Bayerische Staatsministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst hat mit seiner Förderung diese Forschungsarbeit ermöglicht.

Sozialistisches Erbe

In der ersten Forschungsperiode beobachteten die Sozialwissenschaftler, Juristen, Sprachwissenschaftler und Historiker vor allem den Anpassungsprozess der neuen Mitgliedsländer vom Postsozialismus zur Marktwirtschaft. Prof. Dr. Klaus Roth, LMU und Sprecher von forost, fasst die Ergebnisse zusammen: „Von der Transformation zur Integration“.

Einem der Ergebnisse der zweiten Forschungsphase, dem „Vertrauen“, kommt für eine erfolgreiche europäische Integration eine Schlüsselrolle zu: Vertrauen der Menschen und Länder untereinander, Vertrauen in das System und seine Institutionen, Vertrauen in alltägliche Situationen. Ein „West“europäer geht ganz selbstverständlich davon aus, dass beispielsweise sein Geld auf einer Bank sicher verwahrt ist oder dass Recht und Gesetz nicht nur auf dem Papier und zudem für alle gleich gelten. Prof. Dr. Rainer Arnold und Prof. Dr. Friedrich-Christian Schroeder, beide Universität Regensburg, stellen in ihrem Beitrag die Frage, ob „Rechtsnormen“ auch in der „Rechtswirklichkeit“ umgesetzt werden.

Aufgewachsen im Sozialismus und Nachkommunismus vertrauen die Menschen in den mittel- und osteuropäischen Ländern eher ihren Familienangehörigen als dem Staat. Vertrauen in öffentliche Ämter muss sich erst entwickeln, staatliche Institutionen müssen es sich erst verdienen.

Prof. Dr. Jörg Maier, Univ. Bayreuth und Prof. Dr. Joachim Möller, Direktor des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung in Nürnberg, diskutieren die Spannung zwischen nationalen Besonderheiten und europäischer Einheit: „Wie viel Vielfalt ist vertretbar?“.

Wie viel Vielfalt verträgt die europäische Einheit?

Neben dem Gesamtprozess der europäischen Einigung hat forost auch die Besonderheiten der einzelnen Länder untersucht: ihre Traditionen, Sprachen, Geschichten und Kulturen.

Wie beurteilen sich die Mitglieder der Europäischen Union gegenseitig? „Anders – oder doch nicht?“ Die unterschiedlichen Fremd- und Selbstbilder beleuchtet Prof. Dr. Daniel Drascek von der Universität Regensburg.

Seit der EU-Erweiterung 2004 galt das Interesse der forost-Wissenschaftler der Frage, wie die unterschiedlichen Wege nach und jetzt auch in Europa ohne Verlust demokratischer Freiheiten zu bewältigen sind – einem Europa, das mit 27 Mitgliedsstaaten und 493 Mio. Bürgern den größten und friedlichsten Wirtschaftsraum der Erde stellt. Die Besonderheiten der Sprachen und Kulturen, der Länder und Regionen zu bewahren und doch ein einheitliches Europa zu gestalten, diese Aufgabe ist noch lange nicht abgeschlossen, Spannungen und Konflikte sind vorprogrammiert. Dr. Kenneth Hanshew und Prof. Dr. Walter Koschmal von der Universität Regensburg zeigen in aller Deutlichkeit wie stark die Vorstellungen von „Europa“ voneinander abweichen: „Europa vor Augen und im Kopf“.

Die abschließende Podiumsdiskussion greift die Frage auf, die viele EU-Bürger beschäftigt: „Gemeinsames Erbe – geteilte Zukunft?“.

Referate und Diskussionen wechseln sich so ab, dass auch die Besucher eingebunden sind. Und die Ergebnisse einer langen Forschungsreihe zeigen, dass „Europa“ bei aller Überzeugung und Begeisterung eine große Herausforderung ist und bleibt.

Kontakt und Anmeldung:
Helga Schubert
forost Geschäftsstelle
Geschwister Scholl Platz 1
80539 München
Tel (0174) 9 42 56 13
Fax (089) 74 61 33-33
E-Mail forost@lrz.uni-muenchen.de

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Christine Kortenbruck idw

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