Aktienmarkt: Beachtliche Resistenz

Die seit Mitte März an den internationalen Börsen vorwiegend von Technologie- und Finanztiteln getragene Erholungsrallye hat zuletzt angesichts des starken Euro etwas an Momentum eingebüßt, aber im Zuge besser als befürchtet ausgefallener Unternehmensberichte eine beachtliche Breite und Resistenz gegenüber belastenden Meldungen von der Konjunkturfront gezeigt. Der Dax-Index konnte im internationalen Vergleich wieder Anschluss finden (seit Jahresbeginn +4 Prozent, Dow Jones und Nasdaq +4 bzw. +16, Nikkei -5).

Den skeptischeren Marktakteuren fehlt bislang noch der Nachweis für eine Überwindung der globalen Nachfrageschwäche. Der nach den Deflationswarnungen der US-Notenbank durch die Zinsabstinenz der EZB zusätzlich angeheizte Höhenflug des Euro vermindert die Belebungseffekte, die von der amerikanischen Wirtschaft ausgehen können. Dagegen verbessern sich jenseits des Atlantiks die Preis- und Gewinnspielräume und flankieren die im Jahr vor der Präsidentschaftswahl ohnehin auf Wachstum ausgerichtete Geld- und Steuersenkungspolitik flankieren. Offen bleibt vorläufig, ob ungeachtet genereller Ölpreis-Entlastungen die amerikanischen Unternehmen auch in der Breite fähig sein werden, ihre Investitionsbudgets nachhaltig auszuweiten und somit den zur Senkung der Arbeitslosenraten und Konsumstärkung (Einzelhandelsumsatz April ohne Autos minus 0,9%) erforderlichen Konjunkturanschub zu leisten.

Eine kräftigere US-Expansion bleibt mithin Voraussetzung, dass es auch den europäischen Volkswirtschaften gelingen kann, ihre strukturellen Probleme zu lösen und wieder Tritt zu fassen. Nach den bislang schwachen Impulsen in der Eurozone (BIP-Stagnation im ersten Quartal, in Deutschland sogar Rückgang um 0,2 Prozent) ist die Wirtschaftserholung allerdings fast schon in Richtung 2004 zu vertagen und die Hoffnung auf nennenswerte Investitionszuwächse trotz steigendem Modernisierungsbedarf begrenzt. Bremsend wirkt neben den für Exporteure ungünstigeren Währungsrelationen nicht zuletzt die Verunsicherung durch die schleppende Auflösung des Reformstaus in wichtigen EU-Ländern.

Insgesamt ist nach der jüngsten Kletterpartie der Aktien das Bedürfnis nach konjunktureller Untermauerung des Erholungsszenarios gewachsen. Trotz relativer Attraktivität gegenüber Zinspapieren sollte im Zuge der auslaufenden Dividendensaison ein periodisch aufflackerndes Absicherungsbedürfnis somit nicht überraschen. Angesichts der im Zuge von Kostenmaßnahmen deutlich abgesenkten Gewinnschwellen bei den Unternehmen, günstiger Liquiditätsverfassung und – für einen beginnenden Aufschwung – moderaten Bewertungen dürften sich im Jahresverlauf jedoch neuerliche Avancen durchsetzen. An schwachen Tagen bietet sich somit weiterer Positionsaufbau mit vermehrt zyklischen Schwerpunkten an.

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Hans Beth Landesbank Rheinland-Pfalz

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