Schmerzmedizin heute: alte Fragen – neue Antworten

Eine Veranstaltungsserie für die allgemeine Öffentlichkeit bietet täglich vom 17. bis 20. Oktober „Schmerztherapie zum Anfassen“. Dr. med. Marianne Koch, die Ehrenpräsidentin der Deutschen Schmerzliga, moderiert am Freitag, den 21. Oktober das traditionelle öffentliche Forum zum Thema Rückenschmerz. Am 22. Oktober beendet eine Fortbildungsveranstaltung für Ärzte und Angehörige der Pflegeberufe die Veranstaltung.

Alleine in Deutschland warten schätzungsweise 15 Millionen Menschen mit chronischen Schmerzen auf neue Antworten der Experten auf die Frage, wie sie ihre Pein lindern können. Bei den betroffenen Patienten ziehen die Schmerzen im Rücken, in den Muskeln und Gelenken, pochen unter der Schädeldecke oder schießen schon bei geringsten Berührungen wie ein Elektroschock durch den Körper.

Nervenschmerzen effektiver behandeln.

Über Fortschritte in der Therapie werden die Experten in Göppingen etwa bei der Behandlung von Nervenschmerzen berichten. Bei dieser Schmerzform ist das Nervensystem selbst geschädigt und Auslöser der Pein. »Diese Schmerzen sind auf der einen Seite viel häufiger als wir früher dachten, auf der anderen Seite sind sie unglaublich schwer effektiv zu behandeln«, erklärt Dr. Gerhard H. H. Müller-Schwefe, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Schmerztherapie und Leiter der Südwestdeutschen Schmerztage. Seit kurzer Zeit stehen den Ärzten nun neue Medikamente zur Verfügung, die an mehreren Stellen gleichzeitig in das Schmerzgeschehen eingreifen und dadurch zu besseren Behandlungsergebnissen führen. Hinzu kommen neue Wirkstoffe für die örtliche Behandlung.

Rückenschmerzen: Nur selten ist es die Bandscheibe.

Dass für Rückenschmerzen nur selten die Bandscheibe, dafür aber umso öfter die Muskulatur verantwortlich ist, belegen neue Untersuchungen, die ebenfalls in Göppingen präsentiert und diskutiert werden. Diese Einsicht hat Konsequenzen für die Therapie: Nicht nur Medikamente, welche die überaktiven Nervenzellen im Rückenmark dämpfen, sondern auch Bewegungstherapien und Verhaltensmedizin, die in einer sogenannten multimodalen Therapie kombiniert werden, bringen hier deutliche Fortschritte. »Das ist die effektivste Rückenschmerztherapie die wir zur Zeit haben«, sagt Müller-Schwefe.

Die Wahrnehmung beeinflusst den Schmerz.

Welche Rolle die Wahrnehmung bei der Schmerzverarbeitung spielt wird der renommierte Hirnforscher Professor Manfred Spitzer von der Universität Ulm beleuchten. »Schmerz hat etwas mit Gefühlen zu tun, etwas mit der Situation, in der wir uns befinden, wenn sie auftreten«, erläutert Dr. Müller-Schwefe. »Dies bedeutet, dass unsere Wahrnehmung auch Schmerzen steuert und verändert.« Dieses Wissen wollen die Schmerzmediziner auch therapeutisch nutzen. Darum sind die Erkenntnisse nicht nur bedeutsam für Ärzte, die Schmerzpatienten behandeln, sondern auch für die Patienten selbst und eine breite Öffentlichkeit. Entsprechend wird Professor Spitzer nicht nur an der Ärztefortbildung, sondern auch am öffentlichen Patientenforum teilnehmen.

Schmerz und Herz.

Neue Erkenntnisse bringt auch Professor Kati Thieme vom Institut für medizinische Psychologie der Universität Marburg mit nach Göppingen. Zu den Forschungsgebieten der Psychologin gehört die Fibromyalgie, der Ganzkörperschmerz. So hat Professor Thieme etwa herausgefunden, dass Fibromyalgie-Patienten beispielsweise eine veränderte Stressreaktion haben. Über diese physiologische Reaktion ist der Schmerz eng mit der Herztätigkeit verknüpft. Dies bedeutet, dass sich Schmerz nicht nur auf Herz reimt, sondern dass die Beziehung tiefer geht, als Experten bislang annahmen. Darum steht der Vortrag der Expertin auf dem Patientenforum unter dem Titel »Wie unser Herz den Schmerz beeinflusst.«

Kontakt und weitere Informationen:
Pressestelle Deutsche Gesellschaft für Schmerztherapie
Barbara Ritzert · PROSCIENCE COMMUNICATIONS GmbH
Tel. 08157 9397-0 · ritzert@proscience-com.de

Media Contact

Barbara Ritzert idw

Weitere Informationen:

http://www.schmerztag.org/

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