Wie geht nachhaltige Globalisierung? IT-Branche vor neuen Herausforderungen

Diese standortpolitische Erkenntnis war die Ausgangsüberlegung des Zukunftsforums „Globalisierung nachhaltig gestalteng am 18.12.2012 bei der DB Systel GmbH im Frankfurter Silver Tower. Wissenschaftler des BMBF-Forschungsprojekts GlobePro diskutierten mit hochrangigen Vertretern führender IT-Unternehmen und Verbände die Globalisierungsentwicklung der letzten Jahre in der IT-Branche. Zwei Leitfragen bestimmten die Diskussion: Ist die IT-Welt globaler geworden? Und: Ist die Globalisierung in der Branche dabei nachhaltiger geworden?

Ohne IT ist die fortschreitende Globalisierung der Wirtschaft heute nicht mehr denkbar. Moderne Unternehmen können heute erst auf Basis ihrer IT-Netze weltweit „wie aus einem Gussg operieren. Dabei können nicht nur Daten in Echtzeit über den ganzen Globus hinweg ausgetauscht werden, sondern die Menschen können im „Informationsraumg in ganz neuer Qualität weltweit verteilt zusammenarbeiten. Die IT-Branche wird so zur Basis und zum „Enablerg einer global vernetzten Ökonomie. PD Dr. Andreas Boes (ISF München, Vorstand), der Leiter des Forschungsvorhabens GlobePro, zog deshalb in seinem Vortrag die Bilanz, dass die IT gerade für eine zukunftsgerichtete Positionierung Deutschlands im globalen Wettbewerb eine ganz neue Bedeutung gewinnt. Diese strategische Relevanz wurde jedoch in der Vergangenheit immer wieder unterschätzt. Deshalb betonte Andreas Boes: „Für die Zukunft des IT-Standorts Deutschlands ist ein Umdenken der Industrie mit Blick auf den strategischen Wert von IT in der Globalisierung unbedingt notwendig.g

Die IT-Branche ist jedoch nicht nur der „Enablerg einer global vernetzten Ökonomie, sondern gleichzeitig auch Vorreiter in der Entwicklung neuer globaler Produktions- und Geschäftsmodelle. Das zeigten insbesondere die Vorträge der hochrangigen Vertreterinnen und Vertreter von Unternehmen und Verbänden im Rahmen dieser Veranstaltung: Es referierten Xiaoqun Clever (President of SAP Labs China, SAP AG), Gerd Höfner (Managing Director and CEO Siemens Technology and Services Pvt. Ltd.), Peter Schumacher (President & CEO der Value Leadership Group Inc.) sowie Christiane Benner (geschäftsführendes Vorstandsmitglied der IG Metall).

In den Diskussionen wurde immer wieder deutlich, dass sich die Globalisierungsbestrebungen in der IT-Branche in den letzten Jahren konzeptionell weiterentwickelt haben. Das bestätigen auch die Ergebnisse der Wissenschaftler des ISF München, die auf mehr als zehn Jahre Forschung zur Globalisierung zurückblicken können. Während in der Vergangenheit vor allem auf wenig nachhaltige Konzepte wie „Offshoring gesetzt wurde, wird heute immer mehr das „global integrierte Unternehmeng zur neuen Leitvorstellung. Statt einseitigem Fokus auf Kostensenkung und Verlagerungen gewinnen so in Vorreiter-Unternehmen ganzheitlichere Strategien an Bedeutung. Damit eröffnen sich auch neue Gestaltungschancen in Richtung Nachhaltigkeit. Zentraler Erfolgsfaktor ist dabei, die Menschen mitzunehmen und die Beschäftigten in das Zentrum globaler Produktions- und Geschäftsmodelle zu stellen. Wenn jedoch in Zukunft innovative Formen des „Cloud Workingg oder „Crowd Sourcingg alleine dazu genutzt werden, die mit „Offshoringg verbundenen Bedrohungsszenarien zu revitalisieren, droht hier ein Rückfall in veraltete Konzepte. Angesichts dieser Chancen und Risiken rief Andreas Boes dazu auf, die Entwicklung nachhaltiger Konzepte weiter voranzutreiben, und plädierte für mehr „Mut zu einem nachhaltigen Entwicklungsmodell in Europag.

Das Zukunftsforum wurde im Kontext des Arbeitskreises „Herausforderung Unternehmen 2.n – Nachhaltige Strategien für eine global vernetzte Ökonomieg veranstaltet. Ziel des neu gegründeten Arbeitskreises ist es, hochrangige Expertinnen und Experten aus Unternehmen und Verbänden zu einem intensiven Austausch über grundlegende Fragen der Entwicklung der Wirtschaft im 21. Jahrhundert zusammenzubringen. Weitere Zukunftsforen werden stattfinden zu „neuen Formen der Industrialisierungg sowie zum „Unternehmen 2.ng. Die Zukunftsforen und der Arbeitskreis werden organisiert vom BMBF-Forschungsprojekt „GlobePro – Global erfolgreich durch professionelle Dienstleistungsarbeitg, das seit mehr als drei Jahren die Herausforderungen der Globalisierung in modernen Dienstleistungsbranchen untersucht und dafür nachhaltige Gestaltungskonzepte entwickelt.

Die Ergebnisse der Zukunftsforen werden für die Öffentlichkeit dokumentiert, unter anderem auf der Webseite des Projekts: http://www.globe-pro.de

Das Projekt GlobePro wird im Rahmen des Förderprogramms „Innovationen mit Dienstleistungeng aus Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung und des Europäischen Sozialfonds der Europäischen Union gefördert. Betreut wird es vom Projektträger im DLR Arbeitsgestaltung und Dienstleistungen.

Projekt GlobePro:
PD Dr. Andreas Boes, Dr. Kira Marrs, Dr. Tobias Kämpf, ISF München, Jakob-Klar-Str. 9, 80796 München, +49 (0) 89 272921-0, andreas.boes@isf-muenchen.de
Ansprechpartner für die Presse:
Frank Seiss, Öffentlichkeitsarbeit am ISF München, +49 (0) 89 272921-78,
frank.seiss@isf-muenchen.de

Media Contact

Frank Seiß idw

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Veranstaltungsnachrichten

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Diamantstaub leuchtet hell in Magnetresonanztomographie

Mögliche Alternative zum weit verbreiteten Kontrastmittel Gadolinium. Eine unerwartete Entdeckung machte eine Wissenschaftlerin des Max-Planck-Instituts für Intelligente Systeme in Stuttgart: Nanometerkleine Diamantpartikel, die eigentlich für einen ganz anderen Zweck bestimmt…

Neue Spule für 7-Tesla MRT | Kopf und Hals gleichzeitig darstellen

Die Magnetresonanztomographie (MRT) ermöglicht detaillierte Einblicke in den Körper. Vor allem die Ultrahochfeld-Bildgebung mit Magnetfeldstärken von 7 Tesla und höher macht feinste anatomische Strukturen und funktionelle Prozesse sichtbar. Doch alleine…

Hybrid-Energiespeichersystem für moderne Energienetze

Projekt HyFlow: Leistungsfähiges, nachhaltiges und kostengünstiges Hybrid-Energiespeichersystem für moderne Energienetze. In drei Jahren Forschungsarbeit hat das Konsortium des EU-Projekts HyFlow ein extrem leistungsfähiges, nachhaltiges und kostengünstiges Hybrid-Energiespeichersystem entwickelt, das einen…

Partner & Förderer