Durch Transplantation einer Kunststoff-Hornhaut wieder sehen können

Bei einem Arbeitsunfall erlitt Bernd Glöckner eine schwere Augenverletzung. Durch eine Verätzung erblindete er auf beiden Augen – von einem Tag auf den anderen wird er aus dem Alltag gerissen.

Doch durch die Transplantation einer Kunststoff-Hornhaut kann der Dessauer zumindest auf einem Auge wieder sehen. Die Operation erfolgte vor etwa einem Jahr durch Professor Dr. Gernot Duncker, Direktor der Universitätsklinik und Poliklinik für Augenheilkunde der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg. Im Rahmen des 9. Halleschen Symposiums der Augenheilkunde erhält Bernd Glöckner auch für das zweite Auge eine Kunststoff-Hornhaut. Die so genannte Keratoplastik setzt Professor Duncker in einer live in den Hörsaal übertragenen Operation ein.

Unter anderem etwa 20 Live-Operationen werden während des 9. Halleschen Symposiums, das vom 19. bis 21. Januar 2007 stattfindet, durchgeführt. Etwa 300 Teilnehmer haben ihre Teilnahme zugesagt. Damit zählt die wissenschaftliche Tagung, die den Titel „Behandlung von Erkrankungen der Augenoberfläche, Hornhaut und refraktive Chirurgie: Neues aus Diagnostik und Therapie“ trägt, zu den bedeutendsten der Augenheilkunde in Deutschland. Gäste kommen unter anderem aus Italien, USA, Ukraine, Schweiz und den Niederlanden. Im Mittelpunkt stehen diesmal Therapie- und Diagnosemöglichkeiten bei Erkrankungen und Verletzungen der Hornhaut, erklärt der Hallesche Augenarzt. „Wir konnten die in Europa führenden Ärzte auf diesem Gebiet für das Symposium gewinnen.“

Einen Schwerpunkt der Tagung bildet der Einsatz von Kunststoff-Hornhäuten (Keratoprothetik). Die Operation, wie sie bei Bernd Glöckner geplant ist, wird erstmals live übertragen. Die Universitätsklinik für Augenheilkunde in Halle zählt zu den sehr wenigen Zentren in Deutschland, wo solche Eingriffe überhaupt möglich sind. „Durch den Einsatz von Kunststoff-Hornhäuten können erblindete Augen, die keine Spenderhornhaut annehmen, wieder zum Sehen gebracht werden.“ Bei schwer wiegenden Augenverletzungen oder Erkrankungen sowie mehrfach erfolglosen Transplantationen bringt das Einsetzen von „echten“ Hornhäuten keine positiven Ergebnisse. Zwei verschiedene Operationsmethoden werden anlässlich das Symposiums vorgeführt und die Vor- sowie Nachteile diskutiert.

Eine neue Ära in der Hornhautchirurgie leitet der Einsatz von Femtosekundenlasern ein. „Mit diesen können wir berührungsfrei Hornhautgewebe in oberflächlichen und tiefen Schichten schneiden“, sagt der Augenspezialist. Mit den Lasern lässt sich Gewebe extrem exakt und praktisch ohne Wärmeentwicklung schneiden. Das Verfahren wird unter anderem bei Hornhauttransplantationen und Hornhautverkrümmungen eingesetzt. Durch die exakten und tiefen Schnitte kann der Einsatz kompletter „neuer“ Hornhäute vermieden werden. Damit sinkt beispielsweise die Gefahr der Abstoßung. Während des Symposiums werden verschiedene Geräte vorgestellt, mit denen Femtosekundenlaser-Behandlungen durchgeführt werden können – ebenfalls im Rahmen der Live-Chirurgie. In der halleschen Augenheilkunde steht die endgültige Installation eines solchen Gerätes bevor.

Ein weiterer wichtiger Tagungsschwerpunkt ist die Behandlung der Altersweitsichtigkeit. Die Experten diskutieren verschiedene Methoden und führen diese in Live-OPs vor. Professor Duncker: „Durch einen operativen Eingriff kann die Lesebrille überflüssig werden.“ Das Symposium biete insgesamt eine hervorragende Standortbestimmung bei den aktuellen Entwicklungen in der Augenheilkunde an.

Das 9. Hallesche Symposium findet im Universitätsklinikum Halle, Ernst-Grube-Str. 40 (Lehrgebäude), statt. Am Freitag stehen von 13 bis 18 Uhr verschiedene Kurse auf dem Programm, am Samstag findet zwischen 8 und 13 Uhr die Livechirurgie statt, anschließend bis 18.45 Uhr die wissenschaftliche Sitzung. Diese dauert am Sonntag von 8.30 Uhr bis 13 Uhr. Das traditionelle Fußballturnier verschiedener Mannschaften aus Kliniken und Unternehmen um den Ophthalmologen-Pokal startet am Freitag um 18 Uhr.

Hinweis: Herr Glöckner selbst möchte nicht mit Pressevertretern sprechen, hat aber Prof. Duncker erlaubt, über den Unfall/die Verletzung und die Behandlung zu berichten.

Kontakt:
Jens Müller
Pressesprecher
Universitätsklinikum der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg
Tel.: 0345-557 1032
E-Mail: jens.mueller@medizin.uni-halle.de

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Carsten Heckmann idw

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