Wie aus eingesparten Schrauben bares Geld wird

Wenn ein Produkt gefertigt wird, entstehen mit jeder zusätzlich verwendeten Schraubenart mehr Kosten: für den Aufwand in Konstruktion und Entwicklung, bei der Beschaffung, bei der Lagerung und natürlich bei der Verarbeitung der Schrauben selbst. Häufig würden auch weniger verschiedene Sorten von Schrauben ausreichen.

Solches Optimierungspotenzial aufzuspüren und dadurch Geld einzusparen, hat sich das „Labor für integrierte Produktentwicklung“ – kurz IPE-LAB – zur Aufgabe gemacht. Ein interdisziplinäres Team aus Maschinenbauern und Wirtschaftswissenschaftlern der TU Chemnitz hat die nötigen Methoden entwickelt, um Bauteile zu überprüfen, Einsparungsmöglichkeiten aufzudecken, die Ergebnisse in die Industrie zu überführen und dadurch Kosten zu reduzieren – für die Hersteller sowie für deren Kunden. Große Firmen beschäftigen für die Optimierung ihrer Produktentwicklung eigene Abteilungen, kleine und mittlere Unternehmen (KMU) können sich diesen Aufwand in der Regel nicht leisten. Sie sind deshalb die Zielgruppe des IPE- LAB. Das Projekt wird finanziert aus Mitteln der Europäischen Union und des Freistaates Sachsen.

„Es ist wichtig, diese Aufgabenstellung interdisziplinär anzugehen. Denn in einem Unternehmen betrifft die Optimierung verschiedene Abteilungen, von der Konstruktion über die Beschaffung bis zur Fertigung – da muss eine gemeinsame Sprache gefunden werden“, sagt Dr. Werner Grahl, Koordinator des IPE-LAB. An der TU arbeiten deshalb die Professuren Konstruktionslehre sowie Unternehmensrechnung und Controlling zusammen. Die Maschinenbauer kümmern sich hauptsächlich um die technischen Grundlagen, sie analysieren die vom Kunden vorgelegten Daten und decken Möglichkeiten auf, die Vielfalt der verwendeten Teile und damit die Komplexität der Produkte zu verringern – sie führen den so genannten Potenzialcheck durch. Die Wirtschaftswissenschaftler werten die dabei gewonnenen Daten aus, zeigen die finanziellen Einsparungsmöglichkeiten auf und kümmern sich um das Prozess- und Kostenmanagement. „Darüber hinaus haben wir auch Kontakte mit anderen Professuren, um diese bei speziellen Teilfragen mit ins Boot holen zu können“, berichtet Grahl.

Denn bei der Optimierung geht es nicht nur um Schrauben, sondern derzeit um alle Norm- und Kaufteile; an den Methoden für Fertigungsteile und Baugruppen arbeiten die Chemnitzer Forscher, um das Angebotsspektrum kontinuierlich zu erweitern. Das Projekt läuft seit rund einem Jahr, erste Anwender aus der Industrie kamen bisher aus der Chemnitzer Region. „Wir haben den Potenzialcheck beispielsweise für ein Unternehmen durchgeführt, das für KMU Kauf- und Normteile bereitstellt und die Lagerflächenmöglichkeiten optimieren wollte“, berichtet Projektmitarbeiter Michael Konarsky.

Die Wissenschaftler präsentieren das „Labor für integrierte Produktentwicklung“ auf der Sächsischen Industrie- und Technologiemesse SIT in Chemnitz vom 23. bis zum 25. Juni 2010 am Stand F33. Am 24. Juni laden sie parallel dazu zu einer Vortragsreihe zum Thema „Kostensparen in Wertschöpfungsketten – Strategien, Anregungen, Erfahrungen“ ein (von 13 bis 17.45 Uhr im Konferenzraum 5-7, Halle 1 Nord). Neben Mitarbeitern der TU beteiligen sich daran auch Referenten von Industriepartnern aus ganz Deutschland.

Weitere Informationen unter
http://www.tu-chemnitz.de/mb/KL/forschung/ipe-lab.php und bei Dr. Werner Grahl, Telefon 0371 531-37871, E-Mail werner.grahl@mb.tu-chemnitz.de

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Katharina Thehos Technische Universität Chemnitz

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