EUSAR 2008: SAR-Technik erobert neue Anwendungen

Modernste satellitengestützte Radartechniken waren die Kernthemen der “EUSAR 2008”, die vom 2. bis 5. Juni in Friedrichshafen stattfand. Auf der hochrangig besetzten Veranstaltung kamen insgesamt rund 200 Vortragende zu Wort, weitere Themen rund um die Radartechnik wurden anhand von 120 Posterpräsentationen vorgestellt. Veranstaltet wurde die Tagung gemeinsam von der Informationstechnischen Gesellschaft im VDE (ITG), der Forschungsgesellschaft für Angewandte Naturwissenschaft (FGAN), vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR), der EADS Astrium N.V, sowie von der EADS-Division Defence & Security (DS).

„Seit der letzten Tagung wurden gleich mehrere Radarsatelliten erfolgreich gestartet“, blickt EUSAR 2008 Chairman Sebastian Riegger zufrieden auf die vergangen zwei Jahre zurück. Gemeinsames Merkmal dieser Satelliten sei die Radartechnik mit synthetischer Apertur (SAR). Mit Hilfe dieser Technologie lassen sich zeitlich nacheinander folgender Radarpulse durch Bewegung der Antennenplattform in ein räumliches Nebeneinander verwandeln, was einer sehr langen virtuellen Antenne gleichkomme. Riegger: „Auf diese Weise lassen sich außergewöhnliche Bildqualitäten realisieren“.

Dies gilt zum Beispiel für den im Juni 2007 gestarteten Radarsatellit TerraSAR-X. Der Satellit ist erstmals in der Lage, unabhängig von Wolkenbedeckung und Tageszeit extrem detailreiche Aufnahmen mit bis zu einem Meter Auflösung zu liefern. Ein Einsatzgebiet von TerraSAR-X ist die Katastrophenüberwachung, wo sich der neue Satellit bereits mit Satellitenbildkarten von Überschwemmungsgebieten bewährt hat. So führten im November 2007 beispielsweise wochenlange Regenfälle in den mexikanischen Bundesstaaten Tabasco und Chiapas zu verheerenden Überschwemmungen, durch die rund eine Million Menschen obdachlos wurden. Besonders betroffen war Tabasco – zum Höhepunkt der Flut standen rund 80% des Bundesstaates zeitweise unter Wasser. Um den Betroffenen möglichst rasch Helfen zu können, hat das Zentrum für Satellitengestützte Kriseninformation (ZKI) des DLR die mexikanische Zivilschutzbehörde (CENAPRED) mit Satellitenbildkarten der Überschwemmungen unterstützt.

Auch die in der Pipeline befindlichen Projekte kamen auf der Tagung nicht zu kurz. Besonderes Augenmerk richteten die Tagungsteilnehmer auf TanDEM-X, einem noch in der Konstruktion befindlichen Satelliten, der gegenwärtig von Astrium in Immenstaad gebaut wird. Gemeinsam mit TerraSAR-X soll TanDEM-X im engen Formationsflug die Erde umkreisen. Durch diese Konstellation wird es möglich sein, die komplette Landoberfläche der Erde innerhalb von nur drei Jahren vollständig zu vermessen. Das Ziel ist die Erstellung eines globalen digitalen Geländemodells mit einer noch nicht erreichten Genauigkeit. So werden erstmals bis auf zwei Meter genaue Höheninformationen von Geländeprofilen erzielt, die der Breite einer Strasse entsprechen.

Als weiteres EUSAR-Highlight wurde der Satellit Sentinel-1 vorgestellt. Dahinter verbirgt sich eine Initiative der Europäischen Kommission und der ESA mit dem Ziel, ein europäisches Netzwerk zur Erfassung und Auswertung von Umweltdaten zu erstellen. Zu diesem Zweck soll der rund 2,2 Tonnen schwere Satellit ab 2011 die Erde in 700 Kilometern Höhe umrunden und Umweltereignisse auf der ganzen Welt beobachten und analysieren.

Sentinel-1 soll die Nachfolge der momentan eingesetzten Satelliten ERS und Envisat antreten, um die Kontinuität der bisher bereits sehr erfolgreichen Erdbeobachtung zu gewährleisten. Im Gegensatz zu ERS und Envisat wird das Radarinstrument des Newcomers diverse technische Innovationen beinhalten. Hierzu gehört zum Beispiel eine höhere Antennenleistung, um eine deutlich verbesserte Datenqualität zu erzielen.

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Rolf Froböse Rolf Froböse

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