Unkontrollierbare Muskelkontraktionen bei Musikern möglicherweise erblich

Dr. med. Dipl. mus. Alexander Schmidt, Sektion für Klinische und Molekulare Neurogenetik und Universitätsklinik für Neurologie Lübeck, wird mit dem Junior Award Klinische Forschung 2011 der Movement Disorder Society, der größten amerikanischen Fachgesellschaft für Bewegungsstörungen, ausgezeichnet. Er erhält diesen renommierten Preis für seine Arbeiten zur fokalen Dystonie, einer häufigeren neurologischen Erkrankung, bei Musikern.

Die fokale Dystonie äußert sich in nicht beeinflussbaren und oft lang anhaltenden Muskelkontraktionen. Die Störung ist örtlich begrenzt (fokal) und betrifft meistens Regionen, die unter äußerster Präzision komplexe Bewegungen ausführen. Unter professionellen Musikern – vom Musiklehrer bis zum Konzertpianisten – sind etwa ein Prozent betroffen. Die Erkrankung ist nicht heilbar und beendet in aller Regel die musikalische Karriere.

Die fokale Dystonie des Musikers wurde bislang als eine sporadische, isoliert am Instrument auftretende Bewegungsstörung angesehen. In der nun ausgezeichneten Arbeit von Dr. Schmidt wurden 116 Patienten detailliert neurologisch untersucht. Nahezu die Hälfte (44 Prozent) wiesen eine komplexe Erkrankung mit noch einer oder mehr zusätzlichen Formen von Dystonien neben der eigentlichen Musikerdystonie in der gleichen oder anderen Körperregionen auf. Ein erhöhtes Risiko für die Entwicklung einer komplexen Erkrankung zeigten dabei Patienten mit einer positiven Familienanamnese für Bewegungsstörungen.

Die Ergebnisse weisen auf einen genetischen Faktor bei der Entstehung der Musikerdystonie hin mit einem breiten individuellen phänotypischen Spektrum und verändern damit die bisherige Sichtweise der Erkrankung als eine sporadische, rein aufgabenspezifische Dystonie.

Die Verleihung des Junior Award 2011 findet Anfang Juni in Toronto statt.

Media Contact

Rüdiger Labahn idw

Weitere Informationen:

http://www.uni-luebeck.de

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