Freiburger Forschergruppe erhält Förderung von BMBF für die Entwicklung einer motorischen Neuroprothese

Heute sind sie ihrem Ziel ein Stück näher gekommen: Das Projekt wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) im Rahmen des „GO-Bio“ Programms erstmals für drei Jahre mit circa zwei Millionen Euro gefördert. Dies teilte die Bundesforschungsministerin Annette Schavan bei einer Präsentation der Siegerprojekte und Pressekonferenz in Berlin mit.

Unter der Leitung von Dr. Carsten Mehring, Neurobiologie, Dr. Jörn Rickert, Bernstein Zentrum, und Dr. Tonio Ball, Epilepsiezentrum, soll die neuroprothetische Forschung verstärkt ausgebaut und die Neuroprothesen in enger Kooperation mit den beteiligten akademischen, technischen und klinischen Gruppen zur Anwendungsreife entwickelt werden.

Beim gesunden Menschen werden willkürliche Bewegungen durch die motorische Großhirnrinde gesteuert: Von dort werden neuronale Impulse über das Rückenmark an die Muskulatur gesendet. Wird dieser Weg jedoch beispielsweise als Folge eines Schlaganfalls unterbrochen, entstehen Lähmungen bis hin zur vollkommenen Unfähigkeit zu willkürlichen Bewegungen, obwohl das Gehirn nach wie vor in der Lage ist, die entsprechenden Steuersignale zu senden. Das sogenannten „Brain-Machine-Interface“ (BMI) funktioniert nach folgendem Prinzip: Eine Elektrode wird minimalinvasiv auf der Oberfläche des Gehirns implantiert.

Sie misst die noch vorhandene neuronale Aktivität und setzt sie in Kontrollsignale um. Über ein komplexes System aus Verstärker, Computer und Software können diese Kontrollsignale wiederum für die Steuerung von Computern oder künstlichen Gliedmaßen genutzt werden. Denkbar ist auch, die Muskulatur der gelähmten Körperteile über Muskelstimulationen direkt anzusteuern. Die Freiburger Wissenschaftler verfolgen dabei einen „Brain-Machine-Interface-Ansatz“, der möglichst wenig neuronales Gewebe durch die Neuroprothese zerstört.

Die Förderung erfolgt in zwei Phasen von jeweils maximal drei Jahren Dauer. In der ersten Förderphase soll von der Arbeitsgruppe das Anwendungspotenzial der Entwicklung herausgearbeitet und technologisch validiert werden (Proof of Concept).

Begleitend sollen konkrete Kommerzialisierungs- oder klinische Anwendungsstrategien für die weitere Umsetzung der Ergebnisse entwickelt werden. In der zweiten Phase sollen diese Strategien mit dem Ziel der wirtschaftlichen Verwertung umgesetzt werden (Proof of Technology). Im Ergebnis sollen kommerziell verwertbare Resultate zusammen mit einer Strategieentwicklung für die Markteinführung insbesondere im Rahmen einer unternehmerischen Selbständigkeit erarbeitet werden.

Kontakt
Dr. Carsten Mehring
Neurobiologie und Tierphysiologie, Inst. für Biologie I,
Hauptstr. 1, 79104 Freiburg
Tel.: 0761 – 203 – 2543
Fax: 0761 – 203 – 2921

Media Contact

Rudolf-Werner Dreier idw

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Förderungen Preise

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Diamantstaub leuchtet hell in Magnetresonanztomographie

Mögliche Alternative zum weit verbreiteten Kontrastmittel Gadolinium. Eine unerwartete Entdeckung machte eine Wissenschaftlerin des Max-Planck-Instituts für Intelligente Systeme in Stuttgart: Nanometerkleine Diamantpartikel, die eigentlich für einen ganz anderen Zweck bestimmt…

Neue Spule für 7-Tesla MRT | Kopf und Hals gleichzeitig darstellen

Die Magnetresonanztomographie (MRT) ermöglicht detaillierte Einblicke in den Körper. Vor allem die Ultrahochfeld-Bildgebung mit Magnetfeldstärken von 7 Tesla und höher macht feinste anatomische Strukturen und funktionelle Prozesse sichtbar. Doch alleine…

Hybrid-Energiespeichersystem für moderne Energienetze

Projekt HyFlow: Leistungsfähiges, nachhaltiges und kostengünstiges Hybrid-Energiespeichersystem für moderne Energienetze. In drei Jahren Forschungsarbeit hat das Konsortium des EU-Projekts HyFlow ein extrem leistungsfähiges, nachhaltiges und kostengünstiges Hybrid-Energiespeichersystem entwickelt, das einen…

Partner & Förderer