Thüringer Forschungspreise 2002 an Wissenschaftler der Universität Jena

Lichtkontrolle und Ionenkanal-Proteine prämiert

Erneut werden Wissenschaftler der Friedrich-Schiller-Universität Jena mit dem Thüringer Forschungspreis ausgezeichnet. Wie das Thüringer Wissenschaftsministerium heute mitteilte, erhält Prof. Dr. Stefan H. Heinemann den Preis für Grundlagenforschung für seine Arbeiten über die Funktionsweise von Ionenkanal-Proteinen. Der Preis für Angewandte Forschung wird doppelt vergeben und geht an die Forschergruppe „Micro- and Nano-scaled Photonics“ der Uni Jena sowie eine Gruppe der TU Ilmenau. Die Jenaer Gruppe untersucht, wie Licht auf engsten Räumen kontrolliert ausgesendet wird und wie dies industriell genutzt werden kann. Die mit jeweils 7.000 Euro dotierten Forschungspreise für das Jahr 2002 werden offiziell am 6. Februar in Heiligenstadt überreicht.

Prof. Heinemann erforscht, wie Eiweiße das Wachstum und die Funktion von Zellen regulieren. Der Informationsaustausch zwischen den Zellen erfolgt durch die so genannten Ionenkanäle, über die die chemischen Prozesse in den Zellen angeregt werden. Heinemann, Professor für Molekulare und zelluläre Physiologie am Jenaer Universitäts-Klinikum, widmet sich der Gruppe der Kalium-spezifischen Kanäle in einer neuen medizinisch-relevanten Genfamilie (EAG).

In seinen Arbeiten gelang dem Sprecher des Jenaer Graduiertenkollegs „Biomolekulare Schalter“ zum ersten Mal der direkte Nachweis für Proteinbewegungen in diesen EAG-Kanälen. Wichtig sind solche Erkenntnisse, weil die Ionen-Kanäle mit zahlreichen Krankheiten in Zusammenhang stehen. So kommen einige der EAG-Kanäle hauptsächlich im Herzmuskel vor. Erkenntnisse über ihre Funktionsweise könnten somit vielleicht Herzrhythmusstörungen oder sogar dem plötzlichen Herztod vorbeugen helfen. Ähnliches gilt auch für andere Kanäle, die vor allem in Nervenzellen vorkommen, aber auch vermehrt in menschlichen Krebszellen gefunden werden. Sie scheinen für das Wachsen von Krebszellen nötig zu sein – Kenntnisse ihrer molekularen Funktionsweise könnten also den Tumor in Zukunft von dieser Seite her bekämpfen.

Die prämierte Physikergruppe besteht u. a. aus Dr. Ernst-Bernhard Kley und Dr. Stefan Nolte vom Institut für Angewandte Physik sowie Dr. Ulf Peschel und Thomas Pertsch vom Institut für Festkörpertheorie und Theoretische Optik der Universität Jena, die den Preis als Vertreter der gesamten Gruppe entgegen nehmen werden. Die Physiker arbeiten daran, Licht kontrolliert auf kleinstem Raum zu erzeugen, auszubreiten und zu nutzen. Dazu vereinigt sich in der Gruppe theoretische mit experimenteller Kompetenz, so dass vom mathematischen Modell bis zur optischen Experimentiertechnik alles „aus einer Hand“ hergestellt werden kann. Entstanden sind aus den Untersuchungen u. a. photonische Kristalle, die es erlauben, Licht gezielt – selbst um Ecken herum – zu leiten. Auch beim Einsatz ultrakurzer Laserpulse, die etwa in der Halbleiter- und Automobilindustrie genutzt werden, gelang den Jenaer Physikern eine beachtliche Leistung. Der Forschergruppe konnte unlängst ultrakurze Laserpulse (350 fs) bei einer mittleren Leistung von 60 W erzeugen, was derzeit die weltweit höchste Ausgangsleistung für einen Ultrakurzpulslaser darstellt. Die wissenschaftliche Arbeit der Jenaer Forscher, aus der mehrere Patente und Patentanmeldungen entstanden sind, wird durch zahlreiche Firmen begleitet, die sich um eine industrielle Umsetzung der Erkenntnisse bemühen.

Kontakt:

Prof. Dr. Stefan H. Heinemann
Tel.: 03641 – 304540
Fax: 03641 – 304542
E-Mail: ite@rz.uni-jena.de

Für die Gruppe „Micro- and Nano-scaled Photonics“:
Prof. Dr. Andreas Tünnermann
Tel.: 03641 – 657640
Fax: 03641 – 657680
E-Mail: tuennermann@iap.uni-jena.de

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Axel Burchardt idw

Weitere Informationen:

http://www.uni-jena.de

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