Darmbakterium verursacht Frühgeburten

Der Bielefelder Biologiestudentin Eva Trost (25) ist es im Rahmen ihrer Masterarbeit am Institut für Genomforschung und Systembiologie der Universität Bielefeld gelungen, die Erbinformation des Bakteriums Corynebacterium nigricans CN-1 zu entschlüsseln.

CN-1 wird häufig bei Schwangerschaftskomplikationen isoliert und mit dem Auftreten von Frühgeburten in Verbindung gebracht. Die entschlüsselte Erbinformation deutet nun darauf hin, dass es sich bei CN-1 eigentlich um einen natürlichen Darmbewohner handelt. Das Bakterium kann aber auch im Vaginalbereich überleben und dort das Zellgewebe der werdenden Mutter schädigen.

Die Ergebnisse der Masterarbeit stellen einen wissenschaftlichen Durchbruch dar und führen zu einem tieferen Verständnis der Rolle körpereigener Bakterien beim Auftreten von Frühgeburten.

Ihre experimentell herausragende Examensarbeit im neuen Studiengang „Genom-basierte Systembiologie“ absolvierte die Masterstudentin am Centrum für Biotechnologie in der Arbeitsgruppe des Genomforschers PD Dr. Andreas Tauch, die bereits mehrfach durch die Analyse von Krankheitserregern für Aufsehen sorgte. Der wissenschaftliche Erfolg kam nicht unerwartet, war die Nachwuchswissenschaftlerin doch bereits während ihrer Bachelorarbeit maßgeblich an der Untersuchung eines Hautbewohners, der Harnwegsinfektionen bei Intensivpatienten hervorruft, beteiligt.

„Die Erbinformation von CN-1 setzt sich aus 2,7 Millionen Bausteinen zusammen, die uns detaillierte Einblicke in die Lebensweise dieses Bakteriums ermöglichen“, fasst Andreas Tauch die Forschungsergebnisse zusammen. Mittlerweile wurden US-amerikanische Wissenschaftler in die weitere Datenauswertung eingebunden.

Die Genom-basierte Systembiologie ist eine neue interdisziplinäre Forschungsrichtung der Biologie, die zum Ziel hat, eine Zelle in der Gesamtheit ihrer komplexen Lebensabläufe zu verstehen. Der viersemestrige Studiengang wurde im Jahr 2005 an der Universität Bielefeld eingerichtet und ist von seinen Lehrinhalten einmalig in Deutschland. „Die interdisziplinäre Ausbildung der Studierenden in Kombination mit der Hochtechnologie, die die Universität Bielefeld am Centrum für Biotechnologie für Forschung und Lehre zur Verfügung stellt, hat sich offensichtlich zu einem Erfolgskonzept entwickelt“, resümiert Prof. Dr. Karsten Niehaus, Koordinator des Studienganges an der Fakultät für Biologie.

Weitere Informationen / Kontakt:
PD Dr. Andreas Tauch
Universität Bielefeld, Centrum für Biotechnologie
Institut für Genomforschung und Systembiologie
E-Mail: Andreas.Tauch@genetik.uni-bielefeld.de
Tel.: 0521 / 106-5605 oder -8703

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Torsten Schaletzke idw

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