Ganztagsschulen schaffen neue Bildungsbündnisse vor Ort

Ganztagsschulen gewinnen zunehmend an Bedeutung und werden künftig einen zentralen Beitrag für die Bildung und individuelle Förderung junger Menschen in Deutschland leisten. In diesem Befund sind sich die Organisatoren des vierten bundesweiten Ganztagsschulkongresses einig, der am Freitag in Berlin startete. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF), die Ständi-ge Konferenz der Kultusminister der Länder (KMK) und die Deutsche Kinder- und Jugendstiftung (DKJS) hatten zu der zweitägigen Veranstaltung eingeladen – ihr gemeinsames Motto: „Ganztagsschulen werden mehr. Bildung lokal verantworten“.

Hintergrund: Die Zahl der Ganztagsschulen in Deutschland steigt kontinuierlich. Nach den Vorhabenpla-nungen der Länder im Rahmen des Investitionsprogramms „Zukunft, Bildung und Betreuung“ (IZBB) des BMBF werden in diesem Jahr nunmehr fast 6400 Schulen gefördert. Damit wird bereits jede sechste all-gemein bildende Schule in Deutschland als Ganztagsschule ausgebaut. Dies sind vor allem Grundschu-len, aber auch Hauptschulen, Gymnasien und Förderschulen. Von den zur Verfügung stehenden vier Milliarden Euro Bundesmitteln sind bereits 2,45 Milliarden Euro ausgegeben. Die Förderung startete im Jahr 2003 und wird noch bis zum Jahr 2009 weiterlaufen. Flankiert wird das IZBB vom Begleitprogramm „Ideen für mehr! Ganztägig lernen.“, innerhalb dessen Schulen individuelle Beratung und Unterstützung bei ihrer qualitativen Weiterentwicklung erfahren. Der jährlich stattfindende Kongress ist fester Bestand-teil dieses Begleitprogramms.

„Der Ausbau von Ganztagsschulen, das ist inzwischen Konsens, ist eine wichtige Voraussetzung für bessere Bildung in unserem Land. Wenn Ganztagsschulen eng mit Verwaltungen, Jugendhilfeeinrichtun-gen, Ausbildungsbetrieben, Elterninitiativen und anschließenden Bildungseinrichtungen zusammenarbei-ten, werden aus einzelnen Leuchttürmen fruchtbare „Bildungslandschaften“, die wir dringend brauchen, so Eva Luise Köhler, Vorsitzende der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung anlässlich der Kongresser-öffnung. Ein wichtiges Erfolgskriterium dieser Bildungslandschaften ist es, dass in den Kommunen und Regionen Akteure von Bildung nicht in getrennten Zuständigkeitsbereichen denken, sondern in gemein-samer Verantwortung handeln.

„Investitionen in die Bildung sind Investitionen in die Zukunft unseres Landes, sie haben deshalb höchste Priorität“, sagte Bundesbildungsministerin Annette Schavan. „Eine gebildete und qualifizierte Bevölkerung ist eine entscheidende Voraussetzung für wirtschaftliches Wachstum und Wohlstand, aber auch für eine demokratisch gefestigte Gesellschaft. Zudem ist Bildung auch für jeden einzelnen der Schlüssel für die Teilhabe in der Gesellschaft.“ Ganztagsschulen verbessern nach den Worten der Ministerin die Möglich-keiten, Kinder individuell zu fördern und steigern damit die Chancengerechtigkeit in der Bildung.

„Im Bereich Ganztagsschulen sind die Länder schon sehr weit gekommen. Das gemeinsame Ziel sollte dabei sein, dass allen Schülerinnen und Schülern Angebote bis in den späten Nachmittag offenstehen. Dabei ist der Begriff `Angebote´ wörtlich zu nehmen, denn Eltern müssen immer die Wahlfreiheit haben, ob sie ihr Kind lieber eine Ganztagesschule besuchen lassen oder es mittags wieder zuhause sein soll“, betont der hessische Staatssekretär Joachim Jacobi, Vorsitzender der Kommission für Statistik der Kul-tusministerkonferenz, im Pressegespräch.

Zum 4. bundesweiten Ganztagsschulkongress:
Unter dem Motto „Ganztagsschulen werden mehr. Bildung lokal verantworten“ geht es am 21. und 22.09.2007 im Berliner Congress Center um den Auf- und Ausbau von lokalen oder regionalen Verant-wortungsgemeinschaften. Ziel ist es, so genannte Bildungslandschaften zu schaffen, in denen Akteure aus der Kinder- und Jugendhilfe, aus Wirtschaft, Politik und Verwaltung mit Schulvertretern und Vereinen sowie mit jungen Menschen und deren Familien kooperieren. Diese Form der Zusammenarbeit ist aus Sicht der Veranstalter zukunftsweisend, da so ein Netzwerk mit aufeinander abgestimmten Bildungs-, Erziehungs- und Betreuungsangeboten zum Wohle der Kinder und Jugendlichen entsteht. Insbesondere in strukturschwachen Regionen können erfolgreiche Bildungslandschaften ein positiver Standortfaktor für die Kommunen sein.

Der Kongress bietet den 1.300 Teilnehmern eine Vielzahl an Vorträgen nationaler und internationaler Experten und Podiumsdiskussionen mit Vertretern lokaler Bildungslandschaften. Prominente Redner sind u. a. Roland Koch, Ministerpräsident des Landes Hessen, und der Unternehmer und Publizist Dr. Florian Langenscheidt. In thematischen Foren arbeiten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer aktiv an konkreten Praxisbeispielen und tauschen sich aus. In einer Ausstellung präsentieren sich zentrale Akteure des Bil-dungsbereiches und alle Bundesländer mit ausgewählten Beispielen bereits existierender Verantwor-tungsgemeinschaften im Sinne einer Bildungslandschaft.

Zum Programm „Ideen für mehr! Ganztägig lernen.“:
„Ideen für mehr! Ganztägig lernen.“ ist ein Programm der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung, geför-dert durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung und den Europäischen Sozialfonds. Es wurde zur Beratung und Begleitung von Ganztagsschulen ins Leben gerufen. Eine zentrale Rolle spielen dabei die Regionalen Serviceagenturen, die Ganztagsschulen vor Ort betreuen und den länderspezifi-schen Schwerpunkten und Fragestellungen bei der Ganztagsschulentwicklung Rechnung tragen. In mitt-lerweile 14 Bundesländern konnte die Deutsche Kinder- und Jugendstiftung gemeinsam mit den Kultus-ministerien solche Unterstützungsstellen einrichten. Weitere Bausteine wie eine umfassende Publikations-reihe, Werkstätten, die zu besonderen Themen arbeiten, ein regelmäßig stattfindender Wettbewerb sowie eine ausführliche Internetseite zielen auf eine breite Unterstützung der Aktiven in der Ganztagsschulbe-wegung und runden das Programm ab. In allen Bereichen geht es dabei um eine bestmögliche Orientie-rung an den Bedürfnissen der Schülerinnen und Schüler.

Ideen für mehr! Ganztägig lernen. ist ein Programm der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung, gefördert durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung und den Europäischen Sozialfonds.

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