Bologna-Reformen setzen sich unaufhaltsam durch

Im Auftrag der Generaldirektion Bildung und Kultur der Europäischen Kommission hat das Forschungsteam 32 europäische Staaten daraufhin untersucht, wie sich im Zuge von Bologna- und Lissabon-Prozess die Studiengänge in Lehrerbildung, Jura, Medizin, Ingenieurwissenschaften und Geschichte verändert haben. Viele dieser Studiengänge werden auf das Prinzip des kompetenz-basierten Lernens umgestellt, modularisiert und anschlussfähig an das ECTS (European Credit Transfer System) gemacht. Weit verbreitet sind jedoch Schwierigkeiten mit der Verwirklichung eines arbeitsmarktrelevanten Bachelor-Abschlusses.

Im Fach Geschichte zeigten sich zu diesem Aspekt vergleichsweise wenig Probleme in den verschiedenen Ländern. In der Lehrerbildung wird vielfach die Grundschullehrerbildung auf dem Bachelorniveau angeboten. Herausragend ist die konsequente Umstellung auf die Bachelor-Master-Struktur in der Schweizer Medizinerausbildung. Jura wird in vielen Ländern auf die gestufte Studienstruktur umgestellt, allerdings verbleibt der Zugang zur Anwaltsausbildung bisher auf dem Masterniveau – mit Ausnahme des Vereinigten Königreichs. Für die Ingenieurwissenschaften ist eine Parallelität zwischen universitärem Studium bis zum Masterniveau und einer Ausbildung an anderen Hochschultypen bis zum Bachelor-Niveau weiterhin kennzeichnend, es gibt aber Bemühungen um eine bessere Durchlässigkeit zwischen den Hochschularten.

Die Studienreformen werden vom Bologna-Prozess getrieben, aber auch von Prioritäten in den jeweiligen Ländern und nationalen Interpretationen der gemeinsamen europäischen Agenda. Dies führt zu einer großen Variabilität bei der Umsetzung. Insbesondere bei der Dauer der Studiengänge gibt es eine Vielzahl von Modellen, von 3+1 (für Bachelor und Master) über 3+2, 4+1, und 3.5+1.5 bis zu 4+2 Jahren. Insgesamt zeigt die Studie: In allen Ländern gibt es auch jenseits der Umstellung auf Bachelor und Master viele Elemente des Bologna-Prozesses, in denen die Fach-Communities Reformaktivitäten entfalten; ein Reformerfolg kann deshalb nicht nur an der Umstellung auf Bachelor und Master gemessen werden.

Für das CHE hat Dr. Johanna Witte federführend an der Studie mitgearbeitet, deren Ergebnisse nun unter dem Titel „The extent and impact of higher education curriculum reform across Europe“ erschienen und auf der Homepage der EU-Kommission abrufbar sind: http://ec.europa.eu/education/policies/2010/lisbon_en.html.

Unter diesem Link ist zudem eine parallel vom selben Forschungskonsortium durchgeführte Vergleichsstudie zu denen Veränderung der Hochschul-Governance in 32 europäischen Staaten publiziert.

Ansprechpartnerin: Dr. Sigrun Nickel,
Tel.: 05241 2117923
Email: sigrun.nickel@che-consult.de

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Britta Hoffmann-Kobert idw

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