Viele Unternehmen von Produktpiraterie betroffen
Für den Erfolg eines Unternehmens werden von den Unternehmen selbst immaterielle Werte wie Mitarbeiter, geistiges Eigentum sowie Struktur- und Beziehungskapital als bedeutsamer bewertet als materielle Werte. Das ist das Ergebnis einer Befragung von 295 deutschen Firmen, die im Rahmen der Studie „Die volkswirtschaftliche Bedeutung geistigen Eigentums und dessen Schutzes mit Fokus auf den Mittelstand“ durchgeführt worden ist.
Die Studie wurde im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie mit Unterstützung des Fachgebietes für Innovationsökonomie der TU Berlin unter Leitung von Prof. Dr. Knut Blind durchgeführt. Unterstrichen wird der Stellenwert immaterieller Werte für die Unternehmen noch einmal dadurch, dass diese in den vergangenen fünf Jahren einen viel größeren Bedeutungszuwachs für den Erfolg eines Unternehmens erfahren haben als die materiellen Werte. Mit dieser Entwicklung korrespondierend, geht die steigende Zahl der Patentrechte in Deutschland einher.
Coca-Cola setzte auf strikte Geheimhaltung
Laut Studie sind deutsche Unternehmen von unerlaubter Nachahmung rechtlich geschützten Know-hows stark betroffen. „Über zwei Drittel der befragten Unternehmen gaben an“, so Alexander Cuntz und Florian Köhler, die die Studie mit erstellt haben, „schon einmal von Produkt- und Markenpiraterie betroffen gewesen zu sein.“ Dabei nenne jedes zehnte befragte Unternehmen innerhalb der EU Deutschland als Ursprungsland unerlaubter Nachahmung vor Italien und Frankreich. Außerhalb der EU führt China vor der Türkei und den USA die Sünderkartei an. Der jährliche gesamtvolkswirtschaftliche Schaden daraus wird für Deutschland auf 50 Milliarden Euro beziffert.
Als Problem benennt Professor Knut Blind, dass selbst bei unmittelbarer Betroffenheit es mittelständischen Unternehmen nicht möglich oder es für sie nicht effizient ist, ihre Aktivitäten zum Schutz vor Produkt- und Markenpiraterie zu erhöhen. Vor diesem Hintergrund sei es noch fataler, so Blind, dass bei den Unternehmen ein großes Informationsdefizit über öffentliche Unterstützungsprogramme für kleine und mittlere Unternehmen bestehe.
Die Studie empfiehlt von daher eine bessere Koordination und Kommunikation auf Bund- und Länderebene. Kritisch wird ebenfalls angemerkt, dass die Schutzmaßnahmen in Deutschland zu stark auf das Instrument des Patentschutzes orientiert sind. Cuntz: „Aufgabe der wirtschaftspolitisch Verantwortlichen muss es auch sein, Alternativen wie strikte Geheimhaltung, ein defensives Publikationsverhalten oder starken Markenschutz aufzuzeigen.“ Wobei es für ein erfolgreiches Agieren noch wichtiger wäre, all diese Instrumente entsprechend eines klar definierten Geschäftsmodells optimal miteinander zu kombinieren. Coca-Cola zum Beispiel, so Cuntz, habe auf eine Patentierung verzichtet, sondern auf eine strikte Geheimhaltung und einen starken Markenschutz gesetzt.
Weitere Informationen erteilen Ihnen gern: Prof. Dr. Knut Blind, Fachgebiet Innovationsökomomie, Institut für Technologie und Management, Müller-Breslau-Straße, 10623 Berlin, Tel.: 030/314-76638, E-Mail: knut.blind@tu-berlin.de; Dipl.-Volksw. Alexander Cuntz, Tel.: 030/314-768 16, E-Mail: alexander.cuntz@tu-berlin.de; Dipl.-Kfm. Florian Köhler, Tel.: 030/314-76855, E-Mail: florian.koehler@tu-berlin.de
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