Deutschland profitiert von der EU-Osterweiterung

Die Exporte Deutschlands in die Beitrittsländer sind von 56,2 Milliarden Euro im Jahr 2003 auf 64 Milliarden Euro im Jahr 2005 gestiegen, die Importe im gleichen Zeitraum von 55,3 auf 59 Milliarden Euro. In der Summe betrachtet könne also von einer Verlagerung der Wertschöpfung in die neuen Mitgliedsstaaten keine Rede sein, so die Autoren der Studie Timo Baas, Herbert Brücker und Elmar Hönekopp.

Die EU-Osterweiterung führe zu erheblichen Wohlfahrtsgewinnen für die deutsche Volkswirtschaft. Der Außenhandel Deutschlands mit den acht Beitrittsländern habe inzwischen das Niveau des Handels mit den USA erreicht. “Eine Abschwächung des dynamischen Wachstumstrends ist gegenwärtig nicht zu erkennen”, schreiben die IAB-Wissenschaftler in ihrer Studie.

Noch ist offen, ob Deutschland die derzeit geltenden Beschränkungen der Arbeitnehmerfreizügigkeit bereits 2009 oder erst 2011 aufheben will. In der Studie wurden drei Szenarien simuliert: ab sofort volle Freizügigkeit für alle zehn mittel- und osteuropäischen Beitrittsländer einschließlich der 2007 hinzugekommen Länder Rumänien und Bulgarien, Beschränkung der Arbeitnehmerfreizügigkeit für alle zehn Beitrittsländer bis 2011 oder Beschränkungen nur für Rumänien und Bulgarien bis 2011. Die Modellrechnungen zeigen, dass durch die EU-Osterweiterung in jedem Falle das Bruttoinlandsprodukt (BIP) und die Löhne steigen, während die Arbeitslosenrate sinkt.

Mehr Wachstum, aber geringerer Rückgang der Arbeitslosigkeit bei sofortiger Freizügigkeit

Sofort die volle Arbeitnehmerfreizügigkeit einzuführen, brächte für das deutsche BIP ein zusätzliches Plus. Bleibt die Zuwanderung bis 2011 beschränkt, wird das BIP laut den IAB-Simulationsrechnungen durch die EU-Osterweiterung insgesamt um 1,02 Prozent steigen. Bei dem hypothetischen Szenario der sofortigen Einführung der Freizügigkeit für alle zehn Beitrittsländer würde das Wachstum des BIP mit 1,44 Prozent dagegen um 0,42 Prozentpunkte höher ausfallen. Der erweiterungsbedingte Rückgang der Arbeitslosigkeit und das Lohnwachstum wären in diesem Fall allerdings geringer. Der Rückgang der Arbeitslosenrate reduziert sich in dem hypothetischen Szenario um 0,25 Prozentpunkte von 0,64 auf 0,39 Prozent. Auch ergeben sich in diesem Szenario aufgrund der Ausweitung des Arbeitskräfteangebotes in einzelnen Sektoren sinkende oder weniger stark steigende Löhne. Davon wären insbesondere die Bauwirtschaft, der Handel und in geringerem Umfang auch die Dienstleistungen betroffen.

Die drei Autoren der Studie sprechen sich dennoch für die frühzeitige Öffnung des Arbeitsmarktes aus. Sie betonen, dass die gesamtwirtschaftlichen Gewinne die möglichen deutschen Kosten deutlich übersteigen dürften, vor allem wenn man aus europäischer Perspektive auch die Gewinne für Migranten und die Sendeländer berücksichtige. Gegen eine unerwartet hohe Zuwanderung könnte der deutsche Arbeitsmarkt während der Übergangsfristen durch eine Quote oder Sicherungsklausel geschützt werden.

Die Internetadresse der Studie lautet: http://doku.iab.de/kurzber/2007/kb0607.pdf

Media Contact

Wolfgang Braun idw

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Wirtschaft Finanzen

Aktuelle und interessante Meldungen und Entwicklungen aus dem Bereich der Wirtschaftswissenschaften finden Sie hier zusammengefasst.

Unter anderem bietet Ihnen der innovations-report Berichte aus den Teilbereichen: Aktienmärkte, Konsumklima, Arbeitsmarktpolitik, Rentenmarkt, Außenhandel, Zinstrends, Börsenberichte und Konjunkturaussichten.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Robotisch assistiertes Laserverfahren soll OP-Risiken minimieren

Eine Spinalkanalstenose – eine knöcherne Verengung des Wirbelkanals – kann für Betroffene zur Qual werden. Drückt sie auf das Rückenmark, drohen ihnen chronische Schmerzen und Lähmungserscheinungen. Häufig hilft dann nur…

Verbesserte Materialien für die Verbindungen von Mikrochips

Leistungsfähiger, stromsparender, komplexer – Hersteller von modernen Microchips sehen sich stetig neuen Herausforderungen gegenüber, auch in Bezug auf die dort notwendigen elektrischen Verbindungen. Das Fraunhofer IPMS und BASF widmen sich…

Inspiriert von der Natur: Biophysiker aus dem Projekt InCamS@BI entwickelt neuartige Mikroplastikfilter im Labor

Heutzutage ist es überall zu finden: Mikroplastik. Es wird insbesondere durch die Luft und durchs Wasser in die entlegensten Winkel der Erde transportiert. Eine der großen Fragen lautet: Wie können…