Staatsquote wieder bei fast 50 Prozent

Das Institut „Finanzen und Steuern“ (IFSt) e.V., Bonn, stellt in seiner Schrift Nr. 416 die Entwicklung der öffentlichen Finanzwirtschaft in Deutschland von 1993 bis 2003 dar.


Die Staatsausgabenquote (Staatsanteil am Bruttoinlandsprodukt) hielt sich – ausgehend von 49,4 v.H. in 1993 – bis 1997 auf diesem relativ hohen Niveau. Der danach erfolgte Rückgang um 1 Prozentpunkt bis 2001 ist nicht nur staatlicher Ausgabenzurückhaltung zu verdanken, sondern vor allem eine Folge der ab 1996 geänderten Kindergeldauszahlung durch Verrechnung mit der Lohnsteuer. In den vergangenen beiden Jahren ist die Quote wieder angestiegen auf nunmehr 49 v.H., nur noch 1 Prozentpunkt von der magischen 50-Prozentgrenze entfernt.

Von 1993 bis 2003 erhöhte sich die Verschuldung der öffentlichen Haushalte um 76,3 v.H. von 770,2 Mrd. EUR auf 1.357,8 Mrd. EUR. Davon entfielen 56,5 Prozent auf den Bund, vor allem bedingt durch die Übernahme von mehr als drei Viertel aller – im Wesentlichen infolge der Wiedervereinigung entstandener – Sonderfonds-Schulden im Jahr 1999; dies führte statistisch zu einem Zuwachssprung der Bundesschulden gegenüber dem Vorjahr um 45,8 Prozent.

Im Jahr 2003 lag der Schuldenstand des Staates mit 64,2 v.H. des BIP deutlich über der kritischen Grenze der im Maastrichter Vertrag vorgesehenen 60 v.H. des BIP. Bei der Neuverschuldung der Gebietskörperschaften wies Deutschland mit 3,9 v.H. des BIP nach Frankreich die größte Defizitquote in der Europäischen Union aus. Die Neuverschuldungsgrenze des Maastrichter Vertrags von 3 v.H. des BIP wurde weit überschritten. Auch im laufenden Jahr wird die Bundesrepublik die finanzpolitischen Ziele des Stabilitätspaktes verfehlen. Ohne Einschnitte bei den staatlichen Konsumausgaben ist die notwendige Rückführung der Nettokreditaufnahme nicht zu bewerkstelligen und rückt die Vision ausgeglichener Staatshaushalte in weite Ferne. Sollte Deutschland 2005 zum vierten Mal in Folge gegen den Europäischen Stabilitätspakt verstoßen und der Rat der EU-Wirtschafts- und Finanzminister erneut mit qualifizierter Mehrheit Sanktionen gegen die Bundesrepublik Deutschland verhindern, hätte der auf deutsche Initiative beruhende Stabilitätspakt seine disziplinierende Wirkung endgültig verloren.

Media Contact

Clemens Esser idw

Weitere Informationen:

http://www.ifst.de

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Wirtschaft Finanzen

Aktuelle und interessante Meldungen und Entwicklungen aus dem Bereich der Wirtschaftswissenschaften finden Sie hier zusammengefasst.

Unter anderem bietet Ihnen der innovations-report Berichte aus den Teilbereichen: Aktienmärkte, Konsumklima, Arbeitsmarktpolitik, Rentenmarkt, Außenhandel, Zinstrends, Börsenberichte und Konjunkturaussichten.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Diamantstaub leuchtet hell in Magnetresonanztomographie

Mögliche Alternative zum weit verbreiteten Kontrastmittel Gadolinium. Eine unerwartete Entdeckung machte eine Wissenschaftlerin des Max-Planck-Instituts für Intelligente Systeme in Stuttgart: Nanometerkleine Diamantpartikel, die eigentlich für einen ganz anderen Zweck bestimmt…

Neue Spule für 7-Tesla MRT | Kopf und Hals gleichzeitig darstellen

Die Magnetresonanztomographie (MRT) ermöglicht detaillierte Einblicke in den Körper. Vor allem die Ultrahochfeld-Bildgebung mit Magnetfeldstärken von 7 Tesla und höher macht feinste anatomische Strukturen und funktionelle Prozesse sichtbar. Doch alleine…

Hybrid-Energiespeichersystem für moderne Energienetze

Projekt HyFlow: Leistungsfähiges, nachhaltiges und kostengünstiges Hybrid-Energiespeichersystem für moderne Energienetze. In drei Jahren Forschungsarbeit hat das Konsortium des EU-Projekts HyFlow ein extrem leistungsfähiges, nachhaltiges und kostengünstiges Hybrid-Energiespeichersystem entwickelt, das einen…

Partner & Förderer