RUB-Studie zur kommunalen Wirtschaftsförderung

Was Kommunen für ihre Unternehmen tun können
RUB-Studie untersucht kommunale Wirtschaftsförderung
Was zählt, ist der Gesamtstandort

Die Verbesserung von Einzelfaktoren macht noch keinen guten Wirtschaftsstandort aus – es braucht die Förderung aller Standortfaktoren, das ist die Erkenntnis der Untersuchung „Innovations- und Technologiepolitik als Aufgabe der lokalen Wirtschaftsförderung. Das Beispiel Essen“ von Dipl.-Geogr. Frank Osterhoff. Nachdem sich bisherige Forschungen zur Innovations-, Technologie- und Forschungspolitik meist nur mit der Politik auf europäischer, nationaler oder regionaler Ebene beschäftigen und die Handlungsmöglichkeiten der lokalen Ebene außer Acht lassen, widmet sich Osterhoff erstmals der Frage, welchen Beitrag Kommunen als Anbieterinnen eines Standortes zur Erhaltung und Verbesserung der Konkurrenzfähigkeit ihrer Unternehmen leisten können, und entwickelt Vorschläge für ein Handlungskonzept. Die Studie ist als RUFIS-Studie 2/2000 erschienen. Für seine Arbeit wurde er mit dem Wissenschaftspreis der Kreissparkasse Recklinghausen ausgezeichnet.

Essener Experten bewerten Standort

Im allgemeinen Teil seiner Untersuchung kümmert sich Osterhoff zuerst um die Rahmenbedingungen der kommunalen Innovations- und Technologiepolitik: Warum sind Technologie, Forschung und Entwicklung so wichtig geworden? Was sind die Anforderungen an Unternehmensstandorte und deren Handlungskompetenzen? Als Beispiel eines Wirtschaftsstandorts dient die Stadt Essen. Für den empirischen Teil der Arbeit befragte Frank Osterhoff Experten zu innovationsorientierten Maßnahmen, Projekten und Strukturmerkmalen, Standortmerkmalen und Innovationshemmnissen. Besonders interessierte ihn die Rolle der Essener Wirtschaftsförderungsgesellschaft. Auf die Bewertung der Ergebnisse gründen Vorschläge für ein Handlungskonzept.

Einzelne Faktoren genügen nicht

Seine wichtigste Erkenntnis, die für Forschungs- und Entwicklungsunternehmen wie für alle anderen gilt: Maßnahmen, die Einzelfaktoren verbessern, machen noch keinen guten Standort aus, sondern es braucht die Entwicklung eines Gesamtstandortes – die Innovations- und Technologieförderung kann nicht nur ein Teilansatz der Wirtschaftsförderung sein, sondern muss in einen Stadtentwicklungsansatz für den Gesamtstandort integriert werden. Sowohl die allgemein wichtigsten Standortfaktoren wie Verkehr, Arbeitsmarkt und Flächen müssen weiterentwickelt werden, als auch die so genannten weichen Faktoren, die haushaltsnahen Merkmale Wohnen, Umweltqualität, Kultur- Freizeit- und Erholungsmöglichkeiten. Speziell für Forschungs- und Entwicklungsunternehmen wichtige Faktoren sind in Essen Agglomerationseffekte, die sich aus der Nähe zu anderen FuE-Unternehmen und -einrichtungen ergeben.

Ganzheitliches Handlungskonzept kann Essen attraktiver machen

Als Grundlage für eine effektive technologieorientierte Bestandsentwicklung sieht Osterhoff ein Konzept zur Innovations- und Technologieförderung, dass sich auf alle Teilbereiche der Innovations- und Technologiepolitik bezieht. Zu seinen Bestandteilen gehören die Entwicklung der endogenen FuE-Schwerpunkte, die Weiterentwicklung der standort- und innovationsbezogenen Strukturmerkmale und die Verbesserung des Technologietransfers. Die Basis für ein erfolgreiches Konzept ist eine genaue Strukturanalyse des Standorts. Nur so kann man seine Stärken und Schwächen und seine Position im regionalen, nationalen und internationalen Wettbewerb erkennen und analysieren. Darauf abgestimmte Maßnahmen können dann z. B. harte und weiche Standortfaktoren verbessern: Fachbezogene Messen und Kongresse, Weiterentwicklung und Akquisition neuer FuE-Einrichtungen, Anbindung an Einrichtungen außerhalb des Standortes, die Gründung von Aninstituten und die Akquisition von Fördermitteln sind zentrale Handlungsfelder. Auch die Verbesserung des Technologietransfers basiert auf einer Strukturanalyse, die Transferangebot und Transfernachfrage ermittelt.

Plädoyer für regionale Kooperation

Grundsätzlich plädiert Osterhoff dafür, Standorte nicht isoliert, sondern als Teilausschnitte einer Region zu betrachten – funktionsräumliche Beziehungen nehmen keine Rücksicht auf administrative Grenzen. Netzwerke und Kooperationen zwischen Unternehmen, FuE- und Aus- und Weiterbildungseinrichtungen einer Region versprechen Synergieeffekte für die kommunale Bestandsentwicklung.

Bezug über RUFIS

Frank Osterhoff: Innovations- und Technologiepolitik in der kommunalen Wirtschaftsförderung. Das Beispiel Essen. RUFIS-Studie Nr. 2/2000, erhältlich bei RUFIS, Ruhr-Forschungsinstitut für Innovations- und Strukturpolitik e.V., Universitätsstr. 150, Postfach 102148, 44721 Bochum, Tel./Fax: 0234/707716

Weitere Informationen

Dipl.-Geogr. Frank Osterhoff, Hugo-Schultz-Str. 40, 44789 Bochum, Tel. 0234/309575, Email: frank.osterhoff@ruhr-uni-bochum.de

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Dr. Josef König

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