Banken sehen Vertrieb als Kernkompetenz an

Neue Studie des E Finance Lab fördert überraschende Ergebnisse zutage

Rund neun von zehn der Banken in Deutschland sehen ihre eigene Kernkompetenz im Vertrieb von Finanzprodukten. Dies ist ein Ergebnis der neuen Studie „Kreditprozess heute und morgen – eine Analyse zu Optimierungspotenzialen bei Deutschlands 500 größten Kreditinstituten“, die die Finanzforschungseinrichtung E Finance Lab vorgestellt hat. Die Studie, die Ende Juli in Buchform erscheinen wird, analysiert den aktuellen Stand sowie Verbesserungsmöglichkeiten bei der Vergabe von Investitionskrediten an mittelständische Unternehmen. Demnach stufen sich 88 Prozent der Institute als vertriebsstark ein, 92 Prozent halten die Entscheidung über Kreditvergaben für ihre wichtigste Aufgabe. Mit Abstand in der Einschätzung der eigenen Kernkompetenz folgen die Risikoüberwachung (77 Prozent) sowie die Bearbeitung (61 Prozent) und das Workout (43 Prozent), hat die Studie des E Finance Lab ergeben. Die führende deutsche Finanzforschungseinrichtung wird von der Johann Wolfgang Goethe-Universität in Frankfurt am Main und der Technischen Universität Darmstadt mit Unterstützung der Unternehmen Accenture, BearingPoint, Deutsche Bank, Deutsche Postbank, FinanzIT, IBM, Microsoft, Siemens, T Systems, DAB bank und IS.Teledata AG getragen.

Outsourcing – die Verlagerung von Geschäftsprozessen insbesondere außerhalb der eigenen Kernkompetenz an einen externen Dienstleister – wird überwiegend als wichtiger Trend erkannt, jedoch derzeit zurückhaltend umgesetzt. So führt der überwiegende Teil der deutschen Banken nach wie vor alle Teile des Kreditprozesses eigenständig aus. Immerhin 14 Prozent haben Teile ihres Kreditprozesses outgesourct. Knapp 20 Prozent der anderen Institute sehen es als optimal an, ihr Servicing oder ihr Workout komplett auszulagern. Auf der anderen Seite fände es fast ein Viertel vorteilhaft, zumindest für Teile der Bearbeitung und des Servicing als Insourcer aufzutreten und damit anderen Banken die eigenen Prozesse als Dienstleistung anzubieten.

„Es zeigt sich, dass langfristig ein industrielles Prozessverständnis in der Bankenwelt Einzug hält, wonach Prozesse modularisiert und darauf aufbauend optimale Bezugsformen für die resultierenden Teilprozesse identifiziert werden“, sagt Prof. Dr. Wolfgang König, Vorstandsvorsitzender des E Finance Lab. Als beliebte Geschäftsmodelle nennt die Studie sowohl das gemeinsame Outsourcing von Servicing und Workout, das von immerhin schon 16 Prozent der Banken für optimal gehalten wird, als auch komplementär dazu das kommerzielle Insourcing dieser beiden Teilprozesse (9 Prozent).

Das E-Finance Lab wird von der Universität Frankfurt am Main und der Technischen Universität Darmstadt gemeinsam mit Accenture, BearingPoint, Deutsche Bank, Deutsche Postbank, FinanzIT, IBM, Microsoft, Siemens, T Systems, DAB bank und IS.Teledata AG getragen. Ziel des interdisziplinären Forschungsprojektes ist es, die Industrialisierung in der Finanzwelt zu fördern. Unter Leitung der Frankfurter Wirtschaftsprofessoren Wolfgang König, Bernd Skiera und Mark Wahrenburg sowie des Darmstädter Informatik-Professors Ralf Steinmetz identifizieren über 30 Forscher Verbesserungspotenziale bei den traditionellen Wertschöpfungsketten der Finanzbranche sowie den Finanzprozessen von Unternehmen verschiedenster Branchen. Dabei entwickeln und erproben sie auch Verfahren zur Gestaltung neuartiger Finanzprodukte. Der Begriff E-Finance verdeutlicht, dass Innovationen in der Finanzbranche über einen verstärkten Einsatz netzbasierter Informations- und Kommunikationssysteme möglich sind.

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