Schutz von Feuchtgebieten ökonomisch und ökologisch notwendig
Der konsequente Schutz von Feuchtgebieten ist nicht nur eine ökologische, sondern auch eine ökonomische Notwendigkeit. Zu dieser Einschätzung kommen Experten bei einer Fachtagung im Bundesamt für Naturschutz (BfN) zur Umsetzung der internationalen Ramsar-Konvention zum Schutz von Feuchtgebieten.
BfN-Präsidentin Prof. Beate Jessel mahnte zum Ende des Internationalen Jahrs des Wassers ein konsequentes Handeln aller Akteure zum Schutz der Feuchtgebiete an. „Feuchtgebiete nehmen in Deutschland und weltweit eine zentrale Funktion beim Hochwasser- und Klimaschutz ein.
Sie wirken als Trinkwasserspeicher, filtern schädliche Stoffe aus der Intensivlandwirtschaft, werden als Erholungsgebiete genutzt und sind Lebensraum für Tier- und Pflanzenarten. Der Verlust von Flächen durch Torfabbau in Mooren, Kanalisierung von Bächen, die ackerbauliche Nutzung von Auen oder die Bebauung von Ufern führt zu einer Verringerung der Leistungen dieses wichtigen Ökosystems. Damit wird nicht nur die Lebensgrundlage für eine Vielzahl von Tier- und Pflanzenarten bedroht, sondern es kommt auch zu erheblichen wirtschaftlichen und sozialen Folgen“, sagte BfN-Präsidentin Jessel. Daher müsse auch der ökonomische Wert von den Ökosystemdienstleistungen der Feuchtgebiete stärker in den Fokus bei Entscheidungen beim Umgang mit diesen Gebieten gerückt werden, so Beate Jessel.
Hintergrund Ramsar-Konvention
Das Übereinkommen über Feuchtgebiete, insbesondere als Lebensraum für Wat- und Wasservögel, von internationaler Bedeutung (Ramsar-Konvention), wurde im Jahr 1971 geschlossen. Ursprünglich hatte die Ramsar-Konvention den Erhalt und die nachhaltige Nutzung (wise use) von Feuchtgebieten als Lebensraum von Wasservögeln zum Ziel. In den letzten Jahren haben sich die Konventionsziele erweitert und umfassen nun den ganzheitlichen Schutz von Feuchtgebieten als bedeutende Ökosysteme zum Erhalt der Biodiversität. 160 Staaten sind der Konvention beigetreten, Deutschland ist Mitglied seit 1976.
Stichwort Ökosystemdienstleistung
Unter Ökosystemdienstleistungen versteht man Leistungen, die ein Ökosystem, z.B. ein Feuchtgebiet, durch die Schadstofffilterung erbringt. Legt man ein Feuchtgebiet trocken, kann diese Fläche keine Schadstoffe mehr filtern und sie erbringt damit keine „ökologischen Dienstleistungen“ mehr. Nach Auffassung vieler Ökonomen ist es vernünftig, diese Leistungen der Ökosysteme in wirtschaftliche Berechnungen einzubeziehen und ihnen einen ökonomischen Wert zuzuordnen.
Im Rahmen eines Forschungsvorhabens zur ökonomischen Bewertung der naturverträglichen Hochwasservorsorge konnte der Sinn dieses Vorgehens auch aus volkswirtschaftlicher Sicht belegt werden. Im Fallbeispiel wurde eine Auenreaktivierung an der Elbe, die Ziel des Naturschutzes war, betrachtet. Die Kosten für Maßnahmen wie eine Deichrückverlegung wurden den verschiedenen Nutzen einer Auenreaktivierung gegenübergestellt. Hierzu zählten neben den eingesparten Kosten für Unterhaltung der Deiche auch weitere vermiedene Kosten für Hochwasserschäden und für die technische Wasserreinigung. Nicht zuletzt kann durch die Maßnahmen zur Auenreaktivierung eine höhere Wertschätzung für Arten-, Habitatschutz und Erholung durch die Bevölkerung der untersuchten Gebiete erreicht werden.
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