Gadolinium im Berliner Trinkwasser: Zunahme der Belastung in West-Berlin zwischen 2009 und 2012
Der Stoff ist unschädlich, kann aber als Indikator für im Abwasser enthaltene gesundheitsgefährdende Stoffe genutzt werden. 2009 wurde die Belastung des Berliner Trinkwassers mit Gadolinium unter der Leitung von Michael Bau, Professor für Geowissenschaften an der Jacobs University, erstmals flächendeckend untersucht.
Eine Aktualisierung vom Dezember 2012 zeigt nun: Die Belastung des Leitungswassers im Westen der Stadt hat nochmals stark zugenommen, während das Ostberliner Trinkwasser weiterhin kein Gadolinium aus Kontrastmitteln aufweist.
Gadolinium wird als Kontrastmittel bei Untersuchungen mittels Magnetresonanztomographie (MRT) eingesetzt und gelangt über den Urin der Patienten ins Abwasser. Da es in Klärwerken nicht entfernt werden kann, wird es mit dem geklärten Abwasser in Flüsse eingeleitet, und erreicht von dort das Meer und das Grundwasser.
Die Ergebnisse einer Aktualisierung der Erhebung von 2009 auf der Basis von Trinkwasserproben vom Dezember 2012, wurden jetzt unter Leitung von Prof. Dr. Michael Bau und seinen Mitarbeitern Nathalie Tepe, Manuela Romero und Serkan Kulaksiz der Arbeitsgruppe Rohstoff- und Umweltgeochemie der Jacobs University Bremen auf einer Tagung in Berlin vorgestellt.
Wie schon 2009, wies das Trinkwasser in den östlichen Bezirken von Berlin auch Ende 2012 keine signifikanten Gehalte an Kontrastmittel-Gadolinium auf. Es kann daher weitgehend ausgeschlossen werden, dass das Trinkwasser im Osten der Stadt mit Stoffen aus Abwässern, wie zum Beispiel Arzneimittelrückständen, verunreinigt ist.
Ein ganz anderes Bild bietet sich dagegen in den westlichen Bezirken. In keinem der untersuchten Westberliner Bezirke ist die Gadolinium-Belastung zurückgegangen, sondern hat in nur 3 Jahren nochmals deutlich zugenommen. Das Ausmaß der Zunahme reicht vom 1,5-fachen in Berlin-Zehlendorf bis zum 11,5-fachen in Berlin-Jungfernheide. Die höchsten Belastungen des Trinkwassers mit anthropogenem Gadolinium finden sich erneut in den Bezirken Mitte, Reinickendorf und Charlottenburg-Wilmersdorf.
Je höher die Belastung mit dem gesundheitlich unbedenklichen Kontrastmittel-Gadolinium ist, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass auch andere abwasserbürtige Stoffe wie Arzneimittelrückstände und Körperpflegeprodukte ins Trinkwasser gelangt sind. Untersuchungen hierzu sollten daher vorrangig in den Westberliner Innenstadtbezirken durchgeführt werden.
Grundsätzlich ist die zum Teil erhebliche Zunahme an anthropogenem Gadolinium im Westberliner Trinkwasser ein weiterer Beleg für den weltweit immer stärker werdenden Einfluss von High-Tech Metallen wie den Seltenen Erden auf die Umwelt. Eine systematische Erfassung der Verbreitung von High-Tech Metallen in Flüssen und Seen im Rahmen eines Umweltkatasters erscheint daher dringend notwendig.
Kontakt:
Michael Bau | Professor of Geosciences
Email: m.bau@jacobs-university.de | Tel.: +49 421 200-3564
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Weitere Informationen:
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