Forschungsprojekt zeigt: Hecken in Agrarflächen schützen Biodiversität in Madagaskar

Opuntien sind Hauptbestandteile von vielen Hecken in den Agrarflächen. Diese bieten unter anderem Lebensraum für die Taggecko-Art Phelsuma breviceps. Joachim Nopper

Die Forscher aus der Arbeitsgruppe „Tierökologie & Naturschutz“ erforschten auf dem Mahafaly Plateau im Südwesten Madagaskars, inwieweit von Menschen künstlich angelegte Hecken zum Erhalt der Biodiversität auf Agrarflächen beitragen können. Dabei untersuchten sie beispielhaft den Einfluss verschiedener Landnutzungsformen auf die in dieser Region sehr artenreiche Gruppe der Reptilien.

Dort gefährden u. a. Brandrodung, Beweidung durch Nutztiere und nicht-nachhaltiger Holzeinschlag den Weiterbestand natürlicher Wälder. Ein Grund dafür ist der steigende Ressourcenbedarf einer stark wachsenden Bevölkerung.

Die Hamburger Studie zeigt, dass künstlich angelegte Hecken an Feldrändern positiv zum Artenreichtum beitragen. So konnte etwa die vom Aussterben bedrohte Taggecko-Art Phelsuma breviceps, die auf den Feldern keinen Lebensraum hat, in den angelegten Hecken nachgewiesen werden.

Die Autoren der Studie betonen aber, dass diese Hecken zum einen strukturreich sein und zum anderen untereinander und auch mit Wäldern in Verbindung stehen müssen, um möglichst vielen Tierarten Lebensraum zu bieten.

In der Studie, die im Rahmen des vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderten Projekts „Sustainable Landmanagement in Madagascar“ (SuLaMa) entstand, spielte es zudem eine wichtige Rolle, ob und wie die Menschen in Madagaskar für die Pflanzung von Hecken und damit für den Erhalt der Biodiversität gewonnen werden können.

Denn im Südwesten Madagaskars betreiben die Einwohnerinnen und Einwohner Viehzucht und Ackerbau und entnehmen dem natürlichen Ökosystem Nahrungs- und Futtermittel, Medikamente sowie Bau- und Brennholz. Künstlich angelegte Hecken dienen als Schutz der Anbauflächen vor Nutztieren (Ziegen, Schafe, Zebus) und bieten der Bevölkerung Ressourcen, die sie im täglichen Leben verwenden können, z. B. Kaktusfeigen.

Allerdings muss in weiteren Studien untersucht werden, inwieweit sich Opuntien (Kakteengewächse), die derzeit Hauptbestandteil der Hecken sind und erst im späten 18. Jahrhundert in Madagaskar eingeführt wurden, negativ auf die Verbreitung heimischer Floren- und Faunenelemente auswirken.

„Die Studie zeigt, dass die Menschen und die einzigartige Tierwelt koexistieren können“, erklärt Joachim Nopper, Tierökologe und wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universität Hamburg. Dies sei eine positive Erkenntnis – vor allem auch für die Bevölkerung vor Ort.

Allerdings stellten diese von Menschen genutzten Flächen keinen vollwertigen Ersatz für ungestörte Wälder dar: „Negative Auswirkungen auf natürliche Systeme werden durch die Anlage von Landschaftselementen wie Hecken zwar verringert, aber nur zusammen mit vorhandenen Wäldern können sie dem Artensterben effektiv entgegenwirken“, sagt Nopper.

In anderen Teilprojekten von SuLaMa wird daher unter anderem untersucht, welche Alternativen es zu Brandrodung gibt und wie nachhaltige Landwirtschaft in Madagaskar umgesetzt werden kann.

Link zur Originalstudie:

DOI 10.1111/1365-2664.12752

http://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1111/1365-2664.12752/full

Mehr Informationen „Sustainable Landmanagement in Madagascar“:

http://www.sulama.de

Für Rückfragen:

Joachim Nopper
Biozentrum Grindel
Arbeitsgruppe „Tierökologie & Naturschutz“
Tel.: +49 40 42838-8052
E-Mail: Joachim.Nopper@uni-hamburg.de

Media Contact

Birgit Kruse idw - Informationsdienst Wissenschaft

Weitere Informationen:

http://www.uni-hamburg.de/

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