Lehren aus dem Hurrikan Katrina für Bremen und Hamburg

An den norddeutschen Küsten wächst auf Grund des globalen Klimawandels die Hochwassergefahr. Wie der Hurrikan „Katrina“ und seine katastrophalen Folgen zeigen, ist das richtige Agieren der Verantwortlichen im Krisenfall von entscheidender Bedeutung. Im Forschungsprojekt „Politisch-administrative Risikosteuerung“ untersuchen Bremer Sozialwissenschaftler , inwieweit soziale Besonderheiten bei einem angemessenen Hochwassermanagement berücksichtigt werden müssen.

Der Hurrikan „Katrina“ und die katastrophalen Folgen für New Orleans, aber auch jüngst der Schneesturm im Münsterland zeigen: Auch hoch entwickelte Industrieländer sind durch Umweltkatastrophen verletzlich. Wenn das Krisenmanagement nicht funktioniert, bricht sogar das Chaos aus. An den norddeutschen Küsten wächst auf Grund des globalen Klimawandels die Hochwassergefahr. Das Risikobewusstsein in der Bevölkerung ist im Falle extremer Hochwassergefährdung sehr wichtig. Von entscheidender Bedeutung ist allerdings das Agieren der Verantwortlichen in den Krisenstäben. Sie benötigen für ihre Entscheidungen umfangreiches Wissen: über Kommunikation, Mobilität, sozialen Zusammenhalt und Gesundheitszustand der betroffenen Bevölkerung. Prozesse gesellschaftlichen Wandels wie Alterung der Gesellschaft, zunehmende soziale Disparitäten, Individualisierung und Multikulturalisierung, von der Industrie- zur Wissensgesellschaft wirken dabei ambivalent. Einerseits kommt es zur Erosion von traditionellen Formen des sozialen Zusammenhalts; es entstehen aber zugleich auch neue Möglichkeiten der Wissensvermittlung und -aneignung (neben Radio und Fernsehen das Internet) und der Kommunikation (Handy).

Ein angemessenes Hochwasserrisikomanagement muss daher neben den Sachdimension der Naturgefahren auch die sozialen Besonderheiten der Lage berücksichtigen. Wie dies mit Blick auf Bremen und Hamburg geschehen kann, ist Thema des soziologisch-politikwissenschaftlichen Forschungsprojekts „Politisch-administrative Risikosteuerung“ (PaRis) der Wissenschaftler Professor Hellmuth Lange und Heiko Garrelts vom Forschungszentrum Nachhaltigkeit der Universität Bremen. Es gehört zum interdisziplinären Verbundvorhaben „Integriertes Hochwasserrisikomanagement in einer individualisierten Gesellschaft“ (INNIG), das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung im Rahmen des Programms „Risikomanagement extremer Hochwasserereignisse“ gefördert wird.

Wie wichtig diese Thematik international eingestuft wird, zeigt ein Blick auf die bis zum 9. Dezember 2005 laufende UN-Klimakonferenz im kanadischen Montreal. Dabei geht es nämlich nicht nur um die Reduzierung von Treibhausgasen. Von der Öffentlichkeit weniger beachtet, wird zugleich darüber beraten, wie man sich auf die Folgen des Klimawandels vorbereiten kann. Auch hier ist aus dem Hurrikan „Katrina“ zu lernen. Deutlich wurde, dass die Auswirkungen des Klimawandels verschiedene soziale Gruppen unterschiedlich treffen können. Mehr noch: Soziale Benachteiligung und falsche politische Entscheidungen haben Verwundbarkeit überhaupt erst entstehen und „Katrina“ zur Katastrophe werden lassen. Ältere, behinderte, arme und nicht-weiße Menschen waren den Wirkungen von „Katrina“ deutlich stärker ausgesetzt als andere Bevölkerungsgruppen. Ihnen fehlte es an materiellen Ressourcen (eigenes Auto), am Zugang zu Informationen, an Netzen gegenseitiger Hilfe und außerdem an öffentlicher Beachtung und ausreichender Wertschätzung. Die Bremer Sozialwissenschaftler werden in ihrer Untersuchung auch diesen Aspekten einen breiten Raum geben.

Weitere Informationen:
Universität Bremen
Forschungszentrum Nachhaltigkeit
Professor Hellmuth Lange
E-Mail: lange@artec.uni-bremen.de
Dipl.-Pol. Heiko Garrelts,
E-Mail: garrelts@artec.uni-bremen.de

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Eberhard Scholz idw

Weitere Informationen:

http://www.innig.uni-bremen.de

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