Umweltschutz durch weniger Schwermetalle in Industrieabwässern: EU-Projekt METASEP

Fast eine halbe Million Mikrospiegel trägt dieses mechatronische Bauteil, das seit längerem für Videoprojektionen eingesetzt wird. In einem neuen Messgerät tasten feine Lichtstrahlen Oberflächen berührungslos ab.&nbsp;<br> ©Fraunhofer IPT


13 Universitäten, Forschungsinstitute und sieben Industriepartner aus Europa arbeiten gemeinsam an neuen umweltschützenden und gleichzeitig kostengünstigen Verfahren, um Schwermetalle aus Industrieabwässern abzutrennen. Mit über fünf Millionen Mark fördert die EU für drei Jahre das Projekt, das insgesamt ein Volumen von rund acht Millionen Mark hat.

Die Universität des Saarlandes hat mit Unterstützung des Saarbrücker Spin-off-Unternehmens EURICE die Federführung des Gesamtprojekts übernommen.

Tagtäglich fließen weltweit mit Industrieabwässern Schwermetalle in Flüsse, Seen und Meere und gelangen – auch über das Trinkwasser – in die Nahrungskette. Von Arsen über Blei, Cadmium, Chrom, Cobalt, Kupfer, Nickel und Quecksilber bis hin zu Zink: Als Emissionen geraten die Schadstoffe in die Abwässer, sei es von Abfalldeponien oder bei der Herstellung von Computern, Batterien, und Verpackungen, auch im Bergbau- und Hüttenwesen oder bei Wärmegewinnungsprozessen. Ein Teufelskreis setzt sich in Gang: Schwermetalle, also Metalle mit hoher Dichte (mehr als 4,5g pro Kubikzentimeter), sind nicht abbaubar. Sie reichern sich auch im Körper an und wirken ab einer bestimmten Konzentration toxisch.

Gesetzliche Bestimmungen schreiben Grenzwerte vor, wie viel Schwermetall Abwässer enthalten dürfen – und natürlich gibt es Verfahren, die die Schwermetalle aus den Abwässern filtern. Diese sind jedoch meist teuer und oft auch unzuverlässig. Außerdem: Die herausgefilterten Schwermetalle sind nicht wiederverwertbar; sie müssen entsorgt werden, was die Umwelt und ebenfalls den Geldbeutel der Unternehmen belastet.

13 Universitäten und Forschungsinstitute aus Europa – aus Belgien, Bulgarien, Deutschland, Griechenland, den Niederlanden, der Slowakischen Republik und der Tschechischen Republik – haben sich nun zusammengetan, um gezielt Verfahren zu entwickeln, die zum einen umweltschützend und zum anderen optimiert und kostengünstig sind. Das Kooperationsprojekt METASEP wird für drei Jahre von der EU mit über fünf Millionen Mark gefördert. Insgesamt beläuft sich das Volumen des Projekts auf rund acht Millionen Mark.
An der Universität des Saarlandes laufen die Fäden zusammen: Hier hat der Lehrstuhl für Prozesstechnik (Prof. Dr.-Ing. Horst Chmiel) die Federführung des Gesamtprojektes übernommen; Leiter des Projektes und verantwortlich für die Koordination ist Privatdozent Dr.-Ing. Valko Mavrov. Professor Chmiel, der auch die an METASEP beteiligte Gesellschaft für umweltkompatible Prozesstechnik (upt) leitet, ist in seiner Funktion als Geschäftsführer der upt technischer Projektführer des Vorhabens.

METASEP setzt an dem Problem an, das bislang vor allem in ärmeren Ländern den Umweltschutzgedanken häufig in den Hintergrund treten lässt: an den Kosten. Billige und dennoch hundertprozentig zuverlässige Verfahren sollen es Unternehmen auch wirtschaftlich schmackhaft machen, Grenzwerte im Sinne des Umweltschutzes einzuhalten.

Die neuen Techniken beruhen auf so genannten "metal bonding agents", das sind für die jeweiligen Schwermetalle maßgeschneiderte Hilfsstoffe, die dem Abwasser in besonderen Verfahren zugesetzt werden. Sie lagern sich an die Schwermetall-Teilchen an und die auf diese Weise "vergrößerten" Teilchen werden mit speziellen, für die jeweiligen Erfordernisse entwickelten Membranen abgefangen.
Der Clou bei dieser Methode: Die aufgefangenen Schwermetalle können wieder verwertet werden, was vor allem auch bei teuren Metallen wie Germanium interessant ist.
Und: Auch die Hilfsstoffe kann man nach ihrer Abtrennung von den Schwermetallen erneut einsetzen.

Im Kooperationsverbund werden von den Partnern, die aus verschiedensten wissenschaftlichen Disziplinen kommen, unterschiedliche Bestandteile dieser Verfahren erforscht und entwickelt: Während die einen die Hilfsstoffe optimieren und an die besonderen Eigenschaften der einzelnen Metalle anpassen, arbeiten andere an Membranen oder Modulen, durch die das Abwasser zur Reinigung strömt. Auch Kombinationen mit herkömmlichen Verfahren werden erprobt. Um die Entwicklungen optimal auf die Ansprüche und Probleme der Unternehmen abzustimmen, stehen die Forscher in engem Kontakt zur Industrie. Mit sieben Partnern aus der Wirtschaft arbeiten sie bereits zusammen – weitere Industriepartner werden gesucht!
In Saarbrücken wird neben den Forschungsarbeiten die upt, die als eigenes Forschungsinstitut in Nachbarschaft der Universität angesiedelt ist, die Ergebnisse im Rahmen von METASEP testen.

Unterstützt wird die aufwendige Koordination und Organisation des europäischen Großprojekts durch die Firma EURICE (European Research and Project Office GmbH), wie bereits erwähnt ein Spin-off-Unternehmen aus der Saar-Universität. Dieses Dienstleistungsunternehmen für Forschungs- und Projektmanagement bietet bei EU-Projekten Betreuung und umfassende Unterstützung während der gesamten Dauer des Vorhabens und ist zentrale Koordinierungsstelle für alle organisatorischen Fragen von EU-Forschungsförderung.

Info im Internet: http://www.eurice.de/METASEP/
Sie haben Fragen? Dann setzen sie sich bitte in Verbindung mit Torsten Erwe, Tel: 0681/ 9345-209, E-Mail: t.erwe@mx.uni-saarland.de

Weitere Informationen finden Sie im WWW:

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Claudia Brettar idw

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