Anteil der Getränkeverpackungen am "Littering" mit 20,7 % dreieinhalb Mal höher als bisher angenommen
Dr. Schmitt legt eine Räuchermakrele auf das Förderband des Röntgenscanners. Mit automatischer Bildauswertung werden so am Fließband restliche Gräten in filetierten Fischen erkannt. ©Fraunhofer IIS
Umweltministerin Martini argumentiert mit falschen Zahlen
Autobahnen und Kunststoffflaschen nicht berücksichtigt – Ein "Grünabfallereignis" entspricht 118 Getränkedosen
Der Anteil von Getränkedosen und Einwegflaschen am sogenannten Littering ist erheblich höher, als bislang angenommen. Zu diesem Ergebnis kommt eine soeben vorgelegte Stellungnahme des Witzenhausen-Instituts für Abfall, Umwelt und Energie GmbH.
Seit Monaten argumentieren Gegner des Pflichtpfandes mit einem ominösen 6 % – Anteil von Getränkeverpackungen an der Landschaftsverschmutzung in Deutschland. Zahlreiche Politiker griffen die Zahl auf. Lediglich auf Umwegen gelang es der Deutschen Umwelthilfe und dem Getränkefachgroßhandel, eine Komplettfassung der von der AGVU in Auftrag gegebenen und vom RW TÜV durchgeführten Studie zu erhalten. Nun ist klar warum:
- Der RW TÜV entwickelte das Bewertungskriterium "sichtbare Oberfläche", um zu dem bagatellisierenden 6 % – Anteil zu gelangen. Betrachtet man allerdings die in derselben Studie ermittelten Stückzahlen der "Littering-Ereignisse", sind die Getränkeverpackungen bereits danach mit 20,7 % am Litteringaufkommen beteiligt.
- Der tatsächliche Anteil der Getränkeverpackungen ist aber noch deutlich höher. So wurde in der TÜV-Studie ausgerechnet das rund 11.000 km lange deutsche Autobahnnetz samt Auf- und Abfahrten sowie Rastplätzen nicht berücksichtigt. Nach Auskunft der Straßenmeistereien ist gerade entlang der Bundesautobahnen der Anteil an Dosen und Einwegflaschen sowohl absolut wie auch prozentual am höchsten.
- Ebenfalls nicht mitgezählt wurden Kunststoffflaschen, die komplett der Fraktion der Nicht-Getränkeverpackungen zugeordnet wurden.
- Dafür wurden beispielsweise Grünabfälle, wie sie bekanntlich im Sommer während der Wachstumsperiode der Pflanzen anfallen, in die Rechnung mit einbezogen. Ein "Grünabfallereignis" wurde pauschal 118 Getränkedosen gleichgesetzt.
"Das Bewertungskriterium "sichtbare Oberfläche" ist für mich nicht nachvollziehbar", so Jürgen Resch, Bundesgeschäftsführer der Deutschen Umwelthilfe e. V. "Mit fragwürdigen Methoden wird so der Anteil von Einweggetränkeverpackungen heruntergerechnet. Man kann sich unschwer vorstellen, dass das subjektive Empfinden beim Anblick von 118 Getränkedosen in der Landschaft verteilt deutlich negativer ist, als ein Grünabfallhaufen. Außerdem verrottet Grünabfall, Getränkedosen aber praktisch nicht."
"Dass Roland Berger diese RW TÜV-Zahlen nur allzu bereitwillig in seine Untersuchung zum Thema Pfand auf Einweg übernommen hat ist einleuchtend, da er mit der AGVU den gleichen Auftraggeber hatte." fügt Günther Guder, geschäftsführender Vorstand des Bundesverbandes des Deutschen Getränkefachgroßhandels e.V. hinzu. "Bedauerlich nur, dass Umweltpolitiker wie Frau Martini darauf hereinfallen und mit solchen Zahlen Politik betreiben. Damit dürfte aber aufgrund der seriösen Stellungnahme des Witzenhausen-Institutes, welches bereits für einige Landesumweltministerien gearbeitet hat und u.a. einen hervorragenden Ruf bei der bundesweiten Erstellung von Restmüllanalysen genießt, Schluss sein."
Die Stellungnahme zum Littering ist über die DUH und GFGH erhältlich.
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