Heidelberger Herzchirurgen implantieren weltweit erstmals ein neuartiges "Kunstherz"

Heidelberger Herzchirurgen haben Ende Juli 2009 weltweit erstmals ein innovatives „Kunstherz“ implantiert, das besonders effektiv, schonend und leise die Pumpfunktion der linken Herzkammer ersetzt.

Bei dem 92 Gramm schweren Gerät handelt es sich um eine Herzpumpe aus Kunststoff und Titan, die das Blut aus der geschwächten linken Herzkammer in die Hauptschlagader pumpt.

„Die Patientin hat den 3,5-stündigen Eingriff gut überstanden und ist wohlauf“, berichtet Professor Dr. Matthias Karck, Ärztlicher Direktor der Klinik für Herzchirurgie am Universitätsklinikum Heidelberg. Die 50-jährige Frau litt an einer Herzschwäche, die nicht mit Medikamenten behandelt werden konnte. Da aus medizinischen Gründen eine Herztransplantation nicht in Frage kam, wird die implantierte Herzpumpe nun dauerhaft ihr Herz unterstützen.

Auch als Überbrückung in der Wartezeit auf ein Spenderherz

„Die Herzpumpe kann prinzipiell auch als Überbrückung für eine Herztransplantation eingesetzt werden“, berichtet Privatdozent Dr. Arjang Ruhparwar, Oberarzt in der Heidelberger Herzchirurgie. Dann wird die Pumpe gemeinsam mit dem erkrankten Herz entfernt und durch ein Spenderherz ersetzt.

Bei dem Gerät handelt es sich um die 5. Generation des so genannten DeBakey-Herzen. Es war in den 90-er Jahren in Zusammenarbeit mit der NASA von dem renommierten, 2008 verstorbenen amerikanischen Herzchirurgen Professor Michael DeBakey am Baylor College of Medicine in Houston entwickelt worden und wird jetzt von der US-Firma Micromed vertrieben. Aus der zunächst mehr als 1 Kilogramm schweren Pumpe, die nicht in den Brustkorb passte, ist mittlerweile ein handliches, leichtes Miniatur-Gerät geworden, das unmittelbar am Herzen getragen und extern überwacht und gesteuert werden kann.

„Das neue Gerät hat große Vorteile: Es ist mit 92g Gewicht weltweit das kleinste Gerät, welches die Funktion der linken Herzkammer vollständig ersetzen kann und es arbeitet besonders leise und effektiv mit einer hohen Flusszahl“, erklärt Professor Karck. Patienten sind damit in der Lage, ein nahezu normales Leben zu Hause zu führen. Die Klinik kann sie zudem rund um die Uhr elektronisch überwachen.

Weitere Informationen im Internet:
www.micromedcv.com/european/heart-assist-5/precision-flow-probe.html
www.klinikum.uni-heidelberg.de/Herzchirurgie.106554.0.html
Ansprechpartner:
Professor Dr. Matthias Karck
Ärztlicher Direktor
Abteilung II Herzchirurgie
Chirurgische Klinik Heidelberg
Tel.: 06221 / 56 62 72
E-Mail: matthias.karck(at)med.uni-heidelberg.de
Universitätsklinikum und Medizinische Fakultät Heidelberg
Krankenversorgung, Forschung und Lehre von internationalem Rang
Das Universitätsklinikum Heidelberg ist eines der größten und renommiertesten medizinischen Zentren in Deutschland; die Medizinische Fakultät der Universität Heidelberg zählt zu den international bedeutsamen biomedizinischen Forschungseinrichtungen in Europa. Gemeinsames Ziel ist die Entwicklung neuer Therapien und ihre rasche Umsetzung für den Patienten. Klinikum und Fakultät beschäftigen rund 7.000 Mitarbeiter und sind aktiv in Ausbildung und Qualifizierung. In mehr als 40 Kliniken und Fachabteilungen mit 1.600 Betten werden jährlich rund 500.000 Patienten ambulant und stationär behandelt. Derzeit studieren ca. 3.100 angehende Ärzte in Heidelberg; das Heidelberger Curriculum Medicinale (HeiCuMed) steht an der Spitze der medizinischen Ausbildungsgänge in Deutschland. (Stand 12/2008)
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