Weltgesundheitsorganisation empfiehlt niedrigere Referenzwerte für Radon in Wohnungen

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfiehlt neue und niedrigere Referenzwerte für das radioaktive Edelgas Radon in Wohnungen. Das geht aus dem neuen Radonhandbuch hervor, das die WHO in Zusammenarbeit mit dem Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) erstellt und heute veröffentlicht hat.

„Damit bestätigt die WHO den Referenzwert, den das BfS seit 2004 für Deutschland empfiehlt“ erklärte der Präsident des BfS, Wolfram König heute in Salzgitter und ergänzte: „Das zeigt, dass wir uns am aktuellen internationalen Stand der Wissenschaft orientieren“.

Die WHO schlägt vor, dass künftig in allen beteiligten Ländern ein Referenzwert von 100 Becquerel pro Kubikmeter (Bq/m3) Raumluft gelten soll. Der Referenzwert stellt die maximal akzeptable Radonkonzentration in einem Wohnraum dar. Diesen Wert hatte das BfS 2004 auch für ein bisher nicht umgesetztes nationales Radonschutzgesetz empfohlen.

Die fachliche Grundlage für die neue WHO-Empfehlung liefern mehrere kürzlich veröffentlichte Studien aus Europa, Nordamerika und Asien. Diese weisen nach, dass Radon einen erheblichen Anteil der Fälle von Lungenkrebs in der Bevölkerung verursacht. Nach derzeitigen Schätzungen sind weltweit 3 bis 14 Prozent der Lungenkrebsfälle durch Radon verursacht.

König: „Diese Ergebnisse bestätigen die Untersuchungen, die das BfS 2004 für Deutschland durchgeführt hat. Für Deutschland ergab die Schätzung, dass rund 5 Prozent Lungenkrebsfällen pro Jahr radonbedingt sind“. Somit ist Radon nach dem Rauchen die zweithäufigste Ursache von Lungenkrebs. Aufgrund einer starken Wechselwirkung zwischen Rauchen und Radon treten die meisten radon-verursachten Lungenkrebsfälle bei Rauchern auf.

Die WHO empfiehlt aufgrund der Ergebnisse nationale Radonprogramme für alle beteiligten Länder, mit denen die Radonkonzentration in Wohnhäusern langfristig unter 100 Bq/m3 gebracht werden soll. Da die meisten Menschen in Deutschland in Wohnungen mit relativ geringen bis mittleren Radonkonzentrationen wohnen, treten die meisten radonverursachten Lungenkrebsfälle auch bei relativ niedrigen und nicht, wie oft fälschlich angenommen, bei den vereinzelt auftretenden hohen Radonkonzentrationen auf. Die WHO empfiehlt deshalb nationale Radonprogramme, die sowohl das Lungenkrebsrisiko der gesamten Bevölkerung als auch das individuelle Risiko für Personen, die in Häusern mit hohen Radonkonzentrationen leben, verringern.

Das heute veröffentlichte Radonhandbuch bietet ausführliche Informationen zum Thema Radon und Gesundheit und zeigt, wie die Radonkonzentrationen in Wohnräumen effektiv reduziert werden kann. „In der Regel ist das mit einfachen und günstigen Mitteln möglich. Die Kosten liegen bei ca. 2.000 Euro für ein Neubau mit 100 Quadratmetern Grundfläche“, erklärte König. Beton-Plattenfundamente und Abdichtungen gegen Bodenfeuchte bieten einen wirkungsvollen Schutz gegen das Eindringen von Radon. Besonders wichtig ist auch das Abdichten von Leitungsdurchführungen im Mauerwerk im erdberührendem Gebäudebereich. Sinnvoll kann auch die Installation eines Zu- und Abluftsystems sein. Der Einbau einer dicht schließenden Kellertür trägt dazu bei, die Ausbreitung von Radon in höhere Etagen zu verhindern.

Hintergrund

Radon ist ein radioaktives Gas, das aus Gestein und Böden freigesetzt wird und sich in geschlossenen Räumen wie Bergwerken untertage oder Häusern ansammeln kann. Als bedeutendste Quelle von Radon in Wohnhäusern gilt das Eindringen von Radongas aus dem Untergrund. Andere Quellen, einschließlich Baumaterial und Quellwasser, sind in den meisten Fällen von untergeordneter Bedeutung. Radon trägt wesentlich zur Strahlenbelastung der Bevölkerung durch ionisierende Strahlen bei.

Radonmessungen in Wohnungen sind relativ einfach durchzuführen und sehr wichtig, um die Radonkonzentration in Wohnräumen zu ermitteln. Sie sollten auf standardisierten Protokollen beruhen. Wegen der starken Schwankungen der Radonkonzentrationen je nach Jahreszeit und sogar von Tag zu Tag, empfehlen WHO und BfS die Durchführung von Radonmessungen über einen Zeitraum von mindestens drei Monaten, nach Möglichkeit jedoch länger.

Media Contact

Florian Emrich idw

Weitere Informationen:

http://www.bfs.de/de/ion/radon

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