Ultraschall-Vakuumbiopsiegerät der neuesten Generation erweitert Palette schonender Verfahren

Das Interdisziplinäre Brustzentrum Greifswald (IBZ) am Universitätsklinikum Greifswald arbeitet seit kurzem mit einem völlig neuen Ultraschall-Vakuumbiopsiegerät, das die bisherigen Diagnose- und Therapiemöglichkeiten nochmals deutlich verbessert.

Seit 1999 wird in Greifswald die Vakuumbiopsie mit den Vorgängergeräten angeboten, bei der krankes Gewebe bei Frauen mit Veränderungen in der Brust auch ohne eine offene Operation entfernt werden kann.

Unter lokaler Betäubung und unter Ultraschallsicht wird dabei mit einer sehr feinen Nadel über eine minimale Einstichstelle das befallene Gewebe zielgenau über eine Kanüle entfernt. Damit bleiben den Patientinnen ein Schnitt in der Haut und größere Gewebeentnahmen aus der Brust erspart. In der Regel können die Frauen am gleichen Tag die Klinik verlassen. „Wir sind nun in der Lage, dieses hochmoderne und gewebeschonende Verfahren für unsere Patienten verstärkt anbieten zu können“, freute sich Dr. Ralf Ohlinger, Leiter des Brustzentrums. „Das Vakuumbiopsiegerät der neuesten Generation erhöht die Sicherheit sowohl im Bereich der Früherkennung, als auch in der Erstdiagnostik.“

Im 1999 gegründeten Interdisziplinären Brustzentrum Greifswald, das vor zwei Jahren als erstes in Mecklenburg-Vorpommern von der Deutschen Krebsgesellschaft zertifiziert wurde, werden jährlich etwa 450 Patientinnen mit Brusterkrankungen operiert, davon über 150 mit primären Brustkrebs. Das sind mehr als 50 Prozent aller Karzinom-Operationen in Vorpommern. Jetzt wurden dem IBZ erneut höchste Qualitätsmaßstäbe bei der Betreuung brustkranker Frauen bescheinigt. So erhielt das Brustzentrum vor kurzem zum zweiten Mal ein Bestätigungszertifikat. Im Rahmen des Zertifizierungsverfahrens der Deutschen Krebsgesellschaft (DKG) und der Deutschen Gesellschaft für Senologie (DGS) sowie unabhängiger Prüfinstitute wie OnkoZert und NisZert werden jährlich die Einhaltung und die Verbesserung der Qualitätsstandards bei der Behandlung von Brustpatienten strengstens geprüft. Die Prüfer lobten auch in diesem Jahr die intensive fachübergreifende Zusammenarbeit mit allen beteiligten Behandlungspartnern und den niedergelassenen Fachärzten. Nicht nur das gut funktionierende Netzwerk, sondern auch die messbare Qualität, welche sich insbesondere durch die Entwicklung der Fallzahlen und die Auswertung der Zufriedenheitswerte der Patientinnen darstellen lässt, hatten erheblichen Einfluss auf das positive Urteil der Auditoren. Ein weiterer Aspekt, der von den Prüfern hervorgehoben wurde, ist die Qualität und Anzahl der über 100 plastischen Operationen im Jahr, bei denen die Brust nach Teil- und Amputationen wieder aufgebaut wurde.

Insgesamt 72,8 Prozent aller Frauen, unabhängig von der Tumorgröße, konnten Brust erhaltend operiert werden. Bei den früh erkannten Tumoren unter 2 cm Größe betrug dieser Anteil sogar 93 Prozent. Diese Ausgangslage bietet eine hervorragende Voraussetzung für die Therapie und vollständige Heilung der Betroffenen. Bei 62,2 Prozent der Patienten konnte darüber hinaus durch schonende und alternative Verfahren die komplette und für die Frauen belastende Ausräumung der Lymphknoten in der Achselhöhle vermieden werden.

Vor diesem Hintergrund betonte der IBZ-Leiter die Bedeutung des Mammascreenings-Programms, das im Mai dieses Jahres in Greifswald für die Region Vorpommern gestartet wurde und jetzt auch in Neubrandenburg und Schwerin und im kommenden Jahr in Rostock angeboten wird. Frauen im Alter von 50 bis 70 Jahre können eine kostenfreie Vorsorgeuntersuchung zur Früherkennung von Brustkrebs in Anspruch nehmen. Durch das Mammographie-Screening können schon minimale Krebsherde frühzeitig erkannt werden, noch bevor eine Frau selbst oder ein Arzt diese ertasten können.

Einen Namen hat sich das Greifswalder Brustzentrum inzwischen mit der sanften Methode der Milchgangspiegelung (Duktoskopie) gemacht, die ca. 50 Mal im Jahr durchgeführt wird. „Damit sind wir in Deutschland das führende Duktoskopiezentrum in der Anwendung, Erforschung und ärztlichen Weiterbildung dieses innovativen Verfahrens“, betonte Ohlinger, der dazu eine internationale Multicenter-Studie mit zwölf Zentren in Deutschland, der Schweiz und Österreich leitet.

„Das Greifswalder Brustzentrum ist zudem mit der onkologischen Tagesklinik für die ambulante Chemotherapie und seiner Ausstattung auf hohem Niveau aufgestellt und sichert eine optimale Behandlung für die Patientinnen, die sich uns anvertrauen“, betonte Prof. Marek Zygmunt, Direktor der Universitätsfrauenklinik. „Dennoch befindet sich das IBZ ständig in der Entwicklung. Unsere Schwerpunkte liegen in der effektiveren Früherkennung, der interdisziplinären Zusammenarbeit sowie in der Vermeidung von unnötigen Operationen, in der Ausweitung schonender Verfahren, in der Brusterhaltung sowie in der psychoonkologischen Beratung der Frauen.“

Das Interdisziplinäre Brustzentrum Greifswald vereint ein hoch spezialisiertes und eng kooperierendes Expertenteam aus diagnostizierenden und operierenden Gynäkologen, Radiologen, Nuklearmedizinern, Pathologen, Strahlentherapeuten und Onkologen sowie plastisch tätigen Gynäkologen, um die Früherkennung, Therapie und Heilungschancen für Frauen mit Brustkrebs insgesamt zu verbessern und unnötige Operationen zu vermeiden. Im Fokus stehen dabei die wöchentlichen interdisziplinären Brustkonferenzen aller beteiligten Spezialisten vor und nach allen operativen Eingriffen. Das Greifswalder IBZ ist eines der vier prädestinierten Einrichtungen im DMP-Brustkrebs im Land neben Rostock, Schwerin und Neubrandenburg.

Ansprechpartner
Klinik und Poliklinik für Frauenheilkunde
und Geburtshilfe
Leiter des Brustzentrums: OA Dr. med. Ralf Ohlinger
Wollweberstraße 1, 17475 Greifswald
T +49 3834 86-73 12
F +49 3834 86-65 12
E ralf.ohlinger@uni-greifswald.de

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Constanze Steinke idw

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