Schmetterlingskrankheit: Erste genetische Stammzellentherapie erfolgreich

Forscher der Universität von Modena haben in Zusammenarbeit mit dem Städtischen Polyklinikum die erste erfolgreiche Therapie zur Heilung der genetischen Hautkrankheit Epidermolysis bullosa (EB) – besser bekannt als Schmetterlingskrankheit – durchgeführt. Einem 36-jährigen Mann mit schweren Hautschäden an beiden Beinen waren körpereigene Stammzellen entnommen worden, um damit im Labor neues Hautgewebe zu erzeugen. Nach dessen Verpflanzung hat sich das Oberhautgewebe an den erkrankten Stellen wieder vollkommen und nachhaltig regeneriert.

Michele De Luca, Professor für Biochemie, erläutert: „Die für den Patienten sehr schmerzhafte Krankheit wird durch einen Gendefekt hervorgerufen, der die Ablösung größerer Partien der Oberhaut (Epidermis) von der Lederhaut (Dermis) bewirkt und dabei schwere Infektionen hervorruft. Uns ist es gelungen, aus der Epidermis des Patienten entnommene Stammzellen mit gesunden Genen zu therapieren und sie dann soweit zu vermehren, dass sich neun für die Transplantation ausreichend große Hautstücke gebildet haben. Unsere Aufmerksamkeit hat sich bislang auf die am stärksten in Mitleidenschaft gezogenen Stellen konzentriert. Darüberhinaus besteht aber auch die Möglichkeit, die Haut an anderen Körperteilen zu ersetzen.“

Fulvio Mavilio, Professor für Molekularbiologie, über den Heilungsverlauf: „Die erste stabile Haftung der transplantierten Hautstücke hat sich nach acht Tagen eingestellt. Nach einem Jahr schließlich waren Erscheinungsbild und Haftfähigkgeit der Epidermis an beiden Beinen wie die eines gesunden Hautgewebes. Dieses Ergebnis ist ausschließlich der durch die Stammzellenkur bewirkten genetischen Korrektur zu verdanken. Es handelt sich um den ersten Fall einer erfolgreichen Gentherapie, die mit Stammzellen der Oberhaut und ohne die Entnahme von Blutgefäßen durchgeführt wird.“

An EB leiden in Europa 30.000 und weltweit 500.000 Menschen. 80 Prozent davon erkranken außerdem an Hautkrebs. Das überwiegend aus dem Spendenfonds Telethon finanzierte Pilotprojekt in Modena wird als Ausgangspunkt zur Untersuchung und Heilung anderer genetisch bedingter Pathologien des Hautgewebes dienen. Es soll auch die Informationen für die richtige Dosierung der Stammzellen bei der Gentherapie liefern. Finanzielle Unterstützung haben zudem die Association Francaise contre les Myopathies (AFM), das EU-Rahmenprogramm „Skin Therapy“ und die Fondazione Banca degli Occhi in Modena geleistet.

Media Contact

Harald Jung pressetext.austria

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Medizin Gesundheit

Dieser Fachbereich fasst die Vielzahl der medizinischen Fachrichtungen aus dem Bereich der Humanmedizin zusammen.

Unter anderem finden Sie hier Berichte aus den Teilbereichen: Anästhesiologie, Anatomie, Chirurgie, Humangenetik, Hygiene und Umweltmedizin, Innere Medizin, Neurologie, Pharmakologie, Physiologie, Urologie oder Zahnmedizin.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Atomkern mit Laserlicht angeregt

Dieser lange erhoffte Durchbruch ermöglicht neuartige Atomuhren und öffnet die Tür zur Beantwortung fundamentaler Fragen der Physik. Forschenden ist ein herausragender Quantensprung gelungen – sprichwörtlich und ganz real: Nach jahrzehntelanger…

Wie das Immunsystem von harmlosen Partikeln lernt

Unsere Lunge ist täglich den unterschiedlichsten Partikeln ausgesetzt – ungefährlichen genauso wie krankmachenden. Mit jedem Erreger passt das Immunsystem seine Antwort an. Selbst harmlose Partikel tragen dazu bei, die Immunantwort…

Forschende nutzen ChatGPT für Choreographien mit Flugrobotern

Robotik und ChatGPT miteinander verbinden… Prof. Angela Schoellig von der Technischen Universität München (TUM) hat gezeigt, dass Large Language Models in der Robotik sicher eingesetzt werden können. ChatGPT entwickelt Choreographien…

Partner & Förderer