Mittel gegen Impotenz hilft Patienten mit schweren Durchblutungsstörungen

Studienergebnisse der Homburger Kardiologischen Universitätsklinik von Professor Michael Böhm finden in der amerikanischen Fachpresse große Resonanz.

Erstmalig konnte in einer Studie der Homburger Klinik für Kardiologie und Angiologie gezeigt werden, dass Sildefanil, der Wirkstoff des Potenzmittels Viagra, bei Patienten mit einer besonderen Form von schweren Durchblutungsstörungen, dem so genannten Raynaud-Phänomen, zu einer deutlichen Besserung ihrer Beschwerden führt: Der Wirkstoff Sildenafil optimiert die Durchblutung kleiner Blutgefäße.

Unter dem meist durch Kälte ausgelösten Raynaud-Phänomen versteht man eine anfallsartige Durchblutungsstörung der Finger- oder Zehenarterien, die sich aber nach einer gewissen Zeit selbständig wieder reguliert und keine bleibenden Schäden verursacht. Hinter dem zumeist harmlosen Raynaud-Phänomen können sich aber auch schwer wiegende Grunderkrankungen verbergen, so dass eine exakte Diagnostik notwendig ist. In schweren Fällen kann das Raynaud-Syndrom die Bildung von Geschwüren an Fingern und Zehen verursachen. Hiervon sind weltweit drei bis fünf Millionen Menschen betroffen.

Bei den Patienten der Studiengruppe handelte es sich um ein sekundäres Raynaud-Syndrom, das mit einer Bindegewebserkrankung, der Sklerodermie, einhergeht. Hierbei kommt es längerfristig zu einer Verhärtung der Blutgefäße (Arterien). Durch Verengungen kann es zu Durchblutungsstörungen oder auch zum Absterben von Gewebe kommen. „Die 16 Studienteilnehmer, zumeist Frauen, litten an schweren Bindegewebserkrankungen (Sklerodermie) mit nicht mehr therapierbarem Raynaud-Phänomen. Erstmalig konnte gezeigt werden, dass diese schwerkranken Patienten, die einen hohen Leidensdruck haben, weil kein Medikament mehr wirkt, sich deutlich besser bezüglich ihrer Durchblutung der kalten und zum Teil abgestorbenen Extremitäten fühlen“, erläutert Professor Michael Böhm, Direktor der Klinik für Kardiologie, Angiologie und Intensivmedizin des saarländischen Universitätsklinikums.

An der Studie nahmen 16 Patienten teil. Eine Gruppe erhielt vier Wochen lang zweimal täglich 50 mg Sildenafil, die andere Gruppe ein Placebo. Danach wurde für weitere vier Wochen gewechselt. Die Symptome des Raynaud-Syndroms wurden kontinuierlich dokumentiert und die Blutflussgeschwindigkeit in den Kapillargefäßen gemessen. Bei der Einnahme von Sildenafil waren die Raynaud-Attacken bedeutend schwächer und kürzer, ebenfalls war die Belastung für diese Patienten deutlich niedriger. Patienten, die mit Sildefanil behandelt wurden, hatten im Schnitt 35 Raynaud-Attacken, die mit Placebo 52. Die Gesamtdauer aller Anfälle betrug im Schnitt mit Sildenafil 581 Minuten, mit Placebo hingegen 1046 Minuten. Während der Sildenafil-Behandlung hat sich die Fließgeschwindigkeit des Blutes in den Kapillargefäßen mehr als vervierfacht. Die Patienten hatten weniger Schmerzen, chronische Wunden an Fingern und Zehen begannen zu heilen.

Media Contact

Gerhild Sieber idw

Weitere Informationen:

http://www.uni-saarland.de

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