Studie: "Grippe-Impfung kein Problem für MS-Patienten"

Das "Schlaganfall-Info-Mobil" ist von Mai bis August 2001 in 40 deutschen Städten unterwegs. Die medizinischen Untersuchungsgeräte an Bord ermöglichen es dem beratenden Arzt, innerhalb von zehn Minuten das persönliche Schlaganfallrisiko zu ermitteln. Foto: Bayer AG


Patienten, die an Multipler Sklerose (MS) leiden, können sich gegen Grippe impfen lassen. Das geht aus einer Studie hervor, die an der Neurologischen Klinik der Universität Würzburg durchgeführt und am 10. April im US-amerikanischen Fachblatt "Neurology" veröffentlicht wurde.

„Dieses Ergebnis widerlegt die bei Ärzten und Patienten weit verbreitete Auffassung, dass der Grippe-Impfstoff Krankheitsschübe bei der Multiplen Sklerose auslösen könne. Dass dies durch eine Impfung passiert, ist jedoch höchst unwahrscheinlich“, so der Leiter der Studie, der Neurologe PD Dr. Peter Rieckmann von der Uni Würzburg.

Ähnliche Ergebnisse zur Unbedenklichkeit der Grippeschutzimpfung erbrachten kürzlich auch zwei große epidemiologische Studien in Frankreich und den USA. Eine Impfung gegen die Grippe kann für MS-Kranke wichtig sein, weil sich deren neurologische Symptomatik durch eine Infektion mit dem Grippevirus oft deutlich verschlechtert.

An der Studie nahmen zwölf Patienten mit Multipler Sklerose (MS) und 28 gesunde Freiwillige teil. Sie alle wurden direkt vor und bis zu vier Monate nach einer Grippe-Impfung beobachtet. Ergebnis: Bei keinem der MS-Patienten verschlimmerten sich die Krankheitssymptome nach der Impfung.

Dagegen reagierten beide Gruppen positiv auf den Impfstoff und bildeten verstärkt Antikörper gegen das Influenza A-Virus. Bei keinem Studienteilnehmer wurde eine Beeinflussung der T-Zellen beobachtet, welche die Myelinproteine des Körpers angreifen: Diese Zellen gelten heute als eine der Hauptursachen für die MS.

Die Multiple Sklerose ist bislang nicht heilbar, aber ihr Verlauf kann durch neue Medikamente verzögert werden. Bei der MS kommt es zu einer Entzündung im Zentralen Nervensystem, gefolgt von einem Verlust des Myelinproteins, das die Nervenzellen schützend umhüllt. Später gehen dann die Nervenzellen selbst zugrunde. Als Ergebnis der entzündlichen Vorgänge kommt es zu einer Reihe neurologischer Symptome, zum Beispiel Sehverlust, Lähmungen oder Gefühlsstörungen wie Kribbeln oder Taubheit der Haut.

 

Neville Moriabadi u.a.: „Influenza vaccination in MS: Absence of T-cell response against white matter proteins", Neurology 2001, 56, Seiten 938 – 943

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Robert Emmerich idw

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