Lebenserwartung von Krebspatienten zu pessimistisch

Krebspatienten bekommen unangemessen pessimistische Schätzungen über ihre Lebenserwartung zu hören. Die vorliegenden Statistiken seien oft veraltet

Das geht aus neuen statistischen Analysen des Wissenschaftlers Hermann Brenner, Abteilungsleiter des Deutschen Zentrums für Alternsforschung (DZFA) an der Universität Heidelberg, hervor. Die Ergebnisse werden morgen, Samstag, im Fachblatt The Lancet veröffentlicht

Als Grund für die pessimistischen Schätzungen der Lebenserwartung nennt Brenner die statische Vorgehensweise. Demnach werde die Lebenserwartung nach dem so genannten Kohortenprinzip für einen ganzen Geburtsjahrgang berechnet. Forscher nehmen z.B. alle Menschen, bei denen 1990 Krebs diagnostiziert wurde, und schauen, wie viele der Patienten im Jahr 2000 noch leben. Der medizinische Fortschritt bleibe dabei unbeachtet, kritisiert Brenner in einem Bericht des Fachmagazins New Scientist http://www.newscientist.com .

Bei der Verwendung dieser traditionellen Methode haben Krebspatienten eine durchschnittlich 62-prozentige Chance, noch fünf Jahre zu überleben. Die Chance, noch 20 Jahre zu leben, sinkt auf 40 Prozent. Brenner geht davon aus, dass die Betrachtung der Querschnittsdaten einer ganzen Periode die Methode der Wahl sein sollte. Unter Verwendung dieser Methode steigt die Wahrscheinlichkeit, nach der Krebsdiagnose noch 20 Jahre zu leben, auf rund 51 Prozent. Die Chance noch weitere fünf Jahre zu leben steigt bei der Periodenanalyse von 62 auf 63 Prozent.

Für seine Studie wertete Brenner die Datensätze des US-National Cancer Instituts aus. Die Datenbank beinhaltet alle Arten von Krebs, die bei 24 Mio. Menschen zwischen 1973 und 1998 diagnostiziert wurden. Der Forscher entwickelte ein Computer-Programm, um die Kalkulationen durchzuführen. Die Software steht im Internet zur freien Verfügung . Die finnische Krebsregistrierung hat kürzlich entschieden, die Periodenanalyse in den Jahresbericht zu inkludieren. Ruth Yates, Statistikerin am Cancer Research UK erklärte, die Periodenanalyse für England und Wales im Sommer 2003 einzuführen.

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