Was Kerzen und Fernsehbildschirme gemeinsam haben

Polymercrystallization<br>(c) Physics an Materials Science Reseach Unit <br>

Der überraschende Zusammenhang ist Resultat einer Forschungsarbeit von Prof. Dr. Tanja Schilling und ihrer Teamkollegen Muhammad Anwar und Francesco Turci an der Forschungseinheit „Physics and Materials Science“ der Universität Luxemburg.

Beim Raffinieren von Rohöl wird Paraffinwachs als Nebenprodukt erzeugt. Paraffinwachs wird in vielen Bereichen eingesetzt – für Kerzen, Schmiermittel, Farben, Medikamente und sogar Schönheitsprodukte.

Der Kristallisierungsprozess von Paraffin ist auf makroskopischer Ebene umfassend erforscht, aber auf mikroskopischer Ebene war wenig darüber bekannt – bis jetzt. Als Prof. Schilling und ihre Kollegen sich mit Paraffin auf der Molekularebene auseinandersetzten und den Vorgang untersuchten, durch den geschmolzenes Wachs kristallisiert, kamen sie zu unerwarteten Ergebnissen.

So stellten die Forscher fest, dass sich Wachsmoleküle auf ähnliche Weise ausrichten wie Moleküle in Flüssigkristall, bevor sie ihre endgültige Position einnehmen. Das ist dem Vorgang ganz ähnlich, der in der Flüssigkristalldisplaytechnologie (LCD) bei Fernsehbildschirmen verwendet wird.

„Diese Ergebnisse sind für die Kunststoffindustrie wertvoll, da Polymere, aus denen Kunststoff besteht, langkettige Versionen der Moleküle in Wachs sind“, erläutert Prof. Schilling.

Fast alle Kunststofferzeugnisse des täglichen Lebens werden im Spritzgussverfahren hergestellt. Bei dieser Methode wird geschmolzener Kunststoff in eine Form gegossen und abgekühlt, um das gewünschte Produkt zu formen. Die Untersuchungen von Prof. Schilling liefern wichtige Erkenntnisse, wie etwaige Mängel in diesem Prozess beeinflusst werden können.

Der gesamte wissenschaftliche Artikel mit den Details dieser Forschungsarbeiten wurde in The Journal of Chemical Physics veröffentlicht und kann unter folgendem Link eingesehen werden: http://scitation.aip.org/content/aip/journal/jcp/139/21/10.1063/1.4835015.

Die Forschungsarbeiten wurden im Rahmen eines CORE-Projekts des FNR (Fonds national de Recherche Luxembourg) durchgeführt, der die öffentliche Forschung in Luxemburg in vorrangigen nationalen Bereichen unterstützt.

Über die Forschungseinheit „Physics an Materials Science“

Diese Forschungseinheit der Universität Luxemburg befasst sich schwerpunktmäßig mit der Physik der kondensierten Materie. Ihre Tätigkeit deckt den gesamten Bereich von der elektronischen Struktur von Kristallen bis zur Thermodynamik weicher Materie ab. Experimentelle und theoretische Gruppen arbeiten zusammen, um Materialien zu verstehen und zu entwickeln.

Weitere Informationen:

Link zum Original der Pressemitteilung in Englisch:
http://wwwen.uni.lu/universite/actualites/a_la_une/what_your_candles_and_
tv_screen_have_in_common
Link zur „Physics and Materials Science Research Unit“ – http://wwwen.uni.lu/research/fstc/physics_and_materials_science_research_unit

Link zur Publikation: http://scitation.aip.org/content/aip/journal/jcp/139/21/10.1063/1.4835015

Media Contact

Britta Schlüter idw

Weitere Informationen:

http://www.uni.lu

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Materialwissenschaften

Die Materialwissenschaft bezeichnet eine Wissenschaft, die sich mit der Erforschung – d. h. der Entwicklung, der Herstellung und Verarbeitung – von Materialien und Werkstoffen beschäftigt. Biologische oder medizinische Facetten gewinnen in der modernen Ausrichtung zunehmend an Gewicht.

Der innovations report bietet Ihnen hierzu interessante Artikel über die Materialentwicklung und deren Anwendungen, sowie über die Struktur und Eigenschaften neuer Werkstoffe.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Das Mikrobiom verändert sich dynamisch und begünstigt wichtige Funktionen für den Wirt

Ein interdisziplinäres Forschungsteam des Kieler SFB 1182 untersucht am Beispiel von Fadenwürmern, welche Prozesse die Zusammensetzung des Mikrobioms in Wirtslebewesen steuern. Alle vielzelligen Lebewesen – von den einfachsten tierischen und…

Wasser im Boden – genaue Daten für Landwirtschaft und Klimaforschung

Die PTB präsentiert auf der Woche der Umwelt, wie sich die Bodenfeuchte mithilfe von Neutronenstrahlung messen lässt. Die Bodenfeuchte hat nicht nur Auswirkungen auf die Landwirtschaft, sondern ist als Teil…

Bioreaktor- und Kryotechnologien für bessere Wirkstofftests mit humanen Zellkulturen

Medizinische Wirkstoffforschung… Viele Neuentwicklungen von medizinischen Wirkstoffen scheitern, weil trotz erfolgreicher Labortests mit Zellkulturen starke Nebenwirkungen bei Probanden auftreten. Dies kann passieren, wenn zum Beispiel die verwendeten Zellen aus tierischem…

Partner & Förderer