Medien von morgen – schon heute erforscht
Web 2.0, Handy-TV, Podcasting, Digitalfernsehen oder UMTS – wie interaktive Medien die Gesellschaft und das soziale Verhalten von Menschen verändern und wie Zeitung, Radio und Fernsehen sich mit der neuen Technik wandeln sind Forschungsschwerpunkte des neuen Zentrum für Interactive Media (ZIM) an der Universität Hohenheim. Damit schließt das ZIM eine Forschungslücke, die durch neue Medienangebote aufriss. Bei den neuen Technologien bestimmen nicht mehr Journalisten, sondern zunehmend die Konsumenten den Inhalt selbst. Die ersten Forschungsprojekte sind bereits angelaufen.
Als Handy-Scouts sind derzeit zehn Mitarbeiter des Zentrums für Interactive Media mit der allerneuesten Generation von Mobiltelefonen unterwegs. In U-Bahn-Schächten, Bahnhofswartehallen, beim Shoppen, zu Hause und im Büro beobachten sie sich als Versuchskaninchen selbst: In welchen Situationen nutzen sie das Telefon als Fernseher und welche Inhalte lassen sie sich als TV-Formate auf das Display schicken?
Dabei handelt es sich um eines von drei Projekten, mit denen das ZIM der Universität Hohenheim an den Start geht. „Als Konsument werde ich künftig viel mehr Einfluss auf meine Informationsquellen haben – bis hin zur selbst erstellten Nachricht, dem „User Generated Content““, sagt Prof. Dr. Frank Brettschneider, ZIM-Gründer und Kommunikationswissenschaftler an der Universität Hohenheim. „Wir wollen heute schon skizzieren, wie die künftigen interaktiven Medien genutzt werden, welche Inhalte wahrscheinlich sind und wie sie die Gesellschaft, das soziale Verhalten des Einzelnen und die traditionellen Medien verändern.“
Denn: Dass es Änderungen gibt, ist heute schon absehbar. Anstelle einer Werbeagentur kürte das Magazin „Advertising Age“ die „Konsumenten“ zur Agentur des Jahres. Unter dem Schlagwort Web 2.0 entwickelt sich der passive Surfer im Internet zum Selbstdarsteller. Und auch die traditionellen Medien spüren bereits den Druck: „Aufgrund eines veränderten Werbeumfeldes suchen Zeitung, Fernsehen und Radio nach neuen Finanzierungswegen“, beobachtet Prof. Dr. Brettschneider. „Dabei nutzen sie die digitale Technik als direkten Draht zum Zuschauer, um neuartige Dienste anzubieten: vom TV-Reiseshopping über das Handy-TV bis zum im Internet empfangbaren IP-TV.“ Die Grenzen zwischen den klassischen und den neuen Medien verschwimmen zunehmend.
So wird die aktuelle Handball-WM in Deutschland derzeit nicht nur im Fernsehen übertragen: Fans können sich jedes Spiel des Großereignisses gegen Cash auch im Internet-TV anschauen. „Künftig werden die meisten Sport-Ereignisse direkt im Internet-TV zu sehen sein. Bezahlt wird nach Nutzung“, so Brettschneider. Auch die Verschmelzung der Endgeräte schreitet immer weiter voran. „In absehbarer Zeit werden Fernseher, PC, Festplattenrekorder und Gameboy in einem Gerät integriert sein – und die Nutzer werden sich aktiv in das mediale Geschehen einschalten.“ Zudem ermöglichen die interaktiven Medien den Menschen, sich selbst anderen mitzuteilen. „Das Internet wird noch mehr zum Schwarzen Brett für eigene Gedanken, Ansichten und Emotionen“, so Brettschneider. „Hier treffen das Mitteilungsbedürfnis und der Selbstdarstellungsdrang der einen auf die Neugier und das Interesse der anderen“.
Bereits zum Start des ZIM konnten namhafte Partner aus der Wirtschaft für Kooperationsprojekte gewonnen werden: Zusammen mit dem ersten Mobile-TV-Provider Deutschlands – „Mobiles Fernsehen Deutschland (MFD)“ – und mit Buhl Data entwickeln hoch motivierte Studierende der Kommunikationswissenschaften interaktive Medieninhalte für das Fernsehen von morgen. Im Blickpunkt stehen dabei vor allem die leichte Bedienbarkeit der Technik und der Software, die für die First Mover relevanten Inhalte sowie die Wirtschaftlichkeit der neuen Konzepte.
Hintergrund: Zentrum Interactive Media
Das Zentrum Interactive Media an der Universität Hohenheim wurde ins Leben gerufen, um die Entwicklung, Implementierung und Vermarktung interaktiver Medienangebote zu untersuchen. Die neue Forschungseinrichtung versteht sich als Schnittstelle zwischen Forschung und Praxis und als Ideenschmiede im Bereich Interactive Media. Sie widmet sich in ihren Forschungsschwerpunkten auch den Auswirkungen interaktiver Medien auf das soziale Verhalten von Menschen und den Konsequenzen interaktiver Medien für die Gesellschaft. Zu diesem Zweck arbeitet der Lehrstuhl für Kommunikationswissenschaften eng mit der FAST FORWARD media GmbH zusammen.
Kooperationspartner
Die im September 2005 gegründete MFD Mobiles Fernsehen Deutschland GmbH ist Deutschlands erster Mobile-TV-Provider. Seit Ende Mai 2006 produziert das unabhängige Unternehmen den kommerziellen mobilen Fernsehdienst watcha in eigener Regie. Über watcha ist der Empfang von Fernsehen und Radio auf mobilen Endgeräten wie Mobiltelefonen möglich. Zu den watcha-Vertriebspartnern gehören die Serviceprovider debitel und mobilcom.
Buhl Data Service fertigt nicht nur magnetische und optische Datenträger, z.B. Windows-CDs für Microsoft, sondern entwickelt auch eigene Software-Titel in den Bereichen Steuern, Finanzen, Business, Sicherheit und Multimedia. Das neueste Geschäftsfeld von Buhl Data Service ist die Entwicklung von Software für das digitale Fernsehen. Im Vordergrund steht dabei das Ziel, die riesige Anzahl der Programmangebote in der digitalen Welt für den Zuschauer überschaubar und erlebbar zu machen.
Media Contact
Weitere Informationen:
http://www.uni-hohenheim.de/komm-in/Alle Nachrichten aus der Kategorie: Kommunikation Medien
Technische und kommunikationswissenschaftliche Neuerungen, aber auch wirtschaftliche Entwicklungen auf dem Gebiet der medienübergreifenden Kommunikation.
Der innovations-report bietet Ihnen hierzu interessante Berichte und Artikel, unter anderem zu den Teilbereichen: Interaktive Medien, Medienwirtschaft, Digitales Fernsehen, E-Business, Online-Werbung, Informations- und Kommunikationstechnik.
Neueste Beiträge

CO2 mit Strom binden
Ein Mikroben-Enzym inspiriert die Elektrochemie. Von Menschen freigesetzte Treibhausgase treiben die Erderwärmung. Kohlendioxid (CO2) etwa sammelt sich in der Atmosphäre und ist schwer umzuwandeln, da es sehr stabil ist. Einige…

Einfachere und systematische Qualifizierung von KI-Anwendungen
Ein neues Software-Framework soll Unternehmen die Abnahme bzw. Auditierung von Anwendungen erleichtern, die auf Künstlicher Intelligenz (KI) basieren. Das Framework erarbeiten das Fraunhofer IPA und das Institut für Industrielle Fertigung…

Neue Studie zur Bodenplastisphäre
Forschungsteam um Biologen der Freien Universität Berlin sieht in Mikroplastikverschmutzung in Böden beispiellosen Lebensraum und warnt vor unklaren Folgen. Plastik ist in der Umwelt mittlerweile allgegenwärtig: Während sich frühere Forschungsarbeiten…