Neues interdisziplinäres Projekt zur Emotionsforschung

Lange Zeit wurde angenommen, dass Handlungen und Entscheidungen einen guten Verlauf nehmen, wenn sie möglichst emotionsfrei angelegt sind. Neuere Studien offenbaren das Gegenteil: „Fehlen emotionale Einstellungen gänzlich, so finden in der Regel keine angemessenen Handlungen beziehungsweise Entscheidungen statt“, erklärt Prof. Dr. Achim Stephan vom Institut für Kognitionswissenschaft der Universität Osnabrück. Der Philosoph und Kognitionswissenschaftler arbeitet mit Professor Dr. Dr. Henrik Walter, Labor für Neuroimaging und klinische Neurophysiologie der Universität Frankfurt am Main, in einem interdisziplinären Forschungsprojekt zusammen. Gemeinsam wollen sie die Rolle der Gefühle im Rahmen menschlicher Weltorientierung, das heißt in sozialen Kontexten, bei Bewertungen und Entscheidungsfindungen untersuchen. Dafür stellt die VolkswagenStiftung 650.000 Euro zur Verfügung.

„animal emotionale. Gefühle als Missing Link zwischen Erkennen und Handeln“ lautet der Titel des Projektes, das im Rahmen der Förderinitiative „Schlüsselthemen der Geisteswissenschaften“ gefördert wird. Die zentrale These der beiden Wissenschaftler lautet: Es gibt einen für höhere kognitive Leistungen unverzichtbaren „affektiven Weltbezug“, und dieser bildet eine wichtige Grundlage für jegliche Weltorientierung bei fühlenden Lebewesen. „Darunter verstehen wir zum Beispiel das zunächst intuitive Bewerten von Situationen durch positive oder negative Körpergefühle, die sorgfältigerem Nachdenken den Weg weisen können“, erläutert Stephan. Menschliche Emotionen werden in eng verzahnter Weise aus den Perspektiven der Philosophie des Geistes und der affektiven Neurowissenschaft untersucht.

Die Forscher gehen davon aus, dass Emotionen an sich bereits über kognitive Anteile wie beispielsweise eine Bewertungs- und Urteilsfunktion, über Elemente aus Wahrnehmungs- und Erinnerungsprozessen verfügen. Im Mittelpunkt stehen Emotionen wie Furcht, Wut, Freude, Trauer und die zum Teil stark kulturell gefärbten Gefühle Scham, Stolz, Neid und Eifersucht. Untersucht wird unter anderem, wie emotionale Zustände reguliert und kontrolliert werden können. Darüber hinaus geht es darum, die Rolle von Emotionen bei der Regulation sozialer Beziehungen zu analysieren. Über die Messung der Hirnaktivität soll der Einfluss verschiedener Hirnregionen auf wertende Entscheidungsprozesse wie moralische und nicht-moralische Urteilsbildungen bestimmt werden.

Weitere Informationen:
Prof. Dr. Achim Stephan, Universität Osnabrück,
Institut für Kognitionswissenschaft,
Katharinenstraße 24, D-49069 Osnabrück,
Tel. +49 541 969 6226, Fax +49 541 969 6210
e-mail: acstephan@uni-osnabrueck.de

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Oliver Schmidt idw

Weitere Informationen:

http://www.uni-osnabrueck.de

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